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Massenvergewaltigung durch Armee in Darfur

11. Februar 2015

Laut Recherchen von Human Rights Watch hat die sudanesische Armee in der Unruheregion Darfur mehr als 200 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Die Regierung in Khartum solle aufhören, dies zu leugnen.

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Sudan, Symbolbild Massenvergewaltigung (Foto: dpa/picture alliance)
Bild: picture-alliance/Ton Koene

Der gezielte Angriff auf Tabit in Nord-Darfur und die Massenvergewaltigung in der Ortschaft markiere einen neuen Tiefpunkt in der Geschichte der Gräuel in Darfur. Die sudanesische Regierung solle aufhören, diese zu leugnen, und unverzüglich dafür sorgen, dass Friedenstruppen und internationale Ermittler ungehinderten Zugang nach Tabit erhalten, sagte Daniel Bekele, Leiter der Afrika-Abteilung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).

Bei dem Überfall habe es sich um eine organisierte Aktion der Armee gehandelt, die Generäle hätten die Vergewaltigungen angeordnet, heißt es in dem 48-seitigen HRW-Bericht, der die Angriffe dokumentiert. Das Papier stützt sich auf Angaben Dutzender Einwohner der Ortschaft. Darin werden 27 Vergewaltigungsfälle dokumentiert. Zu den restlichen lägen glaubwürdige Angaben vor, hieß es. Beginnend am 30. Oktober 2014 seien in einem Zeitraum von 36 Stunden mindestens 221 Mädchen und Frauen vergewaltigt wurden. Die Soldaten hätten die männlichen Bewohner des Dorfes zuvor gewaltsam aus der Siedlung gebracht.

"Die wahre Hölle"

Ein sudanesisches Nachrichtenportal mit Sitz in den Niederlanden hatte bereits Anfang November berichtet, Soldaten hätten Ende Oktober in Tabit etwa 200 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Es handelte sich demnach offenbar um einen Vergeltungsakt nach dem Verschwinden eines Soldaten in der Stadt. Vertreter der gemeinsamen Mission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union in Darfur (UNAMID), die die Zivilbevölkerung vor Gewalt schützen soll, besuchten daraufhin Tabit, fanden aber keine Beweise für eine Massenvergewaltigung. In einem vertraulichen Bericht klagten die UNAMID-Ermittler aber, die Anwohner seien von sudanesischen Soldaten eingeschüchtert worden.

Bis Ende Dezember sprach Human Rights Watch nach eigenen Angaben mit mehr als 50 Bewohnern von Tabit. Aufgrund der Zugangsbeschränkungen fanden die Befragungen am Telefon statt. Zahlreiche Opfer und Augenzeugen hätten die UNAMID-Angaben bei den Befragungen bestätigt. Regierungsbeamte hätten damit gedroht, jeden zu inhaftieren oder zu töten, der offen über die Angriffe spreche.

Ein Vergewaltigungsopfer beschrieb HRW den Angriff auf sich und ihre vier Töchter, von denen zwei jünger als elf Jahre waren, mit den Worten: "Sofort nachdem sie hereingekommen waren, sagten sie: 'Wir werden euch die wahre Hölle zeigen.' Dann begannen sie, uns zu schlagen." Sie vergewaltigten mich und meine Töchter. "So taten sie es, einer nach dem anderen", so das Opfer. Eine andere Mutter sagte, die Soldaten hätten sie zuerst brutal geschlagen und aus ihrem Haus gezerrt. Als sie zurückgekehrt sei, habe sie bemerkt, dass die Männer drei ihrer Töchter vergewaltigt hätten, alle jünger als 15 Jahre. "Sie stopften Kleider in ihre Münder, damit niemand sie schreien hörte", erklärte die Befragte.

Die Menschenrechtler appellierten an die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Zivilbevölkerung in Nord-Darfur vor weiteren Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Tabit ist eine Hochburg der Fur-Volksgruppe und stand in den vergangenen Jahren unter der Kontrolle regierungskritischer Rebellen. Die Fur fühlen sich der benachbarten Republik Südsudan angehörig. Zur Zeit der Vergewaltigung befanden sich nach HRW-Recherchen jedoch keine Rebellen in Tabit und Umgebung.

qu/uh (APE, afpe, kna, HRW)