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Malediven-Präsident ist Klimastar

18. Dezember 2009

Die Malediven gehören zu jenen Staaten, die ganz besonders unter dem Klimawandel zu leiden haben. Ihr Präsident ist fast schon zum Medienstar in Sachen Klimaschutz aufgestiegen.

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Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen kommt Mohammed Nasheed besonders gut anBild: AP

Es dürfte die bekannteste Kabinettsitzung gewesen sein, die jemals ein Entwicklungsland abgehalten hat. Mitte Oktober traf sich das Kabinett des Inselstaats der Malediven unter Wasser. Die Bilder von Präsident Mohammed Nasheed und seiner Minister gingen um die Welt. Sie waren ein Hilferuf. Denn der Klimawandel bedroht das Überleben auf den knapp 1.200 Inseln der Malediven. Sie ragen an der höchsten Stelle gerade einmal zweieinhalb Meter aus dem Meer heraus.

BdT Malediven Unterwasserabstimmung
Medienwirksamer Hilferuf - Das Kabinett der Malediven während einer Unterwasser-SitzungBild: AP

"Für uns ist das hier nicht einfach ein Treffen. Es geht um Leben oder Tod", klagte Mohammed Nasheed auf der Klimakonferenz in Kopenhagen. "Bei einem Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad wird mein Land untergehen, die Korallenriffe werden sich auflösen und unsere Ozeane versauern. Das gesamte Klima des Planeten wird aus den Fugen geraten."

Nasheeds Botschaft ist klar, seine Reden sind es ebenso. Dafür lieben ihn die Medien. Gibt er in Kopenhagen Interviews, so ist er schnell von einer Traube Journalisten umgeben. Der Präsident des 400.000-Einwohner-Staates Malediven ist zum heimlichen Star der Klimakonferenz geworden

Diesen Ruhm verdankt er auch anderen. Etwa dem amerikanischen Umweltschützer Bill McKibben, dem Gründer der internationalen Klimakampagne "350.org". McKibben setzt sich dafür ein, die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre auf 350 Partikel pro Million zu begrenzen. Die gilt unter Wissenschaftlern als Grenze, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Ein ehrgeiziges Ziel. Um das zu erreichen, müssten in den nächsten Jahren die Treibhausgas-Emissionen sinken. Deswegen sind die meisten Industriestaaten dagegen, auch die USA.

Malediven
Malediven-Inseln wie diese könnten schon bald verschwindenBild: dpa

Aber Nasheed will das nicht gelten lassen. "Die USA sagen, dass sie gegen das 350-Partikel-Ziel sind, weil es keine Technologie gäbe, um das zu erreichen. Ich möchte darauf hinweisen, dass, als Präsident Kennedy ankündigte, dass die USA auf den Mond fliegen möchten, es auch keine Technologie dafür gab. Aber wenig später, tatsächlich nur sieben Jahre danach, landete der Mensch auf dem Mond."

Für den Schaden, der durch den Klimawandel unter Wasser angerichtet wird, hat Mohammed Nasheed als Taucher ein besonderes Auge. Die Korallenbleiche bedroht auch die wirtschaftliche Grundlage der Malediven als Reiseziel. Und so geht sein Land mit gutem Beispiel voran. Bis 2020 möchten die Malediven mit Hilfe von Wind- und Sonnenenergie fast ganz auf CO2-Emissionen verzichten. "Ich habe zwei Töchter und möchte gerne meine Enkel sehen", sagte Nasheed in Kopenhagen. "Wenn wir aber so weitermachen wie bisher, dann werde ich nicht in der Lage sein, meine Enkel zu sehen."

Autor: Johannes Beck

Redaktion: Silke Ballweg