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Londoner Polizei erschießt Verdächtigen

22. Juli 2005

In einem Londoner U-Bahnhof haben Polizisten einen Verdächtigen erschossen. Der Mann soll zu den Terroristen gehört haben, die für die jüngsten Bombenanschläge verantwortlich sind.

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Der U-Bahnhof Stockwell wurde abgesperrtBild: AP
Explosion in London
Der gesperrte U-Bahnof Warren Street am DonnerstagBild: AP

Einen Tag nach den jüngsten Bombenanschlägen in London hat die Polizei am Freitag (22.7.2005) einen Verdächtigen erschossen. Entsprechende Berichte wurden von Scotland Yard bestätigt. Der Nachrichtensender "Sky News" berichtete unter Berufung auf Polizeiquellen, der Mann sei einer der Terroristen gewesen, die am Donnerstag Bomben in drei Londoner U-Bahnen und einem Bus gezündet hatten. Das bestätigte

die Polizei aber nicht.

Auf den Boden gedrückt und erschossen

Polizei schießt auf Selbstmordattentäter Stockwell
Ein Polizist in kugelsicherer Weste vor dem U-Bahnhof StockwellBild: AP

Ein Augenzeuge berichtete in der BBC, er habe in der Station Stockwell in einer wartenden U-Bahn gesessen. Plötzlich sei ein Mann mit asiatischem Aussehen auf den Zug zugestürmt, verfolgt von Polizisten. Als er stolperte, hätten die Beamten auf ihn geschossen. "Sie drückten ihn auf den Boden und schossen fünf Mal auf ihn. Er ist tot", sagte der Zeuge Mark Whitby. Es habe nicht so ausgesehen, als ob der Mann ein Gepäckstück bei sich getragen haben. Er habe aber einen dicken Mantel getragen, der ausgestopft gewirkt habe. Der Fahrgast Briony Coetsee berichtete: "Wir waren in der 'Tube', und plötzlich hörten wir jemanden sagen 'raus hier, raus hier', und dann hörten wir Schüsse." Der 28-jährige Chris Wells, der aus einer der U-Bahnen in Sicherheit gebracht wurde, sagte: "Da waren mindestens 20 von ihnen (Beamte) und sie trugen schwere schwarze Gewehre." Die Linien Northern und Victoria wurden vorübergehend eingestellt, Stockwell wurde der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge evakuiert.

Bekennerschreiben aufgetaucht

In Zusammenhang mit den neuen Bombenanschlägen fahndet die Polizei nach vier Attentätern. Zwei Verdächtige wurden in der Nacht zum Freitag wieder freigelassen. Auf einer islamistischen Website bekannte sich eine mit dem Netzwerk El-Kaida in Verbindung stehende Organisation zu den vier jüngsten Explosionen. In dem Bekennerschreiben der Abu-Hafs-al-Masri-Brigaden wurden am Freitag weitere Anschläge in europäischen Hauptstädten angekündigt. Getroffen werden sollten Italien, die Niederlande und Dänemark, deren Regierungen Soldaten im Irak stationiert haben. Die Organisation hat sich bereits zu der Terrorserie am 7. Juli bekannt, die Echtheit der beiden Schreiben wurde noch nicht bestätigt.

Moschee abgeriegelt

Im Osten Londons wurde derweil nach einer Bombendrohung eine der größten Moscheen der Stadt geräumt und für etwa eine Stunde abgeriegelt, wie die Polizei mitteilte. Der Vorsitzende der Moschee, Mohammed Abdul Bari, sagte, beim Direktor sei ein Anruf über einen Sprengsatz in dem Gotteshaus eingegangen.

Pendler in Angst

Nach zweiten Bombenanschlag in London Zeitungsleser
Pendler lesen am Freitag in der Londoner U-Bahn von den jüngsten AnschlägenBild: AP

Unterdessen geht unter Londoner Pendlern die Angst um. "Alle sagen schon: Du schaust ja argwöhnisch auf jeden. Aber was soll man machen?", sagte am Freitag zum Beispiel der 37 Jahre alte Johh. "Ich habe mich damit abgefunden, dass es wieder passieren kann." War das Pendeln einst lästige und langweilige Routine, ist es nun zum täglichen Nervenkrieg geworden. John zählte am Morgen in seinem U-Bahn-Waggon 13 große Taschen. In jeder davon hätte eine Bombe sein können.

Auch die 29-jährige Cairita Wogan veränderte ihr Verhalten. "Ich bin nicht so nervös, aber wachsamer in der U-Bahn. Ich schaue nach Gepäck, das herumsteht. Die Menschen scheinen allgemein ängstlicher zu sein", sagte die Mitarbeiterin einer Bank. "Ich nutze die U-Bahn inzwischen sehr ungern. Ich fahre lieber Bus, da fühle ich mich sicherer - obwohl es dort natürlich genau so gut Anschläge geben kann", sagte der 39-jährige Jacqui Shute. "Ich denke, wachsam sein ist das Beste, was wir tun können." (stu)