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Manager an die Schulen?

23. Februar 2009

Um ein höheres Bildungsniveau an den Schulen zu erreichen, will Bildungsministerin Schavan Manager an den Schulen unterrichten lassen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft bezeichnete den Vorstoß als Nonsens.

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Vor einer Tafel mit mathematischen Formeln liegt eine Aktentasche (Foto: dpa/DW-Montage
Geht es nach Ministerin Schavan, könnten Manager künftig Mathe oder Physik unterrichtenBild: picture-alliance/dpa/DW Montage

Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat sich dafür ausgesprochen, dass Manager aus der Wirtschaft als Lehrer an Schulen unterrichten. Sie fordere alle Unternehmen auf, ihre Spitzenkräfte für den Schulunterricht freizustellen, sagte die CDU-Politikerin der "Bild"-Zeitung (Ausgabe 23.2.2009).

Ein Austausch brächte sinnvolle Impulse für die Schüler, so Schavan. Als Beispiel nannte Schavan einen Ingenieur, der zwei Stunden wöchendlich Physik- oder Mathematikunterricht geben könnte. Ein Sprecher des Bildungsministeriums betonte, dass der Bund einen solchen Austausch zwischen Wirtschaft und Schulen nicht anordnen könne. Jede einzelne Schule sei aufgefordert, sich ein maßgeschneidertes Konzept zu erarbeiten.

Gewerkschaft kritisiert Vorschlag als falschen Ansatz

Ein Dozent unterricht junge Erwachsene (Foto: Bilder Box.com)
Nach Vorschlag von Ministerin Schavan sollen künftig Manager Schulunterricht gebenBild: BilderBox.com

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Vorschlag der Bildungsministerin als "Nonsens", der das Problem des Lehrermangels nicht löse. Die Länder hätten versäumt, Vorsorge zu treffen, bemängelte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Seit Jahren seien zu wenige Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt worden. Um mehr junge Menschen für den Beruf des Lehrers zu begeistern, seien attraktive Arbeitsbedingungen und ein gutes Gehalt nötig.

Auch bei anderen Bildungspolitikern stieß der Vorschlag Schavans auf Ablehnung. Der sächsische Kultusminister Roland Wöller erklärte in einem Interview, Lehrer müssten nicht nur fachlich, sondern auch fachdidaktisch hervorragend ausgebildet sein. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Patrick Meinhardt, sprach sich ebenfalls gegen den Vorstoß der Ministerin aus. "Nur die Besten der Besten sollten in den Lehrerberuf einsteigen", betonte Meinhardt. Er forderte, die Lehrerausbildung müsse mehr Wert auf die pädagogische Praxis legen.

Abiturienten mit guten Noten werden nur selten Lehrer

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (Foto: DW-TV)
Ministerin Schavan fordert die Betriebe auf, Mitarbeiter für den Unterricht freizustellenBild: DW-TV

Zustimmung fand der Vorschlag dagegen beim thüringischen Kultusminister Bernward Müller. Der "Leipziger Volkszeitung" sagte Müller, in Thüringen würden bereits Spitzenkräfte aus Unternehmen als begleitende Experten eingesetzt. Der Austausch mit der Wirtschaft sei notwendig, um die Absolventen optimal auf das Berufsleben vorzubereiten, betonte der CDU-Politiker.

Zuvor war eine Studie des Münchner ifo-Institutes bekannt geworden, der zufolge der Lehrerberuf vor allem Abiturienten mit einem schlechten Zeugnis anzieht. Das Lehramtsstudium sei für viele angehende Lehrer nur eine Notlösung, weil sie an Zulassungsbeschränkungen in anderen Fächern gescheitert seien. Demnach ergab die Studie, dass Lehrer für Haupt- und Realschulen ihr Abitur mit der Durchschnittsnote 2,5 machen. Nur Gymnasiallehrer hätten mit einer Durchschnittsnote von 2,1 im Abitur vergleichsweise gute Noten. (kis)