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Jobs in Europa

Stephanie Höppner29. April 2013

Rein theoretisch dürfen EU-Bürger in allen 27 Ländern Jobs suchen und auch dort arbeiten. In der Praxis scheitert die Freizügigkeit oft. Ein neuer Gesetzes-Vorschlag aus Brüssel soll die Hürden nun weiter abbauen.

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Flaggen in Brüssel, (Foto: Thierry Monasse/DPA)
Die neue Regelung aus Brüssel soll die bürokratischen Hürden bei der Jobsuche im EU-Ausland entfernen.Bild: picture-alliance/dpa

Mal wird der Berufsabschluss nicht anerkannt, mal scheitert es an fehlenden Sprachkenntnissen: Es gibt viele Gründe, warum die Menschen innerhalb der EU häufig in ihrer Heimat bleiben - auch wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist und andere Länder dringend Fachkräfte suchen. Das will die EU-Kommission jetzt ändern. Arbeitskommissar László Andor legte deshalb in Brüssel einen Richtlinienentwurf vor, der das Arbeiten in anderen EU-Staaten erleichtern soll.

"Da die Arbeitslosigkeit derzeit in einigen Mitgliedsstaaten viel höher ist als in anderen, ist es umso wichtiger, jenen, die es wollen, die Arbeit in einem anderen EU-Land zu erleichtern", erklärte Andor. Seine Idee: Die EU-Mitglieder sollen künftig dazu verpflichtet werden, nationale Informationsstellen für Arbeitssuchende und Unternehmen anzubieten. Außerdem erhalten Gewerkschaften und Organisationen das Recht, ausländische Arbeitnehmer vor Gericht oder Behörden zu vertreten, wenn sie sich zum Beispiel diskriminiert fühlen.

EU-Sozialkommissar Laszlo Andor (Foto:Yves Logghe/AP/dapd)
EU-Sozialkommissar AndorBild: dapd

Nur drei Prozent arbeiten in einem anderem Land

Anlass für Andors Vorschlag ist die hohe Arbeitslosigkeit in den EU-Krisenländern. So veröffentlichte die EU-Statistikbehörde Eurostat im Februar folgende Zahlen: In Griechenland lag die Arbeitslosenquote bei 26,4 Prozent, in Spanien bei 26,3 Prozent. In Portugal waren 17,5 Prozent der Menschen ohne Beschäftigung. Besonders die Jugendlichen sind von der Krise betroffen. In Griechenland und Spanien sind mehr als die Hälfte der unter 25-Jährigen ohne Job. In Portugal, Italien und der Slowakei hat etwa ein Drittel der jungen Leute keine Arbeit.

"Die Hoffnung ist, dass jetzt in den von der Krise betroffenen Ländern durch Arbeitsmobilität die Arbeitslosigkeit abgebaut wird", sagt Herbert Brücker, Forschungsbereichsleiter im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der DW. Doch diese Hoffnung scheint sich bislang nicht zu erfüllen. Denn die Menschen bleiben - der Krise zum Trotz - häufig in ihrer Heimat. Lediglich drei Prozent aller Europäer arbeiten in einem anderen Land.

Arbeiter in einer Werkstatt der KD Stahl- und Maschinenbau GmbH in Breitenworbis (Foto: dpa - Bildfunk)
Fachkräfte gesucht: EU-Bürger sollen leichter Jobs findenBild: picture alliance/dpa

Zwar ist die Zuwanderung aus Spanien, Italien und Portugal stark gestiegen - gemessen an der Arbeitslosigkeit ist sie jedoch noch immer "verschwindend gering", sagt Brücker. Es seien vor allem Menschen aus Mittel- und Osteuropa, die sich jetzt Richtung Deutschland aufmachten. Das Lohnniveau in Rumänien oder Bulgarien liegt derzeit bei etwa einem Drittel des deutschen Lohnniveaus. Die Arbeitssuche in der Bundesrepublik ist somit attraktiv.

Angst vor Bürokratie

Andors Vorschlag bewerten Arbeitsmarkt-Experten unterschiedlich. "Im Grundsatz ist es der richtige Weg, Transparenz über den Arbeitsmarkt herzustellen, aber ich erwarte mir davon keinen sprunghaften Anstieg der Arbeitsmobilität", sagt Volkswirt Brücker. Zudem seien Teile des Vorschlags, wie zum Beispiel die Übersetzung der Jobangebote in Englisch oder andere Sprachen, aufgrund der Fülle kaum zu bewältigen.

"Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass die Freizügigkeit genutzt wird, gerade vor dem Hintergrund zunehmender Fachkräfte-Engpässe in deutschen Unternehmen. Da ist Zuwanderung eine Möglichkeit unter vielen", sagt Stefan Hardege, Arbeitsmarkt-Experte vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag im Gespräch mit der DW. Gleichzeitig warnt er vor den Regulierungen. Das Gesetz dürfe nicht noch mehr Bürokratie schaffen. "Das müssen die Länder selbst entscheiden. Das sollte nicht von der EU kommen", sagt er.

Stefan Hardege, Arbeitsmarkt-Experte vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK); (Foto:DIHK)
Warnt vor Bürokratie: Arbeitsmarkt-Experte Stefan HardegeBild: DIHK

Starthilfe für Neuankömmlinge

Beispiele für solche Starthilfen gibt es bereits, auch in Deutschland. So bündelt das sogenannte 'Welcome Center' in Hamburg auf einer Internetseite die Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das neue Leben in der Hansestadt. Die angesprochenen Themen reichen vom Wohnungsmarkt über Elterngeld bis hin zum Schulwesen.

Andere informieren direkt vor Ort: Das Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft stellt sich und sein Programm jungen Arbeitssuchenden in Madrid vor. Neben Sprachkursen und Ausbildungsplätzen lockt das Werk auch mit einem spanischsprachigen Ansprechpartner, der den jungen Leuten bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen helfen soll. Die Nachfrage ist groß.

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