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Buchmesse in Buenos Aires

24. April 2009

Die Buchmesse in Buenos Aires ist eine der wichtigsten im spanischsprachigen Raum. Argentinien bereitet sich auf den Gastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2010 vor.

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Bild: dpa

Argentinien ist ein Leseland. "Hier steigen Sie in die U-Bahn und sehen junge Leute Nietzsche lesen", sagt der Leiter des Goethe Instituts Buenos Aires, Hartmut Becher, voller Bewunderung. Das habe er in Berlin noch nie erlebt. Becher ist in diesen Tag vollauf beschäftigt: auf der 35. Buchmesse in Buenos Aires soll den lesefreudigen Argentiniern zeitgenössische deutsche Literatur nahegebracht werden. Für den Deutschlandtag hat das Goethe-Institut die Schriftstellerin Julia Franck nach Buenos Aires eingeladen. Ihr Roman "Die Mittagsfrau" ist pünktlich zur Messe in Argentinien auf Spanisch erschienen – in Spanien kommt die Übersetzung erst später auf den Markt.

Nominierung Deutscher Buchpreis 2007 - Julia Franck
Julia Franck stellt in Argentinien ihren Roman "Die Mittagsfrau" vorBild: picture-alliance/dpa

Weltsprache Spanisch


Der spanischsprachige Literaturmarkt ist zahlenmäßig einer der größten der Welt: er umfasst 400 Millionen potentielle Leser in 21 Ländern Amerikas und Europas. Damit ist Spanisch, nach Chinesisch, Hindi und Englisch, die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt.


Argentinien verfügt über eine große Verlagslandschaft und zeichnet sich durch einen dynamischen Buchmarkt aus. Alle großen spanischen Verlagskonzerne sind in Argentinien mit eigenen Häusern präsent. Allein im Großraum Buenos Aires soll es mehr Buchhandlungen geben als in ganz Brasilien. Die Argentinier sind lesehungrig. Im vergangenen Jahr wurden über 26.000 Titel auf den Markt gebracht. Die Gesamtauflage erreichte 93 Millionen Exemplare.


Auf der diesjährigen Buchmesse sind über 1000 Verlage aus 42 Ländern vertreten. Die Messe-Organisatoren hoffen, trotz der Wirtschaftskrise, auf regen Besuchersandrang. Gegensatz zur Messe in Frankfurt, die als Fachmesse nur ein Wochenende der Öffentlichkeit die Türen öffnet, sind in Buenos Aires nur wenige Tage für Fachbesucher reserviert, aber fast drei Wochen für jeden Buchinteressierten.

Julio Cortazar argentinischer Schriftsteller
Julio Cortazar zählt zu den weltweit bekanntesten argentinischen SchriftstellernBild: picture-alliance / maxppp

Argentinien am Main

Im kommenden Jahr wird das Argentinien Gastland der Frankfurter Buchmesse sein.

Im Vorgriff auf die Einladung nach Frankfurt hat die argentinische Regierung einen Etat von umgerechnet 250 000 Euro für die Übersetzung argentinischer Literatur ins deutsche zur Verfügung gestellt. Bis 2010 sollen 100 Titel übersetzt werden – dabei sollen die unterschiedlichsten Genres berücksichtigt werden: Fiktion und non-fiction,

Kinderbücher, Romane, Poesie, Klassiker. Im kommenden Jahr feiert das südamerikanische Land den 200. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von Spanien. Die Frankfurter Buchmesse sei eine ideale Gelegenheit, "unsere Werte und unsere Kultur über unsere

Bücher weiterzugeben", sagte die Präsidentin des Organisationskomitees für den Auftritt Argentiniens auf der Buchmesse, Magdalena Faillace.

Eva Peron, Ehefrau des argentinischen Präsidenten Juan Domingo Peron
Mit Eva Peron als "Kulturbotschafterin" können sich nicht alle Argentinier anfreundenBild: AP


Im Rahmen der Messe sind diverse Ausstellungen zur argentinischen Kultur geplant, unter anderem aus den Bereichen Comic, Theater und sogar dem Kunsthandwerk. Die Entscheidung, welche Schriftsteller Argentinien offiziell in Frankfurt vertreten sollen ist noch nicht gefallen. Das südamerikanische Land hat weltberühmte Schriftsteller wie Jorge Luis Borges und Julio Cortázar hervorgebracht. Zu den bekanntesten lebenden Autoren zählen César Aira, Claudia Piñeiro, Eduardo Belgrano Rawson und Martín Kohan. Während die deutsche Seite vor allem an jungen Schriftstellern interessiert sei, wolle Argentinien auch weniger bekannten Autoren eine Chance geben.


Wer repräsentiert Argentinien?


Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Argentinien heftige Debatten um den Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse gegeben. Präsidenten Christina Kirchner hatte dafür plädiert, Argentinien solle sich mit den vier wichtigsten Persönlichkeiten präsentieren, die emblematische für die jüngere Geschichte des Landes stehen: der Fußballstar Diego Maradona, die ehemalige First Lady Eva Perón, die Tango-Ikone Carlos Gardel sowie der Arzt und Revolutionär Che Guevara. Daraufhin war in der Literaturszene des Landes ein Sturm der Entrüstung losgebrochen, und die Präsidentin musste nachbessern: die Liste der repräsentativen Argentinier wurde um die Schriftsteller Jorge Luis Borges und Julio Cortázar erweitert. (mge/dpa/EFE)