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Lothar Matthäus

22. Februar 2007

Lothar Matthäus, der Ex-Bayern-Spieler ist heute Co-Trainer in Salzburg. Zwei Autostunden entfernt von München. Und da ist Lothar angeblich im Gespräch. Als Trainer seines Ex-Klubs.

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Lothar MatthäusBild: DW-TV

Lothar, wer wird deutscher Meister?

Lothar Matthäus
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht alles nach Schalke 04 aus.

Haben die Bayern noch eine Chance? Du hast versprochen, dass sie deutscher Meister werden.

Lothar Matthäus
Das war auch vor vier Wochen, bevor sie viele Punkte abgegeben haben. Ich glaube, Bayern München sieht das realistisch. Ein Champions League-Platz ist zurzeit das Ziel.


Du hast dich ja selber als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld ins Gespräch gebracht. Zumindest gesagt, dass Du Dir den Job zutrauen würdest.


Lothar Matthäus
Das ist immer so eine Spielerei. Ich habe mich nie ins Spiel gebracht. Ich werde mich nicht ins Spiel bringen. Ich habe hier einen Job bei Red Bull Salzburg, der mir sehr viel Spaß macht.


Wie kam das denn dann hoch?


Lothar Matthäus
Nur Ottmar Hitzfeld hat mich als Trainer angepriesen. Und ich glaube, wenn man die Möglichkeit hat, bei Bayern München als Trainer zu arbeiten, und man wird gefragt, dann hört man sich das zumindest an.

Ist das dann eher eine Träumerei? Mit 45 bist Du ja noch sehr jung. Auch als Trainer.


Lothar Matthäus
Nein, ich träume eigentlich nicht.


Fünf Weltmeisterschaften. Das ist der Wahnsinn. Gibt es irgendeinen anderen Spieler, der jemals fünf Weltmeisterschaften mitgemacht hat?

Lothar Matthäus
Ich glaube, ein Torhüter aus Mexiko hat fünf Weltmeisterschaften gespielt in den 50er und Anfang der 60er Jahre. Ich bin aber der einzige Feldspieler. Und darauf bin ich auch ein bisschen stolz.
Andererseits ist die Vergangenheit. Ich schaue nach vorne. Mein Ziel ist es, als Trainer ähnliche Erfolge zu haben wie eben als Spieler.


Naja, Du bist serbischer und montenegrinischer Meister geworden mit Partizan Belgrad. Das ist ja schon mal gar nicht so schlecht.


Lothar Matthäus
Ja, das ist ganz sicher ein Titel, aber eine deutsche Meisterschaft oder eine italienische Meisterschaft hört sich natürlich anders an als eine Meisterschaft in Serbien.


Erst Partizan Belgrad, dann ungarischer Nationaltrainer, dann kamen diese sechs Wochen in Brasilien. Die muss man ja nicht weiter erwähnen.


Lothar Matthäus
Doch. Das war auch für mich, auch wenn viele darüber lächeln, eine wichtige Erfahrung. Ich wäre auch gerne länger geblieben. Es war ein topp organisierter Verein. Ich war der erste europäische Trainer in Brasilien, und ich hatte zehn Spiele, acht Siege, zwei Unentschieden. Das war eigentlich auch recht erfolgreich.


Warum bist Du nicht geblieben?


Lothar Matthäus
Weil es vielleicht Gründe gegeben hat, wo ich bei der Vertragsunterschrift nicht bedacht habe. Es hat alles einfacher ausgesehen am Anfang. Aber wenn man dann so weit entfernt lebt von Europa und als Klubtrainer auch tagtäglich dort sein muss und hier eigentlich auch irgendwelche Wurzeln hat, dann ist es schon sehr, sehr schwierig gewesen für mich. Ich habe sehr viel vermisst hier. Und dadurch bin ich im Guten auseinander gegangen mit dem Verein. Es war ein Versuch wert. Aber ich konnte es leider nicht zu Ende führen.


