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Lucio im Interview

Das Gespräch führte Daniel Martinez18. Dezember 2007

Der Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft spricht im DW-WORLD-Interview über seine Träume, warum keine Superstars nach Deutschland kommen und seine Probleme, den FC Bayern München zu verkaufen.

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Lucio als Kapitän beim Sieg in Leverkusen (29.09.2007)
Lucio als Kapitän beim Sieg in Leverkusen (29.09.2007)Bild: Picture-Alliance / ASA

DW-WORLD.DE: Lucio, das Rennen um das Kapitänsamt beim FC Bayern München ist wieder eröffnet, seit Oliver Kahn suspendiert wurde. Alles deutet darauf hin, dass Sie jetzt die Binde für sich reklamieren könnten. Haben Sie darauf Lust?

Ich träume nicht davon, Kapitän des FC Bayern München zu werden. Ich möchte hier aber auch nicht lügen: Klar würde es mir gefallen.

Kurzzeitig waren Sie ja schon Mal Kapitän.

Es war schön, das Vertrauen des Trainers zu spüren, es gefühlt zu haben, dass er und meine Mitspieler an mich glauben. In der Zeit, als ich die Kapitänsbinde trug, herrschte eine gute, gelassene Stimmung. Sogar die Betreuer und Masseure waren gut gelaunt und machten viele Witze.

Die Vereinsführung wünscht sich allerdings vor den Späßen zuerst Disziplin – und einen Kapitän, der diese verkörpert.

Disziplin ist wichtig, aber ein Kapitän braucht auch andere Eigenschaften: Er muss Vorbild sein - jemand, der hart arbeitet, der dem Trainer und den Spielern Respekt entgegen bringt. Einer, der immer das Beste leistet. Bei Bayern habe ich immer für diese Eigenschaften gestanden.

Als Kapitän der Nationalmannschaft Brasiliens könnte man meinen, dass Sie auch beim FC Bayern einen Anspruch auf den Posten haben sollten.

"Mehr als nur Disziplin": Der brasilianische Fußball-Nationalspieler Lucio am 06.02.2007 beim Länderspiel gegen Portugal (0:2) in London
"Mehr als nur Disziplin": Lucio am 06.02.2007 beim Länderspiel gegen Portugal (0:2) in LondonBild: picture-alliance / dpa

Es hat sich ergeben, Kapitän der Nationalmannschaft zu werden und ich fühle mich sehr geehrt, so eine riesige Verantwortung tragen zu dürfen. Bisher ist alles prima gelaufen, meine Mitspieler mögen mich. Mit Ronaldinho und Kaká habe ich schon lange beruflich und privat eine enge Beziehung. Sie haben immer auf mich gehört und meine Ratschläge befolgt, auch als ich noch nicht ihr Kapitän war. Wenn sie umgekehrt mir etwas zu sagen haben, höre ich ihnen zu.

Die Fans von Bayern sehnen sich nach solchen Namen. Bei Ihrem Einfluss: Wann kommen sie nach München?

Es ist fast unmöglich, brasilianische Stars nach Deutschland zu locken, die schon in Spanien oder Italien spielen. Es liegt nicht am FC Bayern, sondern am Land. In Italien und Spanien sind die Kultur, die Gewohnheiten, die Sprache und das Wetter ähnlich wie in Brasilien. Damit kann Bayern nicht konkurrieren.

Versuchen Sie nicht, bei der brasilianischen Nationalelf das Produkt Bayern München zu verkaufen? Angeblich tut Luca Toni so etwas bei der italienischen Nationalmannschaft.

Bayern München ist für mich ein Produkt mit Vermarktungsproblemen. Trotzdem, es gibt in der Nationalmannschaft einige, die es mir sofort abkaufen würden: Diejenigen, die schon in Deutschland spielen: Diego, Naldo, Gilberto, Mineiro und Josue zum Beispiel.

Aber kein Ronaldinho und kein Kaká?

Wenn ich mich mit denen unterhalte, stelle ich fest, dass es für sie einfacher ist, mich zu überreden Deutschland zu verlassen als anders herum

Aber das haben sie noch nicht geschafft, Sie sind noch hier.

Und ich habe vor, meinen Vertrag bis 2010 zu erfüllen. Trotzdem träume ich immer noch von Spanien und Italien. Ich möchte einfach einmal dort spielen. Vielleicht darf ich meinen Traum ein bisschen früher verwirklichen, wenn der Verein und ich uns einigen. Im Fußball kann man über alles reden, wenn der Wille da ist.

Abschied von der Bundesliga und ab in den Süden?

Eines steht schon fest: Nach meiner Zeit beim FC Bayern München werde ich Deutschland definitiv verlassen.