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LINDAU Nobelpreisträgertreffen 2012

Gianna Grün2. August 2012

Für eine Woche im Jahr treffen in Lindau Welten aufeinander. Das idyllische kleine Städchen am Bodensee wird dann zum Treffpunkt der klügsten Köpfe der Wissenschaftswelt.

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Der indische Nachwuchswissenschaftler Mohit Prasad und der italienische Nobelpreisträger für Physik (1984) Carlo Rubbia beim 62. Nobelpreisträgertreffen in Lindau Foto: DW/Anwar Ashraf Aufnahmedatum 3.7.2012 Ort Lindau:
Bild: Mennig / Dw

Theoretische Festkörperphysik, nicht-kommutative Geometrie, Semi- und Superkonduktoren, integrierte Mikrofluid-Systeme, experimentelle Quantenmechanik - schon die Forschungsfelder der Wissenschaftler lassen erahnen, dass hier nicht einfach irgendjemand zugegen ist.

03.07.2012 projekt zukunft Lindau_Altstadt Strassenzug
Die Altstadt von Lindau: malerische Kulisse für das Treffen der Nobelpreisträger.Bild: DW

Im mittelalterlichen Stadtkern fallen die Teilnehmer der Konferenz unter den Lindauern und Touristen auf: Grüne, gelbe, rote Bänder der Namensschilder verraten, wer in welcher Funktion unterwegs ist, blaue und graue Bänder signalisieren, dass es gerade ein Nobelpreisträger ist, der mit seiner Frau die Stadt anschaut, oder ein Nachwuchswissenschaftler, der beim Bier das Fußball-EM-Finale schaut. Obwohl sie alle vermutlich mehr von Physik verstehen als jeder Tourist oder Lindauer, unterscheiden sich auch die Welten der Laureaten und Nachwuchsforscher:

Vier Junge Wissenschaftler aus Indien (von links) Vinamrita Singh, Akashrup Banerjee, Sowmya Spandana Somanchiuand Mohit Prasad beim 62. Nobelpreisträgertreffen in Lindau Foto: DW/Anwar Ashraf Aufnahmedatum 3.7.2012 Ort Lindau:
Eine neue Wissenschaftsgeneration: Junge Forscher aus IndienBild: DW

Während die Nobelpreisträger mit ihrer Begleitung fein herausgeputzt in VW-Bussen mit abgedunkelten Scheiben zur feierlichen Eröffnung gefahren werden, stehen einige Nachwuchswissenschaftler noch vor einer Imbissbude um einen Stehtisch mit grüner Plastiktischdecke. Mit Kostüm, Jackett und der Umhängetasche der Lindauer Konferenz unterscheiden sie sich deutlich von den Lindauer Jugendlichen am Nachbartisch in Baggy-Jeans und mit Basecap, die mit ihrem Smartphone eine vorbeilaufende Taube fotografieren und nicht bemerken, dass da vielleicht künftige Nobelpreisträger neben ihnen stehen. Umgekehrt nimmt auch die Gruppe Jungforscher keine Notiz von den Jugendlichen, sondern verfolgt Currywurst-kauend die Erklärungen einer Nachwuchswissenschaftlerin, die ihre Forschungsarbeit mit der Pommesgabel in die Luft skizziert.

Der indische Nachwuchswissenschaftler Mohit Prasad und der italienische Nobelpreisträger für Physik (1984) Carlo Rubbia beim 62. Nobelpreisträgertreffen in Lindau Foto: DW/Anwar Ashraf Aufnahmedatum 3.7.2012 Ort Lindau:
Alt trifft Jung: Nobelpreisträger Carlo Rubbia und der Nachwuchswissenschaftler Mohit Prasad.Bild: DW

"Deren Forschung ist so speziell, dass man erst eine halbe Stunde Erklärung braucht, bis man deren Verdienst überhaupt verstanden hat“, sagt ein Taxifahrer, der in dieser Woche Teilnehmer und Journalisten zu den Tagungsorten in Lindau fährt. "Viele machen Grundlagenforschung, die erst einmal keinen konkreten Anwendungsbezug hat“, sagt Nachwuchswissenschaftler Dante Kennes, der an der RWTH Aachen im Bereich der theoretischen Festkörperphysik forscht.

"Die Forschung der Nobelpreisträger ist größtenteils in den klassischen Disziplinen angesiedelt. Unsere Forschung ist zwar ähnlich fundamental, aber eher interdisziplinär zwischen verschiedenen Fachrichtungen“, erklärt Nachwuchswissenschaftler Johannes Knolle, der am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme arbeitet, den Unterschied zwischen den Wissenschaftsgenerationen.

"Was sich im Laufe der Zeit gewandelt hat, ist der Zugang zu Informationen“, sagt der brasilianische Nachwuchswissenschaftler Fernando Stavale, der im Bereich chemische Physik forscht. "Verglichen mit uns waren die Nobelpreisträger zu ihrer Zeit fast blind, so rasant hat die Informationsmenge zugenommen. Die große Menge an Informationen kann zwar auch viel Verwirrung verursachen, aber eigentlich sind sie für uns von Vorteil.“

Trotz der Unterschiede gibt es etwas, das beide Wissenschaftsgenerationen gemeinsam haben: die antreibende Neugier, unsere Welt genauer zu verstehen.

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Bild: DW