Du hast vor Kurzem mal gesagt, Du seist ruhiger geworden – persönlich. Der Spiegel hat dich irgendwann mal, wie hat er dich genannt? Fränkisches Plappermaul. Du sagst aber selber, Du seist ruhiger geworden.


Lothar Matthäus
Ich glaube, das ist sehr, sehr lange her. Man kennt diese Schlagzeilen. Der Spiegel spricht mit dir, der Journalist spricht mit dir. Wenn Du den Journalisten was erzählst, dann bist Du ein Plappermaul. Aber wenn Du gar nichts sagst, dann kann er seinen Job nicht ausführen. Viele Journalisten haben auch meine Gutmütigkeit ausgenützt, um ihre Schlagzeilen zu haben.


Du warst schon dreimal Cheftrainer und hast dich trotz jetzt nochmal untergeordnet. Unter einem Trainer, unter dem Du selber schon gespielt hast. Giovanni Trapattoni. Ist das ein Rückschritt für dich?

Lothar Matthäus
Es ist ja so, dass ich hier nicht der typische Co-Trainer bin, sondern hier selbst am Training mit bastle. Und er weiß auch, wie ich über Fußball denke. Er weiß auch, dass ich den deutschen, österreichischen Fußball vielleicht ein bisschen mehr kenne wie er. Ich kenne die Mentalität schon besser, weil ich ja 20 Jahre aktiv gespielt habe. Ich kenne die Spieler. Ich verstehe dann auch die letzten zehn Prozent der Sprache besser, und ich glaube schon, dass wir hier sehr gut harmonieren, und dass wir hier erfolgreich zusammenarbeiten.


20 Millionen Euro hat Herr Mateschitz, der Dosenlimofabrikant reingebuttert in den Verein, den er erst 2005 übernommen hat. Das hat so ein bisschen, auch wenn es ganz klein ist, dieses Abramowitsch-Gefühl. Da versucht man innerhalb einer Liga mit viel Geld die Liga zu toppen.


Lothar Matthäus
Der sieht da natürlich auch Werbewirksamkeit ohne Ende. Und 20 Millionen sind im internationalen Vergleich gar nichts.


Noch mal zur Bundesliga. Die hat zu Beginn der Saison 06/07 90 Millionen Euro investiert in neue Spieler. Allein Chelsea hat 145 Millionen Euro ausgegeben. Nur in dieser Saison. Glaubst Du, dass da so eine Lücke klafft zwischen anderen Ligen und der Fußballbundesliga?


Lothar Matthäus
Absolut. Bessere Vermarktung. Geldgeber wie Abramowitsch, aber das ist ein Einzelfall. Andere Vereine können sich das nicht erlauben.


Ja, aber die Premiership hat dreimal so viel Geld zur Verfügung wie die Bundesliga.


Lothar Matthäus
Ja, weil mehr Geld zur Verfügung steht. Fernsehrechte werden besser verkauft. Werbegelder kommen mehr rein. Aber natürlich, die Bundesliga läuft da, international gesehen, der Musik hinterher.


Noch mal zu dir. Hast Du eine Leidenschaft für einen ganz bestimmten Verein, wenn es dann nicht Bayern München ist?


Lothar Matthäus
Das Wichtigste ist, dass man zusammen passt, dass man gemeinsame Ziele hat.


Ich verstehe, dass Du das so sagen musst. Aber hast Du nicht doch einen Traum? Du träumst doch ganz bestimmt.


Lothar Matthäus
Doch, man träumt. Aber Träume sind oft nicht realisierbar.


Zweite Liga würde auch gehen?


Lothar Matthäus
Warum nicht?

Letzte Frage. Könnten de Bayern nicht doch noch deutscher Meister werden?

Lothar Matthäus
Also zum jetzigen Zeitpunkt bin ich, wie gesagt, der Meinung, dass der FC Bayern diese Saison nicht deutscher Meister wird, obwohl ich es ihnen wünschen würde.


Ich danke dir ganz herzlich.


Lothar Matthäus
Bitte.