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Leere Enthüllungen

Nina Werkhäuser 11. Januar 2008

Ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat schreibt über seinen Afghanistan-Einsatz. Da packt einer aus, dachte die Hauptstadtpresse. Doch dann kam alles anders.

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Bild: DW

"Endlich mal wieder ein Skandal", dachten viele Berliner Journalisten, als sie nach den ereignislosen ersten Tagen des Jahres zu einer Buchvorstellung eingeladen wurden. Ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat hat niedergeschrieben, was er 2002 im Afghanistan-Einsatz erlebt hat.

Die Schlagzeilen vorab waren dramatisch, es schien um Leben und Tod zu gehen. Packt da einer aus, der richtig viel Staub geschluckt hat? Das fragte sich die Hauptstadtpresse und eilte in Scharen herbei. Redet da endlich mal einer Klartext, der unter den Befehlen unfähiger Vorgesetzter litt, in der deutschen Ausrüstung in Afghanistan kalte Füße bekam und seinen Frust dann am Abend mit Dosenbier ertränkte?

"Top Secret" als Werbeslogan

Die Luft im völlig überfüllten Pressekonferenzraum ist jedenfalls erwartungsgeschwängert, als der frühere Fallschirmjäger mit der Baseball-Kappe sein Buch auspackt. Der Aufdruck "Top Secret" entpuppt sich dann aber als PR-Gag, denn sehr geheimnisvoll sind die Enthüllungen nicht.

Mängel in der Ausrüstung und unzureichende Evakuierungspläne sind bekannt und taugen nicht wirklich für die große Schlagzeile. Der Bundeswehr hat der Autor nur wenig vorzuwerfen, und auch die hartnäckigsten Kollegen vermögen nichts wirklich Überraschendes aus dem Ex-Soldaten herauszubringen. Skandalträchtige Enthüllungen? Fehlanzeige!

Auch lesenswerte Passagen.

Das Fazit: Da hat es ein ehemaliger Stabsunteroffizier geschafft, seine Tagebuchaufzeichnungen zwischen zwei Buchdeckel zu bringen und unter dem Titel "Endstation Kabul" geschickt zu vermarkten, frei nach der Devise: Hauptsache, es wird darüber gesprochen, egal wie.

Dabei hat das Buch durchaus lesenswerte Passagen über den Alltag im Auslandseinsatz, über den Stress und die Angst in brenzligen Situationen. Davon hat die Öffentlichkeit bisher nicht allzu viel erfahren, weil aktive Soldaten mit diesen Geschichten nicht hausieren gehen. Vielleicht ist es also eher das Verdienst des Buches, der notorischen Geheimniskrämerei des Verteidigungsministeriums und zahlloser Presseoffiziere ein Schnippchen zu schlagen.