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Lokführer legen Zugverkehr lahm

18. Oktober 2014

Viel geht nicht mehr auf der Schiene: Der Lokführer-Streik sorgt seit Samstagmorgen für große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Laut Bahn fahren nur etwa 30 Prozent aller Fernzüge.

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Eine junge Frau steht vor einem stehenden Zug auf einem Bahnsteig (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Mitten im Reiseverkehr der Herbstferien fahren kaum noch Züge. Besonders betroffen sind nach Angaben der Deutschen Bahn die Regionen Halle/Leipzig, Hamburg/Hannover sowie Mannheim. Auch viele S-Bahnen fallen aus, etwa in Berlin, München oder Frankfurt. Mit einem Ersatzfahrplan will das Unternehmen mindestens ein Drittel des Angebotes aufrechterhalten und nach Streik-Ende am Montagmorgen die Verfügbarkeit der Züge zu sichern. Auch bei der Regional- und S-Bahn läuft der Notverkehr nach Bahn-Angaben insgesamt gut an.

Dennoch: Millionen Bahnreisende müssen sich auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. In mehreren Bundesländern fangen die Herbstferien an, in Nordrhein-Westfalen und Thüringen enden sie. Für gestrandete Reisende stellte die Bahn eigenen Angaben zufolge Hotelzüge in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München bereit. Das Unternehmen bat seine Fahrgäste, sich auf der Bahn-Internetseite über die Ersatzfahrpläne zu informieren.

Zankapfel Zugpersonal

Am frühen Samstagmorgen war die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Personenverkehr in den Ausstand getreten. Besonders starke Einschränkungen gibt es nach Bahnangaben im Güterverkehr, der bereits seit Freitag bestreikt wird. Nach Angaben der GDL endet der Streik am Montagmorgen um 4.00 Uhr.

Die GDL will mit dem Ausstand den Bahnverkehr in ganz Deutschland lahmlegen und so den Druck auf die Unternehmensleitung erhöhen. Die Gewerkschaft verlangt aufs Jahr gerechnet fünf Prozent mehr Lohn bei kürzeren Arbeitszeiten. Kern des Konflikts ist aber, dass sie dies nicht mehr allein für die 20.000 Lokführer fordert, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Die Vertretung dieser Gruppe beansprucht die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft für sich. Die Bahn lehnt konkurrierende Abschlüsse für dieselbe Berufsgruppe ab.

GDL weist Bahn-Angebot zurück

Das Unternehmen hatte am Freitag ein neues Tarifangebot vorgelegt. Dieses sieht eine dreistufige Gehaltserhöhung um fünf Prozent bis Juli 2016 sowie eine Einmalzahlung von rund 325 Euro vor. Zudem bot der Konzern an, zum Abbau von Mehrarbeit im kommenden Jahr 200 zusätzliche Lokführer einzustellen.

Hauptbahnhof in Hannover (Foto: dpa)
Wie gehts weiter? Reisende am Hauptbahnhof in Hannover.Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Die GDL wies das Angebot zurück. Gewerkschafts-Chef Claus Weselsky sagte, das Unternehmen verweigere "nach wie vor inhaltliche Verhandlungen für das gesamte Zugpersonal in der GDL". Die Bahn biete "für Lokomotivführer auf den ersten Blick scheinbar massive Verbesserungen, die sie aber gleichzeitig den Zugbegleitern verweigert".

Scharfe Kritik an der GDL

Bahn-Vorstand Ulrich Weber kritisierte den Streikaufruf der Lokführergewerkschaft scharf. "So kurzfristig und in dieser Dimension sind die Streiks völlig verantwortungslos und an der Grenze zur Irrationalität", sagte der Weber der "Bild"-Zeitung. Trotz des jüngsten Tarifangebots habe sich die Gewerkschaft "keinen Millimeter" bewegt.

Kritik kommt auch vom Handelsverband Deutschland (HDE). HDE-Präsident Josef Sanktjohanser, sagte dem Blatt: "Das ist eine riesengroße Verantwortungslosigkeit der GDL. Wenn die Kunden wegbleiben und die Ware nicht ankommt, weil die Bahn nicht fährt, ist das eine absolute Katastrophe für unsere Unternehmen und Beschäftigten."

Profiteure des zweitägigen Streik sind im Fernverkehr vor allem Busse. Bereits am Freitag hatte die Nachfrage die Kapazitäten von Fernbus-Anbietern weit überschritten. Auf Omnibusbahnhöfen in ganz Deutschland herrschte am Samstagmorgen reger Andrang.

cw/pg (dpa, rtr, afp)