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Martin van Creveld: "Kollektivstrafen als Vergeltung nicht gerechtfertigt"

18. April 2006

Israelischer Militärexperte im Interview von DW-WORLD.DE

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"Die, die jetzt regieren, haben erneut erklärt, dass sie uns nie anerkennen werden": Martin van CreveldBild: picture-alliance/ ZB
Nach dem jüngsten Selbstmordanschlag eines palästinensischen Terroristen in Tel Aviv hat der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld "Vergeltungsmaßnahmen gegen Zivilisten oder Kollektivstrafen" als "nicht gerechtfertigt" bezeichnet. In einem Interview von DW-WORLD.DE sagte van Creveld, nach internationalem Recht seien aber "Schläge gegen Terroristen gerechtfertigt. Da gibt es kein Problem. Die Frage ist nur: Wer ist ein Terrorist?" Das müsse von Fall zu Fall geprüft werden. "In der Hamas gibt es eine größere Anzahl von Leuten, die Terroristen sind. Und diese Leute sind legitime Ziele für Kontermaßnahmen", so der an der Hebräischen Universität in Jerusalem lehrende Militärexperte.

Van Creveld sieht in der "raschen Beendigung des Mauerbaus zwischen Israel und Palästinensern die einzige Maßnahme, die hilft, Terrorismus zu verhindern. Wir müssen unsere eigene Sicherheit gewährleisten." Einen Anschlag auf den palästinensischen Ministerpräsidenten Ismail Hanija lehnte van Creveld ab: "Es wäre ein Fehler, gegen ihn persönlich vorzugehen. Man macht so nur einen Märtyrer aus ihm." Um eine friedliche Lösung zu erzielen, brauche man "eine Regierung auf der anderen Seite. Aber die gibt es nicht. Die, die jetzt regieren, haben erneut erklärt, dass sie uns nie anerkennen werden. Mit diesen Leuten ist es leider, leider nicht möglich zu verhandeln. Sie haben auch ihre eigenen Leute nicht im Griff", sagte van Creveld der Deutschen Welle.

Mit Blick auf die Unterstützung der Palästinenser durch den Iran und den internationalen Atomstreit sagte der renommierte Militärexperte, ein Militärschlag gegen den Iran sei "nicht nötig. Ich glaube nicht, dass ein Nuklearstaat Iran eine Gefahr für die Welt darstellen würde."
18. April 2006
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