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Popcamp: Der Meisterkurs für Popmusik

26. Oktober 2009

Kann man Popmusik lernen? Ja, meinen die Veranstalter des Popcamp. Im Meisterkurs für populäre Musik des Deutschen Musikrats bekommen junge Musiker Profitips, die garantiert zum Erfolg führen.

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Teilnehmer des Popcamp auf der Bühne (Quelle: musikrat.de)
Teilnehmer des Popcamp präsentieren ihr KönnenBild: musikrat.de

Luis und Lazerpower rocken den Rittergarten in Tuttlingen vor knapp 150 Zuschauern. Sie sind eine der fünf Bands, die sich für das Popcamp 2009 qualifiziert haben. Die Mannheimer treten als letzte an diesem Abend auf. Der Auftritt ist für die Band eine Bestandsaufnahme. Auf Video und Tonband wird das "Ist" der Gruppe festgehalten. Es dient als Beleg dafür, was die Bands später im Popcamp erreicht haben. Das Ziel aller Musiker im Popcamp 2009 ist klar: Popstar werden; und wie es sich für echte Popstars gehört, wird der Auftritt noch bis in die Puppen gefeiert.

Luis und Laserpower auf der Bühne (Quelle: Ulli José Anders)
Luis und Laserpower rocken den Rittergarten in TuttlingenBild: Uli José Anders/Jonathan Gröger

Wenn der Anwalt zweimal klopft

Nächster Morgen. Vor dem Popolymp hat der Musikgott allerdings das Thema Medienrecht auf den Stundenplan gesetzt. Sichtlich mitgenommen vom Vorabend versuchen die Musiker den Ausführungen der beiden Dozenten Oliver Heinz und Michael von Rothkirch, Fachanwälte für Zivil- und Wirtschaftsrecht zu folgen. Begriffe wie "Werk", "Sample", "Eigentumsrechte" und "Plagiat" fliegen durch den Raum. Nicht jeder Teilnehmer des Seminars kann folgen, aber darum geht es auch nicht. Für den künstlerischen Leiter des Popcamps Henning Rümenapp, Gitarrist der Guano Apes, soll den jungen Musikern nur der Sinn für das Thema geschärft werden. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich damals mit meiner Band mehr von diesen Theorieinhalten vermittelt bekommen hätte", meint Henning, "unser großes Anliegen ist es, die Bands hier mit einem Handwerkszeug auszustatten die sie etwas sicherer durch das mit Wellenbergen versehene Becken der Musikindustrie führt."

Tanzen im Garten des Popcamp (Quelle: Uli José Anders)
Nach der Theorie: Tanzen im Garten des PopcampBild: Uli José Anders/Jonathan Gröger

Üben, Üben, Üben

Zwischen den Seminaren und Workshops feilen die Bands an ihren Songs. Dabei werden sie von Dozenten beobachtet und unterstützt. Jede Gruppe hat ihren eigenen Proberaum. Im Flur der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen wallen die Sounds aus allen Türen. Songwriting, Vocalcoaching, Bühnenpräsenz, Gitarrenarbeit und Produktion, die Lieder des Vorabends werden immer wieder gespielt, immer wieder modifiziert. Dabei liegt es dem Popcamp nicht am Herzen auf den Fehlern rumzureiten. "Die Zielsetzung ist eigentlich, dass wir die Stärken weiter ausbauen und die Schwächen mindern und ganz ausmerzen“, hofft Michael Teikemeier vom Deutschen Musikrat. "Wenn die Musiker dann noch unsere Kriterien wie Originalität, handwerkliches Rüstzeug und Vermarktungsfähigkeit beherzigen, kann das Ziel Popstar durchaus erreicht werden."

Pause im Popcamp (Quelle: Uli José Anders)
Schmuddelige Umkleideräume werden die Musiker bei Erfolg ihr Leben lang begleitenBild: Uli José Anders/Jonathan Gröger

Pauken statt Posen

Unter den Musikern ist die Stimmung gut. Beim gemeinsamen Abendbrot wird gefachsimpelt, was sie von den einzelnen Dozenten lernen konnten, wie ein Coach sie in einer verzwickten Situation weitergebracht hat. Termine mit Produzenten werden ausgemacht, die mal über den Song hören sollen, der letzte Atemtipp von Vocalcoach eingefordert. Die Bands, die hier sind wollen alle nach vorne. Bewerben konnten sie sich für das Popcamp nicht, sie mussten vorgeschlagen werden und im letzten Schritt vor einer Jury bestehen. Nach der Auswahlphase ist die Woche in Trossingen der erste Teil eines dreiteiligen Seminars. Am Ende der ersten Arbeitsphase sollen die Bands versuchen, das umzusetzen was man ihnen nahegelegt hat, im November geht es dann weiter und mündet in einem großen Festival in Berlin. Bis dahin erhofft sich Frider, Sänger und Namensgeber der Band Frieder viel Hilfe bei den Songs und bei der Performance, beim ganzen Auftreten der Band und Möglichkeiten wie man sich weiterentwickeln kann als Band, den Tritt in die richtige Richtung. Pop lernen ja, Pop leben auch! Nach dem Essen noch schnell mit dem Performance-Coach im Institutsgarten getanzt und dann wieder ab in den Proberaum weiterarbeiten. Bis zur letzten Minute wird geprobt und gearbeitet. Doch nach einem harten Tag Arbeit, Proben und lernen kommt dann doch das unvermeiddliche Bier; heißt, der zweite Teil des Medienrechtseminars beginnt wieder mit Kopfschmerzen.

Autor: Ulrich José Anders

Redaktion: Matthias Klaus