1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie viele Millionen sind genug?

Monika Lohmüller1. August 2012

Die Gehälter vieler Manager sind in den letzten Jahren in unglaubliche Höhen geschossen. Aktionärsschützer fordern eine Obergrenze, warnen gleichzeitig aber vor Neiddebatten.

https://p.dw.com/p/15h1V
Ein Mann mit Aktentasche geht ins Büro und spiegelt sich dabei in den Glasscheiben (dpa)
Symbolbild ManagergehälternBild: picture-alliance/dpa

Volkswagen ist der Spitzenreiter in einer Studie, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Dienstag (31.07.2012) in Frankfurt zusammen mit der Technischen Universität München vorgestellt hat. Danach zahlte der Wolfsburger Autobauer für das Geschäftsjahr 2011 pro Vorstand im Schnitt 8,4 Millionen Euro. Die Deutsche Bank kommt als Zweitplatzierter auf einen Durchschnittswert von knapp 5,9 Millionen Euro.

Das sind enorme Summen, von denen Otto Normalverbraucher nur träumen kann. Summen, die immer wieder hitzige Debatten auslösen. Zuletzt erregten sich die Gemüter, als bekannt wurde, dass der Volkswagen-Chef Martin Winterkorn im vergangenen Jahr 16,6 Millionen Euro Gehalt bekommen hat. Das ist mehr als ein Chef der 30 im Deutschen Aktienindex vertretenen Unternehmen jemals verdient hat. Das Salär Winterkorns wurde übrigens in die DSW-Berechnungen über die Gehälter der VW-Vorstandschef eingerechnet.

Ein Plus von 126 Prozent

Noch vor zehn Jahren sahen die Top-Gehälter in Deutschland etwas anders aus, obwohl sie auch damals durchaus üppig waren: 2001 lag die Deutsche Bank mit großem Abstand mit einer durchschnittlichen Vergütung von 5,3 Millionen Euro pro Vorstand an erster Stelle im DAX. An Position zwei lag mit knapp 2,2 Millionen Euro die Deutsche Telekom. Erst dann kam VW, deren Manager im Schnitt etwas über 2,1 Millionen Euro erhielten. Demnach sind die Managergehälter von 2001 bis 2011 um ein Plus von satten 126 Prozent angestiegen.

Den hohen Managergehältern von heute stehen auch höhere Gewinne der Unternehmen gegenüber, betonte DSW-Präsident Ulrich Hocker in Frankfurt bei der Vorstellung der Studie: "Gerade im vergangenen Jahr waren die Bilanzen vieler deutscher Unternehmen geradezu 'goldgerändert'". Und da viele Konzerne die Bezahlung ihrer Vorstände zunehmend an den Geschäftserfolg koppelten, sei ein Gehaltsplus die logische Folge. Allerdings einen Wermutstropfen gebe es, räumte Hocker ein: "Während die Vorstände sich gegenüber 2011 über ein Plus von fast acht Prozent freuen konnten, mussten sich die Aktionäre  mit 5,1 Prozent bei den Dividenden begnügen."

Vorsicht vor Neiddebatten

Die Aktionärsschützer warnen allerdings vor Neiddebatten. Sie halten es jedoch für notwendig, dass die Aufsichtsräte eines Unternehmens als Kontrolleure die Kritik an zu hohen Managergehältern ernst nehmen sollen: "Es kann nicht im Sinne der Vorstände sein, wenn ihnen Selbstbedienungsmentalität unterstellt wird", sagte Hocker. Und im Sinne der Aufsichtsräte könne es auch nicht sein, dass der Eindruck entstehe, sie würden das Geld der Aktionäre mit vollen Händen den Top-Managern in die Tasche stopfen. Die Experten der Studie sprachen sich für eine Gehaltsobergrenze aus, die auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten ist.

Trotz üppiger Zuwächse – bei Festgehalt plus Bonuszahlungen – lag das Salär deutscher Top-Managern auch 2011 im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld. Die Verdienste liegen zwar über denen ihrer Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich. Doch an die Top-Gehälter der Führungskräfte in der Schweiz oder in den USA kommen sie nicht heran. Die Vorstände in den USA verdienen fast viermal so viel wie ihre deutschen Kollegen. Die durchschnittliche Jahresvergütung der Vorsitzenden im Dow Jones Industrial Average (DJIA) lag für 2011 bei 12,1 Millionen Euro.

Fazit der DSW-Studie: In den letzten zehn Jahren ist in Sachen Managergehälter einiges besser geworden. Dazu habe neben gesetzlichen Bestimmungen auch der Corporate Governance Kodex beigetragen. Dieser enthält national und international anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Klar sei allerdings auch, dass es noch immer etliche Baustellen gebe. Nicht nur bei den Gehältern, sondern auch bei den Pensionszahlungen, halten die Aktionärsschützer fest.