1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lieferkette als Wachstumsmotor

Sabine Kinkartz 23. Oktober 2004

Eine funktionierende Lieferkette ist unabdingbar für die Wirtschaft. Und gut für die Logistik-Konzerne. Die Boom-Branche ist mit rund 150 Milliarden Euro Umsatz der viertgrößte Wirtschaftssektor in Deutschland.

https://p.dw.com/p/5kG9
Kisten müssen transportiert werdenBild: dpa

Die Maut für Lastkraftwagen ist für die Logistik-Branche derzeit ein wichtiges Thema. Viele Branchen-Experten befürchten, dass es mit dem Start zu Beginn des Jahres 2005 lange Staus vor der manuellen Einbuchung ins System an Tankstellen und an der Grenze geben wird. Denn bisher sind weit weniger Erfassungsgeräte, so genannte On-Board-Units - kurz OBU -, in Lastwagen eingebaut, als erhofft, betont der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik (BVL) Peer Witten: "Wir brauchen etwa 800.000 Lastkraftwagen mit On-Board-Units und zeitlich wird nur etwa die Hälfte bis zum Jahresende realisierbar sein. Es wird also zu Staus kommen, obwohl das System funktioniert."

Maut als Problem

Witten steht zur Maut, die Nutzerfinanzierung für Straßen sei im Prinzip der richtige Weg, allerdings müssten grundsätzlich auch PKW in die Pflicht genommen werden. Für Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe ist das derzeit kein Thema, erst einmal muss das System für LKW endlich anlaufen.

Für Spediteure und Lieferanten heißt das vor allem, dass sich die Kosten weiter erhöhen werden. Schon jetzt setzen die hohen Preise für Diesel und Benzin die Branche unter Druck. "Natürlich werden die Transporte teurer", sagt BVL-Vorsitzender Witten. "Bei den Truckern können diese Kosten nicht bleiben, das heißt sie werden durchschlagen. Sie werden natürlich auch durch weitere Rationalisierungsmaßnahmen aufgefangen, die wir aber so oder so machen müssen. Das heißt, man wird versuchen, diese Kosten letztendlich auf der Konsumentenseite unterzubringen."

Wachstum durch neue EU-Länder

Trotz der Mautprobleme wächst die Branche überdurchschnittlich mit derzeit bis zu drei Prozent. Witten führt das unter anderem auf die rasante wirtschaftliche Entwicklung in China, vor allem aber auf die EU-Erweiterung zurück. Allein die Logistik-Märkte in Polen und Tschechien wachsen Witten zufolge derzeit um 15 bis 20 Prozent pro Jahr. "In Europa geht der Blick natürlich auf die zehn neuen Länder. Hier sind die Wachstumsmotoren in Europa, hier sind die Chancen für die Dienstleister, denn nur mit der Vernetzung dieser neuen, vor allem osteuropäischen Länder wird es gelingen, das Wachstum für die nächsten Jahre zu erhalten, das wir dringend auch brauchen", sagt Witten.

Wachstum erhofft sich die Branche auch durch technische Innovationen. Besonders ins Auge sticht dabei RFID, die Abkürzung steht für "Identifizierung mit Hilfe von Funkwellen". Ein kleiner Chip kennzeichnet dabei Paletten, Ladungen, Verpackungen oder einzelne Artikel. Bei der Einführung im Handel hat die Metro-Handelsgruppe die Vorreiterrolle übernommen. Ab dem 2. November 2004 geht RFID bei der Metro-Gruppe in Deutschland an den Start.

"Wir haben in einer ersten Phase rund 20 Lieferanten, die dieses Projekt mit uns aufnehmen und wir binden etwa acht Distributionszentren und etwa 200 unsere Märkte in Deutschland in dieses System ein, die wir auf der einen Seite mit RFID-Schreibgeräten, aber auch mit RFID-Lesegeräten ausstatten", sagt Metro-Vorstandsmitglied Zygmunt Mierdorf.

Logistik ohne Personal

Dabei geht es erst einmal nur um die Kennzeichnung von Paletten, doch schon jetzt erprobt die Metro in einem Pilotprojekt das Fernziel: Einen vollen Einkaufswagen nur durch eine Schranke schieben zu müssen, und die komplette Ware ist zum Kassieren gescannt.