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Manager und Weihnachten

23. Dezember 2011

Zur Weihnachtszeit zeigen sich Deutschlands Führungskräfte bescheiden. Einer Umfrage zufolge freuen sie sich über persönlich verfasste Festtagsgrüße von Geschäftspartnern mehr als über teure Geschenke.

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Ein Weihnachtsmann hält vor dem Postamt im brandenburgischen Himmelpfort Briefe in den Händen. Foto: Bernd Settnik
Bild: picture alliance/ZB

Es mag zwar Ausnahmen geben, aber in der Regel lassen sich die meisten Menschen gerne beschenken. Gerade zu Weihnachten signalisieren Präsente, mögen sie auch noch so klein sein, dass das Zwischenmenschliche wichtig ist. Das sehen Deutschlands Führungskräfte ähnlich, wie aus einer Umfrage der LAB Personalberatung in Düsseldorf hervorgeht. 531 Manager haben auf die bundesweite Umfrage geantwortet.

Was im digitalen Zeitalter doch etwas überrascht, ist, dass sich Führungskräfte vor allem über einen Briefgruß zum Fest freuen. "In den Umfrageergebnissen kann man nachvollziehen, dass sich immer noch über 85 Prozent den Weihnachtsbrief als eine Aufmerksamkeit ihres Geschäftspartners wünschen", sagt LAB-Geschäftsführer Klaus Aden. "Und wenn der Brief dann auch noch handgeschrieben und individuell verfasst ist, dann ist das sozusagen das höchste der Gefühle."

Zeit und Aufmerksamkeit werden geschätzt

Weihnachtlich verpackte Pakete (Foto: Bilderbox)
Teure Geschenke machen GewissensbisseBild: BilderBox

Es wird nichts mehr geschätzt, als Zeit und Aufmerksamkeit, die der Geschäftspartner entgegenbringt. Schließlich, so sieht es ein Großteil der Führungskräfte, dient Weihnachtspost der Beziehungspflege. Unpersönliche Weihnachtskarten beweisen keine Wertschätzung, meint ein Umfrageteilnehmer. Ziemlich unbeliebt sind Weihnachtskarten per E-mail – jedenfalls bei den Empfängern. Nur sechs Prozent der Befragten freuen sich darüber, doch dreimal so viele verschicken welche!

War es früher gang und gäbe, dass gerade in den letzten Wochen des Jahres sich die hochwertigen, teuren Weihnachtsgeschenke in den Büros stapelten, bringen derartige Präsente Führungskräfte heute eher in die Bredouille: "Mit anderen Worten: es gibt so den einen oder anderen Manager, den das schlechte Gewissen beschleicht, wenn er reich beschenkt wird", sagt Klaus Aden im Gespräch mit DW-WORLD.DE.

Teure Geschenke können dem Ruf schaden

Hier kommt ein Aspekt der Unternehmensphilosophie ins Spiel: "Compliance" genannt. Das ist die Selbstverpflichtung eines Unternehmens beziehungsweise seiner Führungskräfte, sich an bestimmte vom Gesetzgeber oder der Firmenleitung aufgestellte Richtlinien zu halten. Das hat einen handfesten Grund: Das Unternehmen soll vor negativen Folgen geschützt werden. Und teure Aufmerksamkeiten von Geschäftspartnern können einem Manager den Ruf einbringen, käuflich zu sein.

Frankenwein im Bocksbeutel (Foto: picturealliance)
Einen guten Tropfen weisen Manager nicht zurückBild: picture-alliance / Bildagentur Huber

Ein Fläschchen Wein oder zwei oder drei weisen die Führungskräfte der Umfrage zufolge nicht zurück, so Klaus Aden: "Wein und Spirituosen sind nicht mehr ganz vorne, aber immerhin: 20 Prozent der Manager freuen sich doch noch darüber." Aden glaubt, dass darunter viele sind, die diesen "Luxus" auch genießen und ihn nach wie vor gerne annehmen. Beim genaueren Hinsehen jedoch, so Aden, zeige sich, dass sich die Führungskräfte bei Geschenken über 20 Euro eher unwohl fühlten. 20 Euro wurde bei der Befragung als Wertgrenze angegeben: "Nur noch gut 20 Prozent sagen, das nehme ich dann einfach ohne Bedenken an. Die anderen sagen, die Geschenke habe ich an die interne Tombola weitergeleitet oder ich muss mir die Annahme von meinem Compliance-Officer genehmigen lassen."

Ziemlich abgeschlagen in der Rangfolge sind übrigens Bücher als Geschenke. Nur knapp drei Prozent aller befragten Führungskräfte verschenken dem LAB-Managerpanel zufolge ein Buch als Weihnachtspräsent.

Und noch etwas hat sich verändert: Einige deutsche Unternehmen geben sich, was Weihnachtsfeiern angeht, in diesem Jahr recht bescheiden. Auf eine pompöse Veranstaltung in einem großen Berliner Hotel verzichtet beispielsweise die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin, denn sie schreibt tiefrote Zahlen. Auf die angespannte Finanzsituation reagiert auch der Energieriese Eon. Eine große Weihnachtsfeier gab es in Düsseldorf in diesem Jahr nicht. Was die Deutsche Telekom anbelangt, da sieht es etwas anders aus: In der Bonner Zentrale wurde bereits für einen Tag eine Art Weihnachtsmarkt aufgebaut - für 3000 Mitarbeiter.

Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme