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Lizenz zum Forschen

8. Juni 2009

In Saarbrücken fand am Wochende der erste internationale James-Bond-Kongress statt. Kultur- und Literaturwissenschaftler aus Großbritannien, Holland und den USA diskutierten Fragen rund um den Mythos 007.

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Die verschiedenen James Bond Darsteller: v.l. (oben) Sean Connery (Archivbild 1983), George Lazenby (Archivbild 1969), Roger Moore (Archivbild 1983), (unten) Timothy Dalton (Archivbild 1988), Pierce Brosnan (Archivbild 2002) und den neuen Agenten 007 Daniel Craig (Archivbild 2005) (Fotos: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Während man bei James Bond an schnelle Autos, schöne Frauen und leckere Martinis denkt, bietet der Blick über den Parkplatz an der Uni Saarbrücken ein anderes Bild: Statt Aston Martin, BMW und Lotus warten französische Fabrikate wie Renault, Citroen und Peugeot auf ihre nächste Fahrt. Das ist im Saarland nicht verwunderlich. Im kleinsten Bundesland Deutschlands, gleich an der Grenze zu Frankreich, gehört ein Stück Lebensart von nebenan zum Alltag.

Und die Frage nach großen oder kleinen Autos haben sich die Kultur- und Literaturwissenschaftler, die zur James-Bond-Konferenz gekommen sind, sowieso nicht gestellt. Die meisten Bond-Forscher sind ohnehin per Flieger aus Großbritannien, den Niederlanden und sogar aus den USA nach Saarbrücken gereist.

Gucken für die Wissenschaft

Porträt Prof. Joachim Frenk, im Hintergrund ein James-Bond-Plakat (Foto: Sascha Baron / DW)
Joachim Frenk - Initiator der internationalen James Bond Konferenz in SaarbrückenBild: DW

Eingeladen hat ein großer Mann mit blonden Haaren, Professor Joachim Frenk von der Universität des Saarlandes. Mit seinem Aussehen könnte auch er sicherlich einen guten Agenten abgeben. Das nötige Know-How hat er sich selbst angeeignet. Er hat alle Bond-Filme gesehen, natürlich rein wissenschaftlich.

Dabei interessiert sich Frenk weniger für das Talent von James Bond, auf allen möglichen Kontinenten stets die schönsten Frauen kennen zu lernen: Das spannendste Thema ist für ihn, wie Bond, der inzwischen eine 56-jährige Geschichte auf dem Buckel hat, zur langlebigsten und erfolgreichsten Kultfigur der globalen Unterhaltungsgesellschaft werden konnte.

007 als Serienkiller?

Sean Connery als James Bond mit einem Martini in der Hand (Foto: AP)
Gerührt? Geschüttelt? Nicht alle Fragen werden beim Bond-Kongress thematisiertBild: AP

Drei Tage lang diskutieren 90 Wissenschaftler in zwei Konferenzsälen: Warum reist eigentlich James Bond in jedem Streifen um die halbe Welt? Warum darf er niemals sterben? Und warum ist James Bond kein Gentleman mehr? Zu diesen Themen gibt es Vorträge. Und der Kanadier Anthony Metivier vom Fachbereich Kunstgeschichte an der Uni Saarbrücken widmet sich der Frage, ob James Bond ein Serienkiller ist.

Er selbst wehrt sich gegen diese Verurteilung: "Nein, Bond ist kein Serienmörder. Aber viele Leute behaupten das. Ich untersuche, welche Behauptungen aufgestellt werden. Rational ist es jedenfalls nicht zu begründen, da das Wort 'Serienkiller' eine ganz andere Wortbedeutung hat."

Wer ist der beste Bond?

Mineralwasser- und Saftflaschen (Foto: Sascha Baron / DW)
Promillefreie 007-ForschungBild: DW

Auch kulturelle Aspekte werden genauestens beleuchtet. So fragt sich etwa Jörg Sternagel aus Potsdam, welche schottischen Elemente man bei Sean Connery feststellen kann. "Es ist sehr signifikant, dass Connery in den frühen Filmen ausruft: 'For King and country or what I do, I do it for England'."

Während Daniel Craig, der neue James Bond, die Frauenwelt spätestens überzeugt hat, seit er durchtrainiert und in einer knappen hellblauen Badehose aus dem Meer gestiegen ist, finden Fans der alten Garde, dass der "Neue" sich nicht so recht in die alten Rollen fügen will. Fast ist man versucht zu sagen, er ist zu cool geworden für die Wissenschaft.

Ohne Bond-Girls und Martini

Redner auf der James-Bond-Konferenz (Foto: Sascha Baron / DW)
Wer ist der beste Bond? Auch die Forscher sind uneinsBild: DW

Trotzdem ist Daniel Craig in Saarbrücken präsent. Er steht sogar direkt vor dem Konferenzsaal - als Pappmaché-Figur und überdimensional auf einem großen Filmplakat. Fehlt eigentlich nur noch der Martini - doch den darf man im Dienst der Forschung nicht erwarten.

Wasser, Tee und Kaffee sorgen für klare Köpfe bei den Wissenschaftlern. Auch die Gefahr, dass ihnen die Köpfe von einem Bond-Girl verdreht werden, ist gering. Trotzdem spielen Emotionen eine Rolle. Stellt ein James Bond denn welche zur Schau?

007: Mehr Emotionen als man denkt

Für Cordula Lenke von der FU-Berlin eine klare Sache: "Es heißt ja immer, er zeigt keine. Doch er zeigt natürlich Emotionen! Und das unterscheidet ihn von der 'Killing-Machine', als die er oft gesehen wird. Und was ich dabei spannend finde, ist: Seine Emotionen sind so 'Gadget' wie seine Uhr oder sonstige Sachen."

Es gilt jetzt nun sogar als wissenschaftlich erwiesen und belegt, dass James Bond also weder Terminator noch Serienkiller ist und sogar Emotionen zeigt. Keine allzu überraschenden Ergebnisse. Aber das hatte Joachim Frenk, der die Konferenz organisiert hat, auch gar nicht erwartet.

Im kleinen Saarbrücken konnten die weltweit bekanntesten Bond-Forscher der Kulturwissenschaften ihre Ergebnisse zusammentragen. Und in einer Streitfrage sind die Wissenschaftler mit der Lizenz zum Forschen genauso uneins wie die normalen Bond-Fans: Wer ist denn nun der beste Bond aller Zeiten?

Autor: Sascha Baron
Redaktion: Aya Bach