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Sanierung hat Priorität

30. Januar 2012

Die insolvente Drogeriemarkt-Kette Schlecker kann vorerst weiter machen. Für den Gründer des Unternehmens, Anton Schlecker, hingegen ist die Pleite ein Desaster. Der einstige Multimilliardär ist finanziell ruiniert.

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Das Logo der Drogeriemarktkette Schlecker klebt auf einem Laden-Fenster in Berlin. (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Es waren Zahlungsrückstände bei den Lieferanten, die die Schlecker-Insolvenz verursacht haben. Das Unternehmen habe keine Schulden bei Banken, teilte Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur mit. Die meisten Schlecker-Filialen schrieben schwarze Zahlen. Daher sieht auch der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bei Schlecker in vielerlei Hinsicht Substanz. Geiwitz wurde vom Amtsgericht Ulm zum so genannten vorläufigen "starken" Verwalter ernannt, er bekommt mehr Befugnisse - und will dadurch unter anderem die Mietzahlungen für die Läden sichern. Schlecker und das Tochterunternehmen IhrPlatz hatten in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet.

Die Läden der insolventen Drogeriemarkt-Kette hätten inzwischen wieder ihren vollen Betrieb aufgenommen, nachdem eine Einigung mit dem wichtigsten Gläubiger, der Einkaufsgemeinschaft Markant, und mit anderen großen Lieferanten erzielt worden sei, erklärte Insolvenzverwalter Geiwitz. Demnach wird die Drogeriekette auch wieder von den Konsumgüter-Herstellern Unilever, Beiersdorf, Henkel sowie Procter & Gamble beliefert.

Schlecker: Keine wesentlichen privaten Vermögen

Insolvenzverwalter Geiwitz betonte, die Pleite von Schlecker bedeute auch die Privatinsolvenz von Firmengründer Anton Schlecker. Die Drogeriemarkt-Kette hat die Rechtsform eines eingetragenen Kaufmanns (e.K.). Hierdurch stünden Anton Schlecker und seine Familie für die vor einer Woche angemeldete Insolvenz gerade.

Familie Schlecker (Foto: dapd)
"Familie hat keine wesentlichen privaten Vermögen", sagt Schlecker-Tochter Meike (r)Bild: dapd

Meike Schlecker, die Tochter des Firmengründers Anton Schlecker, widersprach unterdessen Meldungen, dass das Unternehmen über ein großes Vermögen verfüge. Die Familie habe "keine wesentlichen privaten Vermögen mehr", erklärte sie. Schlecker habe in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in das Geschäft gepumpt, um die Restrukturierung voran zu bringen. Die Kinder des Firmengründers, Meike und Lars Schlecker, wollen das Unternehmen weiter führen und so viele Arbeitsplätze wie möglich retten: "Ich stehe der Familienlösung offen und positiv gegenüber", sagte Insolvenzverwalter Geiwitz.

Das bereits vor der Pleite begonnene Sanierungsprogramm könnte demnach fortgeführt werden. Von den gut 6000 Filialen würden einige hundert unprofitable geschlossen, kündigte Schlecker-Finanzchef Sami Sagur an. Um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen, stünde auch das Auslandsgeschäft des Familienunternehmens zur Disposition. Die Auslandsholding hat bisher noch keine Insolvenz angemeldet.

Schlecker und der schlechte Ruf

Nach Verbraucheranalysen ist Schlecker "eines der bekanntesten Handelsunternehmen Deutschlands". Der Ruf der Kette ist aber nicht der beste. Schlecker geriet in den letzten Jahren häufig wegen Dumpinglöhnen und Mitarbeiterschikanen in die Schlagzeilen: "Bei unserem aktuellen CSR-Tracker nimmt das Unternehmen bei den Drogeriemärkten in der Wahrnehmung der Konsumenten mit Abstand den letzten Platz ein, insbesondere auch was Fairness und Mitarbeiterbehandlung angeht", sagt Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) zu DW-WORLD.DE. "Es muss daher bezweifelt werden, ob eine erfolgreiche Neupositionierung unter dem Namen 'Schlecker' möglich und sinnvoll ist." Der so genannte CSR-Tracker untersucht, wie Unternehmen ihr Engagement in puncto Nachhaltigkeit gelingt.

Firmenlogo der Filiale IhrPlatz (Foto: dapd)
Ein besseres Image hat IhrPlatzBild: dapd

Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird sich entscheiden, ob Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.

Autorin: Monika Lohmüller (rtr, dapd, dpa)
Redaktion: Klaus Ulrich