1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Letzter Olympiasieger von 1936 gestorben

6. Mai 2017

Der ehemalige US-Schwimmer Adolph Kiefer war der letzte noch verbliebene Olympiasieger der Spiele in Berlin. Jetzt starb er hochbetagt in den USA.

https://p.dw.com/p/2cW4n
Schwimmer Adolph Kiefer (picture alliance/IMAGNO/Austrian Archives (S))
Bild: picture alliance/IMAGNO/Austrian Archives (S)

Wie mehrere US-Medien berichten, verstarb der ehemalige Spitzensportler am Freitag in seinem Haus in Wadsworth im US-Bundesstaat Illinois. Er wurde 98 Jahre alt. "Adolph Kiefer hat das Schwimmen verkörpert und für seinen Sport jeden Tag gelebt", würdigte der amtierende Chef des US-Schwimmverbandes, Mike Unger, den Verstorbenen. Kiefer sei "im wahrsten Sinne des Wortes ein Pionier für unseren Sport" gewesen, so Unger. 

Kiefer hatte bei den ersten Sommerspielen in Deutschland als 18-Jähriger Gold über 100 Meter Rücken geholt. Später gehörte der Sohn deutscher Auswanderer zu den Kandidaten für die Hauptrolle in den Tarzan-Filmen - doch er schlug das Angebot aus und machte damit den Weg frei für seinen amerikanischen Schwimmkollegen Johnny Weissmüller.

Mit Hitler am Pool

Vor einigen Jahren hatte Kiefer, der sowohl der letzte Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von Berlin 1936 war als auch der älteste noch lebende Olympiasieger der USA, in einem Zeitungsinterview über seine Erinnerungen an die Wettkämpfe in Deutschland während der Naziherrschaft gesprochen.

In der Tageszeitung "Die Welt" schilderte der Sohn deutscher Auswanderer seine Begegnung mit Adolf Hitler bei den Spielen in Berlin: "Ich traf Hitler am Swimmingpool im Olympischen Dorf. Angeblich wollte er mich treffen. Im Jahr zuvor hatte ich bei diversen Schimm-Meetings in Deutschland mehrfach den Weltrekord verbessert und war oft auf den Titelseiten deutscher Zeitungen." Das Gespräch sei jedoch nur kurz gewesen: "Ein Dolmetscher übersetzte, weil er kein Englisch und ich kein Deutsch sprach." Das Gespräch sei von Leni Riefenstahl gefilmt worden.

Zweite Karriere als Schwimm-Ausbilder

In seiner weiteren Laufbahn als Wettkampfsportler schwamm Kiefer zahlreiche Weltrekorde und verlor nur zwei von mehr als 2000 Rennen.

Nachdem er die ihm angebotene Tarzan-Rolle abgelehnt hatte, ging er Anfang der 1940er-Jahre zur Marine. Dort sah er, dass die Navy "mehr Soldaten durch Ertrinken als durch feindliche Kugeln verlor" - und setzte sich dafür ein, dass flächendeckend Schwimmtraining angeboten wurde. Der von ihm erfundene "Victory backstroke" ermöglichte es ungeübten Schwimmern, auf dem Rücken liegend leichter zu atmen und so die Gefahr des Ertrinkens zu verringern. Die Technik wurde später auch vom Amerikanischen Roten Kreuz in ihr Schwimmtraining aufgenommen.

2012 Matt Grevers erhält seine Goldmedaille von Adolph Kiefer
Adolph Kiefer gratuliert Matt Grevers 2012 zur Olympiaqualifikation im 200-Meter-Rücken-Wettbewerb Bild: Getty Images/Al Bello

Geschäftsmann und Ehren-Schwimmer

Adolph Kiefer machte sich anschließend auch als Geschäftsmann einen Namen. Vor allem der von ihm für die US-Schwimmer entwickelte Nylon-Schwimmanzug verhalf ihm zu großem wirtschaftlichem Erfolg.  

Im Jahr 1965 wurde er zum "Ehren-Schwimmer" ernannt und in die International Swimming Hall of Fame aufgenommen.  Seinen 94. Geburtstag feierte er im Jahr 2012 bei den Vorausscheidungen der US-Schwimmer vor den Olympischen Spielen von London - und zur Feier des Tages durfte Adolph Kiefer die Medaillen im 200-Meter-Rücken-Wettbewerb vergeben.

mak/mas (sid, rtre)