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Madoffs Firma wird liquidiert - Noch mehr Prominente betroffen

16. Dezember 2008

Die Wall-Street-Firma des mutmaßlichen Milliarden-Betrügers Bernard L. Madoff wird aufgelöst, um möglichst viel Geld für seine Opfer herauszuholen. Zu den Geschädigten gehört auch Regisseur Steven Spielberg.

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Börsianer beim Handel (AP Photo/Richard Drew)
Börsianer müssen meist schnell handeln: Zu wenig Zeit, ihre Geschäfte zu hinterfragen?Bild: AP

Ein New Yorker Richter York habe der Liquidation zugestimmt und einen Treuhänder beauftragt, teilte die Anlegerschutzorganisation SIPC am Montag (15.12.2008) mit. Es war nach wie vor unklar, wie viel Geld noch übrig ist. Madoff selbst hat laut Vorwürfen der US-Behörden den Schaden auf 50 Milliarden Dollar beziffert und gesagt, er habe nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar.

Bernard L. Madoff (AP Photo/The New York Times, Ruby Washington)
Bernard L. Madoff (Archivfoto von 1999)Bild: AP

Der 70-Jährige betrieb nach eigenen Angaben ein so genanntes Schneeball-System, bei dem Zinsen mit dem Geld immer neuer Investoren bezahlt werden, ohne dass es tatsächliche Gewinne gibt. Beim Fall Madoff handelt es sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP um einen der größten Betrugsfälle aller Zeiten.

Viele Banken in Europa geschädigt

Mehr als ein Dutzend europäischer Institute räumte am Montag ein, dass ihnen insgesamt Verluste von mehr als sechs Milliarden Euro drohen, weil sie direkt oder indirekt in das ausgeklügelte Betrugssystem von Madoff investiert haben. Die niederländische Bank Fortis gab bekannt, durch indirekte Investitionen in das Betrugssystem 850 Millionen bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben. Die deutschen Banken wollten sich zunächst nicht zu möglichen Verlusten äußern.

Aufgrund des Ausmaßes des Betrugs sei es sehr unwahrscheinlich, dass Vermögenswerte gerettet werden könnten, erklärte SIPC-Chef Stephen Harbeck. Die SIPC (Securities Investor Protection Corporation) garantiert bis zu 500.000 Dollar pro Kunde. Die Verluste vieler Betrugsopfer dürften aber zum Teil deutlich höher liegen. Der Zeitung "Wall Street Journal" zufolge könnte der 95-jährige Unternehmer Carl Shapiro den höchsten Schaden einer Privatperson erlitten haben: Er hatte insgesamt 545 Millionen Dollar bei Madoff investiert, wie eine Sprecherin der Zeitung sagte. Laut seinem Umfeld könnte es ungefähr die Hälfte von Shapiros Vermögen sein. Er sei mit Madoff 50 Jahre befreundet gewesen und sei erschüttert und traurig, ließ Shapiro mitteilen. Er hatte sein Vermögen seit Ende der 1930er Jahre mit der Modemarke Kay Windsor verdient.

Hollywood-Größen unter den Opfern

(AP Photo/Color China Photo)
Gehört laut Pressebericht zu den Madoff-Opfern: Hollywood-Regisseur SpielbergBild: AP

Unterdessen tauchen weitere Namen prominenter Betroffener auf. Neben dem Hollywood-Regisseur Steven Spielberg soll auch sein Geschäftspartner und Chef des Trickfilm-Studios DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg, unter den Opfern des Schwindels sein, schrieb das "Wall Street Journal". Laut informierten Personen soll Katzenberg mehrere Millionen Dollar verloren haben. Spielberg und Katzenberg nutzen demnach die Dienste desselben Vermögensverwalters.

Unnormale Gewinne nur mit unnormalen Risiken möglich

Die britische Tageszeitung "The Times" (Dienstagsausgabe) wirft den Madoff-Anlegern vor, ein großes Risiko eingegangen zu sein, "nämlich das Risiko, geschröpft zu werden". "Nach dieser Krise müssen Investoren und Verbraucher bescheidener und wachsamer werden, in guten wie in schlechten Zeiten." Die Pariser Zeitung "Le Monde" meint: "Die Affäre zeigt, dass die größten Namen der Weltfinanz das Geld ihrer Kunden anlegen, ohne sich darum zu kümmern, auf welche Weise die Gewinne zustande kommen." Die Krise komme aber zur rechten Zeit, "denn es erheben sich Stimmen, dass die kommenden Finanzmarktregeln die Kreativität der kleinen Finanzgenies bloß nicht zu sehr zügeln sollten". Die Affäre erinnere nun daran, dass es im Interesse aller liege, dass die Märkte klaren und transparenten Regeln unterliegen und die Börsengenwächter echte Ermittlungs- und Strafbefugnisse erhalten. (mas)