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Machtvakuum nach Rebellen-Rückzug

Simone Schlindwein3. Dezember 2012

Nach der Besatzung haben sich die Rebellen der M23-Bewegung aus der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma zurückgezogen. Sie hinterlassen ein Sicherheitsvakuum. Die Regierung schickt Polizisten.

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Rebellen der M23 verlassen Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo (Foto: DW/Simone Schlindwein)
Ostkongo Goma Rebellen verlassen GomaBild: Simone Schlindwein

Im Hauptquartier der Armee in Ostkongos Millionenstadt Goma sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Kondome, Dokumente, Patronen, alte Maschinengewehre, Medikamente – alles liegt kreuz und quer umher. Dutzende Kinder sammeln Patronenhülsen ein. Ein Mann kommt angelaufen und warnt die Kinder vor der Gefahr. Er heißt John Mwando, er ist Lehrer in der nahe gelegenen Schule. "Seitdem die Rebellen abgezogen sind, sind die Kinder hier hergekommen und spielen jetzt in diesen Baracken mit Munition", erzählt er. "Das ist wirklich gefährlich - zum Glück ist noch niemand verletzt oder getötet worden."

Polizisten kommen per Schiff Nachdem die Rebellen am Samstag (01.12.2012) Goma verlassen haben, herrscht in der sonst so geschäftigen Metropole gespenstische Ruhe. Die Leute bleiben zu Hause. Sie haben Angst vor Plünderungen. Banditen und Verbrecher sind während der Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungsarmee aus dem Gefängnis entkommen und verstecken sich in der Stadt. Polizisten und Soldaten der Armee sind entweder geflohen, als die Rebellen Goma einnahmen - oder sind übergelaufen.

Polizisten aus der Nachbar-Provinz kommen in Goma an (Foto: DW/Simone Schlindwein)
Polizisten aus der Nachbar-Provinz kommen in Goma anBild: Simone Schlindwein

Am Hafen in Goma läuft ein großer rostiger Kahn ein. Als sich die Ladeluke öffnet, marschieren knapp 300 Polizisten heraus. Sie wurden aus Bukavu hergeschickt, der Provinzhauptstadt Süd-Kivus an der südlichen Seite des Kivu-Sees. Diese Polizisten sollen jetzt für die Sicherheit der Einwohner Gomas sorgen. Brigadier Geoffrey Muheesi steht am Hafen und empfängt die Polizisten. Der ugandische Armeekommandeur ist der Vorsitzende eines regionalen Monitoringteams, das den Abzug der Rebellen und die Umsetzung des Agreements zwischen M23-Rebellen und Kongos Regierung als neutrale Instanz überwacht.

"Jetzt, da die Polizisten angekommen sind, sollte Gomas Bevölkerung sicher sein. Wir erwarten von diesen Polizisten, dass sie diszipliniert sind und nicht plündern", so der Kommandeur. Er hofft zum einen, dass die Ordnungshüter die Situation nicht ausnutzen, zum anderen, dass Gomas Bevölkerung glücklich über die Rückkehr ihrer Polizei ist: "Ich werde jetzt die Stationierung der Polizisten überwachen und mit deren Kommandeur zusammenarbeiten." 300 Polizisten seien nicht genug, räumt Muheesi ein - es würden aber noch weitere nachkommen.

Das Monitoringteam begrüßt den Polizeichef (Foto: DW/Simone Schlindwein)
Das Monitoringteam begrüßt den PolizeichefBild: Simone Schlindwein

Gemeinsame Kontrolle

Allzuweit von Goma entfernt haben sich die Rebellen noch nicht - die Kommandeure residieren einige Kilometer außerhalb der Stadt in einem Hotel. Der Chef des Überwachungsteams, Geoffrey Muheesi, trifft dort M23-Rebellenanführer General Sultani Makenga und schüttelt ihm die Hand - damit ist Goma offiziell dem neutralen Monitoringteam übergeben. In den nächsten Tagen sollen Soldaten der kongolesischen Armee nach Goma zurückkommen. Gemeinsam mit rund 100 Kämpfern der M23-Rebellen und einer neutralen Truppe tansanischer Soldaten werden sie dann am Flughafen stationiert, um die Landebahn gemeinsam zu sichern. Seit dem Angriff der M23-Rebellen ist der Flughafen geschlossen, die UN können keine Hilfslieferungen einfliegen. Rund eine halbe Million Menschen wurden durch den Krieg vertrieben, sie brauchen dringend Lebensmittellieferungen. Nun sollen Verhandlungen zwischen Rebellen und Kongos Regierung beginnen.

Der Rebellenführer der M23 General Sultani Makenga (Foto: DW/Simone Schlindwein)
Der Rebellenführer der M23 General Sultani MakengaBild: Simone Schlindwein