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Mehr Geld für Krieg

23. Mai 2007

Die Waffen im Kampf um das palästinensische Flüchtlingslager im Libanon schweigen vorerst. Der Libanon hat die USA um Militärhilfe gebeten. Die humanitäre Lage vor Ort ist katastrophal, viele Bewohner fliehen.

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Libanesische Soldaten, Quelle: AP
Die libanesische Armee hat Hilfe angefordertBild: AP

Die libanesische Regierung habe eine Unterstützung von 280 Millionen Dollar beantragt, teilte das US-Außenministerium am Dienstag (22.5.07) mit. Der Antrag werde geprüft, hieß es in Washington. Regierungssprecher Tony Snow warf Syrien vor, an einer Destabilisierung der Lage im Libanon interessiert zu sein. Damit solle die internationale Öffentlichkeit von den Bemühungen der Vereinten Nationen abgelenkt werden, ein Sondertribunal zur Strafverfolgung im Mordfall Rafik Hariri zu errichten.

UN-Generalsektretär Ban Ki Moon hat die Angriffe der Islamisten auf libanesische Regierungssoldaten scharf verurteilt. Diese Handlungen stellten einen Angriff auf die Stabilität und Souveränität des Libanon dar und hätten Zivilisten ernsthaft in Gefahr gebracht, erklärte Ban in New York. Die Angriffe müssten sofort aufhören. Zugleich forderte er unverzüglichen Zugang zu den Zivilisten in dem palästinensischen Flüchtlingslager im Norden des Landes.

Massenflucht der Bewohner

Nach Tagen heftiger Gefechte zwischen der libanesischen Armee und den Kämpfern der radikalen Islamistengruppe Fatah al-Islam in dem palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared im Norden des Libanon hat eine Massenflucht der Bewohner begonnen. Vor allem Frauen mit Kindern und alte Menschen verließen am Dienstagabend zu hunderten in Autos und auf Lastwagen das Lager bei Tripoli. Viele Flüchtlinge versuchten auch, sich zu Fuß in einem benachbarten Palästinenserlager in Sicherheit zu bringen.

Flüchtlinge, die mit weißen Fahnen das Lager verließen, berichteten über katastrophale Zustände in dem Camp. Die Leichen der bei den Kämpfen Getöteten blieben in den Straßen liegen, während die Krankenstationen von Verwundeten überfüllt seien. "Die Belagerung und die Kämpfe führen dazu, dass viele an ihren Verletzungen sterben, weil sie nicht behandelt werden können", berichtete auch ein Arzt telefonisch aus dem Lager. Sollten die Gefechte weitergehen, drohe eine humanitäre Katastrophe, sagte er.

Gespannte Ruhe

Rund um das palästinensische Flüchtlingslager ist am Mittwoch Ruhe eingekehrt. Seit Dienstagabend fiel nach Angaben von Reportern vor Ort kein Schuss mehr. Am Nachmittag hatten die Milizionäre der radikal-islamischen Fatah al-Islam eine einseitige Waffenruhe verkündet. Während die Kämpfe nach kurzer Zeit wieder aufflammten, beruhigte sich die Lage nach Angaben der Armee mit Einbruch der Dunkelheit. "Die Lage rund um das Camp ist ruhig, beide Seiten halten sich an die Waffenruhe", sagte ein Armeesprecher. Bei den seit Sonntag andauernden Kämpfen kamen Dutzende Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten. Genaue Opferzahlen gab es zunächst nicht.

Erstmals war es Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA am Dienstag gelungen, mit Lastwagen Nahrungsmittel, Medikamente und Stromgeneratoren in das Flüchtlingslager zu bringen. Auch sie schilderten die Lage als dramatisch. Viele Bewohner des Lagers befänden sich in einem Zustand des Schocks und der Angst, sagte ein UN-Mitarbeiter. Auch ihr Konvoi sei beschossen worden. Die Mitarbeiter des Flüchtlingshilfswerks seien aber unverletzt geblieben.

Die Armee geht seit Sonntag gegen Mitglieder der radikalen Sunniten-Gruppe in dem seit 1949 bestehenden palästinensischen Flüchtlingslager vor. Nach einer 38 Jahre alten Abmachung ist der Armee der Zutritt zum Lager selbst verboten. Die Kämpfe am Eingang waren ausgebrochen, nachdem es zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten und Angehörigen der Gruppe gekommen war, die eine Bank ausgeraubt haben sollen. Insgesamt leben im Libanon 367.000 Palästinenser in zwölf Flüchtlingslagern. (kas)