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Tobruk ruft die Welt zu Hilfe

24. Dezember 2014

Unterstützung beim Kampf gegen Islamisten, Haushaltskrise und ein Desinteresse an Libyen: Außenminister Dairi tritt nurmehr als Bittsteller in Erscheinung. Die desolate Lage seines Landes lässt nichts anderes zu.

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Der Außenminister der international anerkannten libyschen Regierung, Mohammed al-Dairi (Foto: picture-alliance /Ebrahim Hamid / Anadolu Agency/Ausschnitt)
Bild: picture-alliance /Ebrahim Hamid / Anadolu Agency/Ausschnitt

Angesichts der wachsenden Spannungen in Libyen hat der Außenminister des Landes vor Zuständen wie in Syrien gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse seiner Regierung beim Kampf gegen radikale Islamisten helfen, um dies zu verhindern, sagte Mohammed Dairi (Artikelbild) in einem Reuters-Interview. So beteilige sich die Extremistengruppe Ansar al-Scharia an Angriffen auf die Ölanlagen in Libyen. Dairi äußerte sich zudem besorgt darüber, dass die Probleme in seinem Land auf der Prioritätenliste von US-Präsident Barack Obama nicht weit genug oben stehen könnten.

Der Politiker vertritt die international anerkannte Regierung mit Sitz in Tobruk im Osten des Landes. In der Hauptstadt Tripolis hat dagegen eine rivalisierende Gruppe die Macht übernommen. Auch die größten Ölhäfen Es Sider und Ras Lanuf sind nicht mehr unter Kontrolle der anerkannten Regierung. Dairi sagte, seine Regierung stehe vor einer ernsten Haushaltskrise und könnte internationale Kredite beantragen. Darüber habe er bereits mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds gesprochen. Zudem habe er bei den Vereinten Nationen und der US-Regierung um mehr Hilfe beim Kampf gegen den internationalen Terrorismus gebeten.

UN: Mehr als 700 Tote seit Oktober

Im libyschen Bürgerkrieg sind nach UN-Angaben allein seit Ende August Hunderte Zivilisten getötet worden. In den Kämpfen zwischen mehreren verfeindeten Gruppen habe es offenbar auch Kriegsverbrechen wie Folter und Hinrichtungen gegeben, teilten die Vereinten Nationen in Genf mit. Der Konflikt zwischen den einstigen Verbündeten im Kampf gegen den 2011 gestürzten Machthaber Muammar Gaddafi habe mindestens 120.000 Menschen aus dem Land getrieben und eine humanitäre Krise ausgelöst.

Straßenkämpfe in Bengasi (Foto: picture-alliance/AP/Mohammed El-Sheikhy)
Die Gewalt - wie hier in Bengasi - ist und bleibt Alltagserfahrung in LibyenBild: picture-alliance/AP/Mohammed El-Sheikhy

Allein in der Region um die Hafenstadt Bengasi seien seit Oktober mehr als 450 Menschen gestorben. Dort seien sowohl Krankenhäuser beschossen als auch ein Rettungsfahrzeug des Roten Halbmondes für einen Selbstmordanschlag genutzt worden. Eine Sprecherin der UN sagte, die Verantwortlichen könnten für die Verbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt werden. Neben Bengasi sei ein weiterer Schwerpunkt der Gefechte das Gebiet um Tripolis gewesen. Dort seien 100 Menschen getötet und 500 verletzt worden. Weitere 170 Tote seien in den Nafusa-Bergen im Westen gezählt worden.

Die Informationen wurden von UN-Mitarbeitern unter anderem bei Journalisten und Angehörigen der Opfer gesammelt, so die Sprecherin weiter. Die Zahl der Toten wurde in Krankenhäusern ermittelt. Im ganzen Land seien Recht und Ordnung verloren gegangen, die Menschenrechtsverletzungen dauerten an und niemand unternehme etwas, um sie zu stoppen.

sti/wa (afp, rtr)