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Mörder doch nicht gefasst

26. Februar 2013

Auf die Erfolgsmeldung folgt das Dementi: Das tunesische Innenministerium meldet, der Mörder des Oppositionspolitikers Chokri Belaid sei nicht gefasst worden. Das hatte die Polizei verkündet.

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Demonstration in Tunis anlässlich der Ermordung des Oppositionpolitikers (Foto: AFP)
Bild: Fethi Belaid/AFP/Getty Images

Dafür wurden vier mutmaßliche Komplizen festgenommen. Die vier seien im Alter zwischen 24 und 34 Jahren und hätten Belaid eine Zeit lang beobachtet, sagte der tunesische Innenminister und designierte Regierungschef Ali Larayedh bei einer Pressekonferenz. Sie sollen der radikalislamischen Salafistenbewegung angehören.

Einer von ihnen habe zugegeben, dass er den Mörder während seiner Tat begleitet habe. Er soll sich auf eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten, berufen haben. Dieses spricht sich offensichtlich für die Tötung Belaïds aus.

Der Täter sei auf der Flucht, die Polizei suche nach ihm und er sei "identifiziert", erläuterte der designierte Regierungschef weiter. Am Montag hatten Vertreter der tunesischen Polizei verkündet, den Mörder gefasst zu haben. Ein tunesischer Radiosender hatte am Montagabend berichtet, der Mann habe die Tat bereits gestanden.

Bei der Beerdigung halten Menschen Plakate mit einem Foto von Chokri Belaid (Foto: AFP)
Bei der Beerdigung Belaids demonstrierten zehntausende Menschen gegen die regierende Ennahda-ParteiBild: FETHI BELAID/AFP/Getty Images

Witwe erhebt Vorwürfe gegen das "System"

Basma Belaid, die Witwe des vor knapp drei Wochen ermordeten Oppositionspolitikers, glaubt, ihr Mann sei einem Auftragsmord zum Opfer gefallen. In Paris sagte sie dem französischen Sender Europe 1, es sei ein "durchgeplantes Verbrechen" gewesen und die Milizen würden "vom System" geschützt. Die Witwe spricht der Regierungspartei Ennahda die politische Verantwortung für den Mord zu.

Der 48-jährige Belaid war am 6. Februar vor seinem Haus in Tunis erschossen worden. Der Jurist galt als einer der schärfsten Kritiker der regierenden Islamisten in Tunesien. Das Attentat löste eine Regierungskrise aus: Nach massiven Protesten im ganzen Land trat der damalige Ministerpräsident Hamadi Jebali zurück, um das Volk zu beruhigen.

nem/re (dpa, afp, ap)