1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mahnmal zur Erinnerung an den Holocaust wird eingeweiht

10. Mai 2005

Nach knapp zweijähriger Bauzeit wird am Dienstag in Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in einem Staatsakt eingeweiht. Mehr als 17 Jahre liegen zwischen Idee und Fertigstellung.

https://p.dw.com/p/6cdb
Mahnmal in der Nähe des ReichstagesBild: AP

Neben Bundespräsident Horst Köhler nehmen an dem Festakt auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und andere führende Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie Holocaust-Überlebende teil. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Architekt Peter Eisenman, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sowie die Initiatorin Lea Rosh werden zur Eröffnung des Mahnmals sprechen.

Thierse zeigte sich erleichtert darüber, dass das Holocaust-Mahnmal nach 17-jähriger Diskussion endlich eröffnet werde. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas solle keinen Schlusspunkt der Debatte über die deutsche Geschichte bilden, sondern könne das Interesse an der Vergangenheit wachhalten, sagte Thierse, der auch Vorsitzender des Stiftungsbeirats des Mahnmals ist.

Kein Ort "zu dem man gerne geht"

Das Mahnmal mit seinen 2711 Betonstelen nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Eisenman war 1999 vom Bundestag beschlossen worden. Es habe sechzig Jahre gedauert, um einen zentralen Ort der Erinnerung an den Holocaust zu schaffen, sagte Thierse. Verdrängung, Schuld und Feigheit hätten lange Zeit das kollektive Gedächtnis an die NS-Zeit geprägt. Die Deutschen hätten sich später aber eingehend mit dem Nationalsozialismus befasst. Das Denkmal solle aber kein Ort sein, "zu dem man gerne geht", sondern ein Ort, der zum Denken und zur Aufklärung über das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte anregt.

Holocaust-Mahnmal vor Eröffnung
Großformatige Porträts von Opfern des Holocaust. Die Fotos gehören zur Ausstellung des "Ortes der Information" unter dem begehbaren Feld des Holocaust-Mahnmals.Bild: dpa

Der US-Architekt Eisenman nannte das Mahnmal einen "Ort der Hoffnung". Die Besucher sollten bei dem Gang durch die bis zu vier Meter hohen Betonquader "die Stimmen der Opfer" hören, abseits vom Lärm der Großstadt. Er habe bewusst am Mahnmal auf die Nennung der Namen der Opfer verzichtet. "Ich wollte keinen Friedhof bauen", sagte der Architekt.

Unterirdisches Museum

Das Holocaust-Mahnmal besteht aus einem 19.000 Quadratmeter großen Areal mit 2711 Betonstelen. Die anthrazitfarbenen Säulen in einer Höhe von 50 Zentimetern bis zu 4,7 Metern stehen auf dem wellenförmigen auf- und absteigenden Untergrund eng beieinander. Ein unter dem eigentlichen Mahnmal eingerichteter "Ort der Information" dokumentiert die Judenverfolgung der Nationalsozialisten anhand von Einzelschicksalen. Eisenman, begrüßte die Einrichtung des unterirdischen Museums. Er müsse öffentlich ein Schuldbekenntnis ablegen, dass er diesen Ort zunächst abgelehnt habe. Es sei gut, dass er davon überzeugt worden sei. "Das ist kein Kompromiss, sondern ein besseres Ergebnis", sagte Eisenman. Das Gesamtprojekt, dessen Größe etwa der Fläche von zwei Fußballfeldern entspricht, hat insgesamt rund 30 Millionen Euro gekostet, zwei Jahre wurde daran gebaut.

Richtfest des Holocaust-Mahnmals in Berlin
Richtfest des Holocaust-Mahnmals in Berlin, 12. Juli 2004Bild: AP

Eine besondere Herausforderung stellt die Sicherheit des Mahnmals dar, das rund um die Uhr zugänglich sein wird und deshalb nicht eingezäunt wurde. Ein privater Sicherheitsdienst bewacht das Mahnmal seit dem 1. Mai, die Mitarbeiter machen regelmäßig Kontrollgänge über das Stelenfeld. Sie sind auch für den Schutz des Ortes der Information zuständig und halten engen Kontakt zur Polizei, die für die Sicherheit auf den umliegenden Straßen verantwortlich ist. Für das Publikum wird das Mahnmal an diesem Donnerstag (12. 5.2005) eröffnet und rund um die Uhr begehbar sein. Zu möglichen Schmierereien zeigten sich Eisenman und Thierse gelassen. Dieses Risiko müsse man bei einem solchen Kunstwerk eingehen, sagte Thierse. (stl)