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Extremisten vertrieben

2. September 2007

Drei Monate dauerte der Kampf um das von Extremisten kontrollierte Flüchtlingslager Nahr al-Bared an. Jetzt hat die Armee das Camp eingenommen. Extremistenführer al Absi wurde dabei getötet.

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Libanesische Soldaten feiern ihren Sieg in Nahr al-Bared (Quelle: Ap)
Libanesische Soldaten feiern ihren SiegBild: AP

"Der Kampf ist vorbei", sagte ein hochrangiges Mitglied der Sicherheitskräfte. Man habe die Kontrolle über das Camp Nahr al-Bared im Norden des Libanon übernommen, teilten die Streitkräfte am Sonntag mit. In der Nacht hatten Dutzende in der Siedlung verschanzte Kämpfer der Extremistengruppe Fatah al Islam versucht, aus dem von der Armee umstellten Lager auszubrechen. Die Streitkräfte vereitelten den Fluchtversuch. Wie ein Armeesprecher sagte, wurden 37 Anhänger der palästinensischen Islamistengruppe Fatah al-Islam getötet. Auch fünf Soldaten, darunter ein Offizier, starben.

Siniora "glücklich"

Seit Beginn der Kämpfe am 20. Mai kamen hunderte Menschen ums Leben, unter ihnen 156 Armee-Angehörige. Wie ein AFP-Reporter berichtete, schossen libanesische Soldaten am Nachmittag im Inneren der Siedlung in die Luft. Ein Offizier sagte, es handele sich um Freudenschüsse, da die Siedlung gefallen sei. Am Ende des Tages suchten die Streitkräfte nach Angaben eines Sprechers weiter nach Flüchtigen in der Siedlung sowie der näheren Umgebung.

Der libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora feierte die Einnahme des Flüchtlingslagers Landes als großen Sieg. "Ich bin glücklich, ihnen die Nachricht von diesem Sieg der Nation, von der Standhaftigkeit dieser Nation und dem großen Triumph überbringen zu können, den die libanesische Armee gegen die Terroristen erzielt hat", sagte er am Sonntag im örtlichen Fernsehen.

Islamisten-Anführer tot

Bei der Eroberung eines monatelang umkämpften Stützpunkts ist auch der Führer der Fatah Islam getötet worden. Seine Frau habe die Leiche von Schaker al Absi identifiziert, teilte der Direktor des Krankenhauses von Tripoli am Montag (1.9.) mit. Offiziell könne der Tod aber erst nach einer DNA-Analyse bestätigt werden. Al Absi unterhielt Verbindungen zu dem ebenfalls inzwischen getöteten Führer der Al Kaida im Irak, Abu Mussab al Sarkawi. Seit Beginn der Kämpfe in der palästinensischen Flüchtlingssiedlung Nahr el Bared am 20. Mai gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.

Die Kämpfe um das Flüchtlingslager forderten viele Opfer (Quelle: AP)
Die Kämpfe um das Flüchtlingslager forderten viele OpferBild: AP

Zivilisten hatten das Lager schon vor Wochen verlassen. Vor eineinhalb Wochen hatte die Armee auch die Frauen und Kinder der im Lager verschanzten Kämpfer abziehen lassen. Rund 60 Extremisten hielten sich zuletzt nach Angaben des Militärs noch in einer kleinen Zone der Palästinensersiedlung in Tunneln und in Kellern versteckt. In der Nacht zum Sonntag griffen sie nach Angaben eines Offiziers mit Unterstützung von außen zeitgleich im Osten und Süden der Siedlung Stellungen der Armee an. Nach mehrstündigen Gefechten konstatierte ein Armeesprecher am Nachmittag, es gebe keinen Widerstand mehr.

Verbindungen zu El Kaida

Die sunnitische Fatah al Islam wird von den USA als Terrororganisation eingestuft, die Verbindungen zum internationalen Terrornetzwerk El Kaida unterhält. In ihren Reihen kämpfen Palästinenser, Libanesen sowie Vertreter zahlreicher anderer arabischer Nationen. In Nahr al Bared trainierte die Gruppe nach eigenen Angaben junge Palästinenser für den Kampf "gegen die Juden in Palästina". Die Extremisten waren Ende 2006 in die Siedlung bei Tripoli eingedrungen und hatten im Mai Angriffe auf die Armee gestartet.

Die sunnitische Extremistengruppe Fatah al Islam hat sich zum Ziel gesetzt, junge Palästinenser für den "Kampf gegen Juden" auszubilden. Die aus Kämpfern zahlreicher arabischer Staaten zusammengesetzte Gruppe wird von den USA als Terrororganisation eingestuft und soll Verbindungen zum internationalen Terrornetzwerk El Kaida unterhalten. Ende 2006 hat sich die Gruppe in der palästinensischen Flüchtlingssiedlung Nahr al Bared im Norden des Libanon nahe der Stadt Tripoli festgesetzt. Die libanesischen Behörden mussten machtlos zusehen, da die zwölf palästinensischen Siedlungen im Land weitgehend unter der Kontrolle palästinensischer Organisationen und Parteien stehen.

Im syrischen Gefängnis

Der 42-jährige Anführer der Gruppe Schaker Abssi soll Verbindungen zu dem ehemaligen El-Kaida-Chef im Irak, Abu Musab el Sarkawi, gehabt haben. Der Jordanier war 2006 bei einem US-Luftangriff getötet worden. Abssi verbüßte ab 2003 eine dreijährige Haftstrafe in Syrien.

Er sei nicht wegen mutmaßlicher El-Kaida-Verbindungen in Syrien inhaftiert gewesen, sagte Abssi im März in einem Zeitungsinterview. Ihm sei neben Waffenschmuggel vorgeworfen worden, einen Angriff auf den von Israel besetzten Golanhöhen geplant zu haben. In Jordanien verurteilte ein Militärgericht Abssi im Jahr 2004 wegen seiner Verwicklung in den Mord an dem US-Diplomaten Laurence Foley in Amman 2002 in Abwesenheit zum Tode. (stl)