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Mächtiger Kapitän verlässt die Brücke

19. Dezember 2002

"Wir müssen mit dramatischen Folgen bei der Dresdner Bank rechnen", sagte ein Analytiker über die bevorstehende Ablösung von Deutschlands mächtigstem Unternehmenslenker, dem Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle.

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Henning Schulte-NoelleBild: AP

Inmitten schwerer Turbulenzen bei Deutschlands größtem Versicherungskonzern hatte der Vorstandsvorsitzende des Allfinanz-Konzerns Allianz Group am Mittwoch (18.12.2002) überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Im April kommenden Jahres werde er seinen Posten an den 47-jährigen Michael Diekmann übergeben, kündigte Schulte-Noelle München an.

Personalwechsel bei der Allianz
Auf einem undatierten Handout schütteln sich Allianz-Vorstandschef Henning Schulte-Noelle, rechts, und Michael Diekmann, Personalchef des Unternehmens und nun designierter Nachfolger Schulte-Noelles vor Bildern mit den Portraets der Allianz-Gründer Carl von Thierne und Wilhelm von Finck in München die Haende.Bild: AP

Branchen-Beobachter spekulieren nun darüber, warum sich Schulte-Noelle zu diesem Schritt entschloss und welche Folgen dies für den Konzern haben könnte. Offiziell begründete der 60-Jährige die überraschende Entscheidung mit seiner persönlichen Lebensplanung. In Finanzkreisen wurden die Rücktrittsankündigung und die Berufung von Michael Diekmann als Nachfolger aber sofort auch mit dem Debakel beim Tochterunternehmen Dresdner Bank in Verbindung gebracht. Nach einem Milliardenverlust in den ersten neun Monaten war der Druck auf Schulte-Noelle größer geworden. Bei einigen Branchenbeobachtern gilt das Konzept des Allfinanz-Konzerns in seiner bisherigen Form bereits als gescheitert.

Ein Analytiker wies darauf hin, dass der künftige Chef Diekmann ein Versicherungsmann sei und kein Banker. Daher werde Diekmann wohl nur die Teile des Kreditinstituts behalten, die für den Vertrieb von Allianz-Produkten hilfreich seien.

Nach den Worten Schulte-Noelles will die Allianz trotz der Probleme mit der Dresdner Bank auch unter der neuen Führung an der Kombination aus Bank und Versicherung festhalten. Er fügte aber hinzu, Diekmann stehe es frei, "mit guten Gründen in allen Bereichen des Unternehmens künftig Weichen anders zu stellen". In Branchenkreisen gilt eine Trennung von der Dresdner Bank zwar als unwahrscheinlich – allerdings nicht als völlig ausgeschlossen.

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