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Lohnende Anstrengung

Karl Zawadzky, Tokio5. Juli 2002

Seit dem 3. Juli 2002 tagt in Tokio die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft - Anlass für Politiker und Wirtschaftskapitäne, deutsche Unternehmen zu mehr Engagement in Asien anzuhalten.

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Asiatischer Wirtschaftsmotor: die japanische IndustrieBild: AP

Mit dem Aufruf, Deutschland müsse der asiatisch-pazifischen Region größere Bedeutung als bisher beimessen, hat Bundespräsident Johannes Rau am Mittwoch (3. Juli 2002.) in Tokio die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft eröffnet. In der Region leben 3,5 Milliarden Menschen, 60 Prozent der Weltbevölkerung. Die asiatischen Staaten erwirtschaften ein Viertel des globalen Bruttosozialprodukts und bestreiten fast ein Drittel des Welthandels.

Japan wichtigster Handelspartner in Asien

Japan - das Gastland der Konferenz mit rund 750 deutschen Unternehmern und Managern - ist trotz der bereits seit Jahren andauernden Flaute nach wie vor der Wirtschaftsmotor Ostasiens und der wichtigste Partner der deutschen Wirtschaft in Asien. Der bilaterale Warenaustausch erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von 36 Milliarden Euro, wobei sich die deutschen Exporte auf 13 Milliarden Euro beliefen. Neun Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen in Japan investiert.

Da die deutschen Exporte nach Japan nur etwa die Hälfte der japanischen Ausfuhren nach Deutschland ausmachen, rief Bundeswirtschaftsminister Werner Müller die deutsche Wirtschaft zu verstärkten Anstrengungen auf dem schwierigen, aber lohnenden Markt auf. Dieser Aufruf gelte insbesondere für den deutschen Mittelstand, dessen Präsenz in der Region ausbaufähig sei. Der Bundeswirtschaftsminister begrüßte die regionale Wirtschaftsintergration und den Abschluss von Freihandelsabkommen in Asien.

China holt auf

Siemens-Chef Heinrich von Pierer, der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, lieferte Zahlen zu den deutsch-asiatischen Wirtschaftsbeziehungen. So seien die deutschen Exporte nach Vietnam im vergangenen Jahr um 55 Prozent gestiegen, nach Indonesien und auf die Philippinen um jeweils 20 Prozent und nach Thailand um 18 Prozent. Auch die deutschen Investitionen in der Region seien um 20 Prozent gestiegen. Ganz vorne, mit gut einem Drittel des deutschen Investitionsbestandes im Ausland, liege Japan, gefolgt von China.

Strukturreformen und Arbeitslosigkeit

Der japanische Wirtschaftsminister Takeo Hiranuma konstatierte mit Blick auf sein Land und auf Deutschland Gemeinsamkeiten, die von der Rohstoffknappheit bis zur hohen Arbeitslosigkeit reichen. Japan, so der Minister, befindet sich im Umbruch. Ähnlich wie in Deutschland sollen lange vernachlässigte Strukturreformen eingeleitet werden - von einer Steuerreform über die Verringerung der Staatsausgaben bis zur Stärkung der privaten unternehmerischen Initiative. Außerdem soll der schwache private Konsum gestärkt werden.

Von der geplanten Freihandelszone mit Ostasien erhofft sich die Regierung einen neuen Wachstumsschub. Der Vorsitzende der Vereinigung der japanische Unternehmensverbände, Toyota-Charman Hiroshi Okuda, setzt im Zuge der Strukturreformen auf den Zufluss ausländischen Kapitals nach Japan.

Mehr Einfluss für ausländische Unternehmen

Dabei sei auch ein stärkerer ausländischer Einfluss auf japanische Unternehmen möglich; herausragende, weil wirtschaftlich erfolgreichere Beispiele dafür seien die Engagements etwa von DaimlerChrysler bei Mitsubishi und von Renault bei Nissan. Japan begreift nach den Worten von Toyota-Chef Okuda solche Engagements nicht länger als Bedrohung, sondern als Chance.