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Litauen sucht Investoren in den USA

6. Februar 2010

Litauen leidet unter der globalen Finanzkrise. 2009 sank das Bruttoinlandsprodukt um 15 Prozent. Regierungschef Kubilius hofft, dass sein rigoroser Sparkurs Früchte trägt, und sucht in den USA nach Investoren.

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Litauens Ministerpräsident Kubilius, hier bei einem Vortrag in Vilnius (Foto: DW)
Litauens Ministerpräsident Kubilius, hier bei einem Vortrag in VilniusBild: DW / Vileita

In der litauischen Hauptstadt Vilnius ist man sich bewusst, dass Investitionen in die Zukunft notwendig sind, damit die Wirtschaft sich erholt. In dieser Woche war der litauische Ministerpräsident deswegen in den USA.

Dort besuchte er führende IT-Firmen wie Cisco, Oracle, IBM und HP. Die Visiten sollten ein erster Schritt sein, ein politischer Anschub der wirtschaftlichen Interessen des baltischen Landes. Denn Litauen möchte gern die IT-Zentrale in Europa werden.

Kubilius zählte die vier Faktoren auf, die Litauen nach seiner Ansicht für amerikanische Firmen attraktiv machen: "Wir haben europaweit neben den Italienern die höchste Dichte an Mobiltelefonnutzung, wir gehören weltweit zu den fünf Ländern mit dem am besten entwickelten Breitbandnetz.“ Außerdem habe Litauen ein gutes Bildungssystem und doppelt so viele Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss wie im europäischen Durchschnitt. „Und wir haben ein sehr investitionsfreundliches Klima", sagte der Regierungschef im Washingtoner Büro der Bertelsmannstiftung.

Silicon Valley in Litauen?

Litauen hat nur 3,4 Millionen Einwohner, aber 40 Prozent davon besitzen einen Hochschulabschluss. 1000 IT-Spezialisten bilden die litauischen Universitäten im Jahr aus. Die Regierung will verhindern, dass sie weiterhin nach Großbritannien oder die USA abwandern. In Litauen soll deswegen ein kleines "Silicon Valley" entstehen. Die US-Firmen hätten durchaus Interesse gezeigt, hieß es aus der litauischen Delegation. Denn trotz der guten Ausbildung sind Arbeitskräfte in Litauen billig.

Die litauische Hauptstadt Vilnius (Foto: DW)
Die litauische Hauptstadt VilniusBild: DW / Johannsmeier

Dass die Litauer flexibel sind, hätten sie in den letzten Jahrzehnten gezeigt, erklärte Finanzministerin Ingrida Simonyte in Washington. Jetzt würden die Menschen an den besseren Wirtschaftszahlen sehen, dass sich der drastische öffentliche Sparkurs auszahle. Sie glaube, dass die Bevölkerung deswegen eher weiteren Sparmaßnahmen zustimme, die jetzt notwendig seien. "Das ist anders in anderen Ländern, wo die Menschen an einen gewissen Wohlstand gewöhnt sind und darauf spekulieren, dass es immer jemanden gibt, der sie unterstützt und sie aus der Krise holt. Wir hatten niemand zu Beginn der Krise Anfang 2009, der uns geholfen hat", sagte Simonyte.

Hilfe von der EU

Doch die Tatsache, dass Litauen Mitglied der Europäischen Union ist, habe natürlich einen Unterschied gemacht, fügt sie hinzu. Die Finanzhilfen der EU für Litauen seien die einzige Möglichkeit für ihre Regierung, Konjunkturhilfen zu finanzieren. Die Ministerin gibt zu bedenken, dass die Länder, die zum EU-Haushalt große Summen beitrügen, das nicht besonders gerne sähen und gerne weniger zahlen würden. Aber in der derzeitigen Wirtschaftslage sei "diese Solidarität die einzige Möglichkeit, damit wir überhaupt irgendeine Art von Steueranreizen wie in Deutschland oder Frankreich geben konnten".

Dennoch ist es ein weiter Weg für Litauen bis zu wirtschaftlichen Erholung, wie die jüngsten Arbeitslosenzahlen zeigen: Die Quote stieg im Januar auf 13.3 Prozent. Im Vergleich: im Dezember 2007, dem Höhepunkt des Wirtschaftsbooms, lag sie bei 4,3 Prozent.

Autor: Christina Bergmann

Redaktion: Reinhard Kleber