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Müden Verbrauchern Lust machen aufs Essen

Sybille Golte-Schröder12. Oktober 2003

Bis zum 15. Oktober 2003 findet in Köln die weltweit führende Messe der Ernährungswirtschaft - die Anuga - statt. Knapp 6.000 Unternehmen aus 93 Ländern machen Messe-Besuchern dort Lust aufs Essen.

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Auf der Anuga wird internationale Küche präsentiertBild: AP

Sardinen mit Himbeermousse, Wachteleier in Zuckerkaramel, Jakobsmuscheln mit Blutwurst - es gibt wirklich nichts, was es auf der diesjährigen ANUGA-Messe nicht gibt. Ob Fertigprodukte für die gestresste Hausfrau, exotische Früchte aus aller Herren Länder, Süßigkeiten und Spezialitäten der internationalen Küche - die Kölner Messehallen präsentieren sich während der Messe (12. – 15.10.2003) als farbenprächtiger Markt, der keine Wünsche offen lässt.

Fruchtsaftflaschen aus China
Die Marketing Assistentin Mandy zeigt am Samstag, 11. Okt. 2003, auf der Nahrungsmittelmesse Anuga in Koeln Fruchtsaftflaschen der chinesischen Firma Huiyuan aus Peking. Auf der weltgroessten Nahrungsmittelmesse stellen 6.006 Hersteller aus 93 Laendern ihre Produkte aus. Sie ist bis zum 15. Okt. 2003 fuer Fachbesucher geoeffnet. (AP Photo/Hermann J. Knippertz) --- Marketing assistand mandy presents juice bottles of Chinese Huiyuan company fron Beijing at the world's largest food fair "Anuga" in Cologne, Germany, Saturday, Oct. 11, 2003. 6.006 companies from 93 countries presenting their product rancing to trade visitors until Oct. 15, 2003. (AP Photo/Hermann J. Knippertz)Bild: AP

Doch das bunte Bild und die rekordverdächtigen Ausstellerzahlen - fast 6.000 Unternehmen aus 93 Ländern zeigen ihr Angebot - stehen in krassem Gegensatz zur wirtschaftlichen Lage der Branche. Da sieht es eher grau in grau aus, wie Sabine Eichner Lisboa, die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie beschreibt: "Wie auch andere Branchen hatte die Ernährungsindustrie bereits im vergangenen Jahr unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu leiden, was sich in einem Rückgang ihres nominalen Umsatzes um 1,1 Prozent auf 125 Milliarden Euro niedergeschlagen hat", berichtet sie. Eine Trendwende auf dem inländischen Markt sei nicht in Sicht. Im ersten halben Jahr seien die Umsätze auf dem deutschen Markt sogar noch um 4,7 Prozent zurückgegangen. "Das ist schon, kann man sagen, ein echter Hammer für die Branche, den sie da zu verkraften hat."

Konjunkturflaute mit Konsequenzen

Mag das Angebot auch noch so groß und verlockend sein - die anhaltende Konjunkturflaute hat vielen Verbrauchern offenbar den Appetit verschlagen, vor allem in Deutschland. Obwohl die Preise im Lebensmittelhandel in den letzten Jahren kaum nennenswert gestiegen sind, sparen viele zunächst im Supermarkt. Die Folge ist ein harter Verdrängungswettbewerb im Handel.

Es herrschen die Gesetze des Haifischbeckens: Fressen und gefressen werden. Hatten Ende der siebziger Jahre die Supermarktketten noch den kleinen Geschäften, den so genannten Tante-Emma-Läden mit Dumpingpreisen den Garaus gemacht, so müssen sie heute selbst um ihre Existenz fürchten.

Immer mehr Deutsche kaufen beim Discounter ein. Diese bieten wenig Auswahl aber dafür niedrige Preise. Die großen Billigketten wie Aldi, Lidl oder Plus haben in Deutschland inzwischen einen Markt-Anteil von rund 35 Prozent erobert. Zum Vergleich: vor zehn Jahren waren es nur 15 Prozent.

Osteuropa als Markt

Nicht nur der innerdeutsche Wettbewerb verändert die Branche erheblich. Auch die Konkurrenz ausländischer Anbieter nimmt zu. Auf der ANUGA haben die ausländischen Anbieter mit fast 85 Prozent eindeutig die Nase vorn. Kaum ein Land, das nicht vertreten ist von Ägypten über Kamerun bis Zypern, im Vordergrund stehen allerdings Europäer. "Hier spielt die Erweiterung der Europäischen Union nach Osten hin eine ganz große Rolle", sagt Sabine Eichner-Lisboa vom Bundesverband der deutschen Ernährungsindustrie. "Die Märkte Mittel- und Osteuropas sind auch schon seit Jahren für uns immer bedeutender geworden. Es sind die wichtigsten Märkte, die wir außerhalb der Europäischen Union haben." Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass die Exporte in diese Region im vergangenen Jahr um sieben Prozent gestiegen seien und im ersten Halbjahr 2003 noch einmal um 4,1 Prozent. Gleichzeitig nutzten auch die Hersteller in Ländern wie Polen, Ungarn, Tschechien ihre Chancen auf dem deutschen und europäischen Markt. Der Import sei darum um 30 Prozent auf einen Gesamtwert der Beitrittskandidaten von 804 Millionen Euro gewachsen.

Mit großen Zuwächsen in Deutschland rechnet bei der Kölner ANUGA dagegen niemand. Alle Beteiligten wären schon froh, wenn sich hier die Lage nicht noch weiter verschlechtern würde. Schlechte Aussichten also auch für die Beschäftigten der Branche, deren Zahl schon im letzten Jahr um 3,3 Prozent gesunken war.