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Der Firmengründer will Lettlands Energieversorgung umkrempeln

Lydia Heller6. April 2009

Sein Name steht für eine seltene Erfolgsgeschichte der lettischen Wirtschaft: Uldis Pilens, gelernter Architekt, Wirtschaftskapitän und Öko-Vordenker. Sein Konzern „upb“ ist einer der größten Arbeitgeber in Lettland.

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Innenansicht eines Blockheizkraftwerks der Firma "upb" aus Lettland (April 2009)
Innenansicht eines Blockheizkraftwerks, produziert von der lettischen Firma "upb-energy"Bild: upb

Bescheidenerweise heißt der Konzern von Uldis Pilens noch immer so wie seinerzeit sein Architekturbüro: "Uldis-Pilens-Büro". Heute ist "upb" einer der größten Arbeitgeber in Lettland. Entstanden aus dem postsowjetischen Nichts, umfasst der Konzern heute so ziemlich alles, was mit Bau zu tun hat: Beton, Stahl, Holz, Aluminium in Produktion, Handel, Verarbeitung. Der gemeinsame Nenner: Was von "upb" kommt, ist umweltfreundlich und energieeffizient – oder soll zumindest dazu dienen, das Leben umweltfreundlicher und energieeffizienter zu machen.

Von Lettland in die ganze Welt

Die Produktionshalle von "upb-energy“ in der südwestlettischen Hafenstadt Liepaja (April 2009)
Die Produktionshalle von "upb-energy“ in der südwestlettischen Hafenstadt LiepajaBild: upb

Knallrot ragt die Produktionshalle der "upb-energy" aus dem braun-grauen Einerlei des Industriegebiets der südwestlettischen Hafenstadt Liepaja heraus. "Auf dieser Seite der Halle bauen wir unsere 4-6-Zylindermotoren zusammen“, erklärt Produktionsleiter Knipens. "Links ist die größere Montagestrecke, für die 8-Zylinder, 280-Kilowatt-Motoren."

Die "upb-energy" baut Blockheizkraftwerke, kurz BHKWs: Das sind containergroße Anlagen, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen können und damit Privathäuser, Wohnblocks oder ganze Wohnviertel versorgen können. Sie arbeiten dezentral und effizient, nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. In Deutschland und Westeuropa gehört diese Technologie seit den 90-er Jahren zum Standardprogramm in Sachen nachhaltiger Energieerzeugung.

In Lettland war sie kaum verbreitet – bis vor kurzem: "Unsere Anlagen sehen Sie heute, nach einem Jahr Tätigkeit, in Irland, in UK, in USA, in Lettland selbstverständlich, in Deutschland", erklärt Firmengründer Uldis Pilens.

Westeuropäische Technik mit Arbeitskräften aus Lettland

Der Firmengründer von "upb“ Uldis Pilens (April 2009)
Der Firmengründer von "upb“ Uldis PilensBild: upb

Mit dem Handy am Ohr läuft der "upb"-Chef durch die mondäne Jugendstil-Villa, in der er seine Büroräume hat. 30 Unternehmen mit insgesamt 1700 Arbeitsplätzen gehören inzwischen zu seiner Firma.

Erst vor einem guten Jahr, erzählt der 52-Jährige, hat er die "upb-energy" gegründet – als jüngstes der 30 Unternehmen seines Bau-Konzerns. Sie soll sein Aushängeschild werden: Umwelttechnik auf Weltniveau, made in Osteuropa. Dafür hat Pilens Ingenieure und Techniker aus der Schweiz und Deutschland engagiert. Die Strategie: Technologie in Westeuropa einkaufen, in Lettland montieren und die Endprodukte weltweit verkaufen.

"Gerade in Großbritannien und den USA wurden von uns die BHKWs der neuesten Generation eingekauft: per Modem steuerbar, regulierbar weltweit", erklärt Pilens. Die Anlagen gehörten zu den besten weltweit. Dies sei möglich, weil man westeuropäische Technologien mit niedrigen Produktionskosten in Lettland kombinieren könne.

Leasing-Programm für erneuerbare Energien

Doch geschäftlicher Erfolg allein reicht Uldis Pilens nicht. Er ist Energieexperte der Lettischen Volkspartei und schreibt für Fachmagazine – um Skeptikern zu zeigen, wie Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien funktionieren kann.

Letztlich seien Investitionen in Umwelttechnologie auch in Lettland ein Geschäft – und zwar ein gutes, so Pilens. "Wir haben jetzt für den ersten Biogas-Reaktor der Universität bei Vecauce ein Biogas-BHKW noch einmal geliefert", erzählt er. Es sei eine Art Leasing-Programm, was dem Kunden erleichtere, so eine Technik zu implantieren. Auch den Behörden in Lettland werde gezeigt, dass es sich lohne, in Technologie zu investieren.

Mit Visionen in die Zukunft

Einmal pro Woche schaut Uldis Pilens in der Produktionshalle vorbei und bespricht technische Details mit Produktionsleiter Andris Knipens. Gerade ist ein neues Blockheizkraftwerk fertig geworden.

Zufrieden fährt zurück ins Büro. Den Rest der Woche stehen Meetings mit seinen Konstrukteuren in Kopenhagen, Stockholm und Berlin an. Es geht um die Pläne fürs nächste Halbjahr. Pilens Vision ist es, dass jedes größere Landwirtschafts-Unternehmen selber mit Bioreaktoren in der Lage ist, erneuerbare Energie zu produzieren und ins Netz einzuspeisen, sagt er. "Ich würde mir vorstellen, dass unsere Wirtschaft in Lettland oder im Baltikum generell viel energieeffizienter wird", sagt er. Darauf arbeite er hin.

Autorin: Lydia Heller
Redaktion: Mareike Röwekamp