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Lisa Pei: Die Kandidatin

Stefan Nestler30. November 2005

Das ganze Land ist wegen des Mordes an der Kanzlerkandidatin in Aufruhr. Der Fall scheint eindeutig - bis die Braut des Verdächtigen sich mit ihren ganz eigenen Methoden in die Ermittlung einschaltet.

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Eine verhängnisvolle Affäre: In die Rolle des Michael Douglas schlüpft Manuel Jorn, ein Kreativer aus der Werbebranche, verwöhnter Sohn eines allseits bekannten Tagesschausprechers. In seinem Privatleben ist der 36-Jährige kein Kind von Traurigkeit, denkt mehr mit seinem vermeintlich besten Stück als mit dem Kopf. Das soll sich jetzt ändern. Manuel scheidet aus seiner Werbeagentur aus, um in München seine Freundin Verena zu heiraten, eine gute Partie, Tochter eines reichen Unternehmers. Auf der Fahrt in die Isarmetropole macht Jorn aus einer Laune heraus Station in Marburg, eine weitere Laune treibt ihn ins Bett der schönen Jana, der Glenn Close dieser Geschichte. Sie verführt, um nachher zu erpressen.

Buchcover: Lisa Pei - Die Kandidatin

Doppelmord

Zur gleichen Zeit wird in Bonn Norma Noske ermordet aufgefunden, die Kanzlerkandidatin der Opposition, die in Umfragen acht Prozentpunkte vor dem Bewerber der Regierung lag. Die Politikerin mit der Vorliebe für jüngere Liebhaber hat Jorn gekannt, wollte sich mit ihm an jenem Abend treffen, den sie nicht überlebte.

Manuel wird verhaftet, auf dem Münchner Standesamt, bevor er Verena sein Ja-Wort geben kann - nicht wegen des Mordes an der Kanzlerkandidatin, sondern weil in Marburg Jana, seine Femme fatale, erstochen wurde. Augenzeugen haben Jorn in ihrem Haus gesehen, auf der Tatwaffe, einem Küchenmesser, finden sich seine Fingerabdrücke. Manuel verstrickt sich in Widersprüche, die Schlinge zieht sich zu.

Eine weitere kommt hinzu. Das Bundeskriminalamt hat seinen besten Schnüffler auf den Fall Noske angesetzt: Kilian Mink, eine Mischung aus Schimanski und John Wayne. Seine Ermittlungen führen ihn zu Jana und damit auch zu Manuel. Jorn steht vor dem Scherbenhaufen seines Lebens: alle Welt hält ihn für einen Doppelmörder, die Ehe mit Verena ist geplatzt.

Extrem unterhaltsam

Wo ist das Schlupfloch? Ist Manuel nur Spielball in einem politischen Komplott? Ist Verena ihm auf die Schliche gekommen und hat ihm geschickt eine Falle gestellt? Ist er am Ende wirklich der Schuldige? Natürlich wird die Lösung an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel, dass das Ende überraschend komt.

Lisa Pei ist ein Pseudonym. Wahrscheinlich will die in Köln geborene Grundschullehrerin ihre ABC-Schützen nicht verschrecken. Schließlich geht es in Krimis um menschliche Abgründe. Auf Blutorgien verzichtet Lisa Pei, sie erzeugt Spannung auf subtilere Art. Immer wieder lockt sie den Leser auf neue Fährten, um diese dann meist nach einer überraschende Wende im Sande verlaufen zu lassen. Also hält der schmökernde Spürhund die Nase in eine andere Richtung, die Suche beginnt aufs Neue. Das ist kurzweilig und extrem unterhaltsam. Da verzeiht man Lisa Pei, dass einige Charaktere ein wenig zu glatt gezeichnet sind. Am Ende geht es doch nur um den Fall, um die Lösung der verhängnisvollen Affäre.

Lisa Pei
Die Kandidatin
Aufbau Verlag, 2005
ISBN 3-7466-2176-3
EUR 7,95