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Max Ophüls: Das Leben - Ein Reigen

8. März 2011

In Deutschland geboren, über Frankreich nach Hollywood emigriert, nahm Max Ophüls die französische Staatsbürgerschaft an. Bei unseren Nachbarn wird er heute noch mehr geschätzt als hierzulande - sagt ein aktuelles Buch.

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Der deutsch-französische Regisseur Max Ophüls im Jahr 1952 (Foto: dpa)
Max OphülsBild: picture-alliance/ dpa

Ob sich an der Wertschätzung des deutsch-französischen Filmregisseurs Max Ophüls auch Jahrzehnte nach seinem Tod nur wenig geändert hat - wie die Herausgeber des Buches behaupten - darüber mag man streiten. Dass Ophüls in Deutschland immer noch nicht genügend anerkannt ist, dass zumindest ist unstrittig. Allein ein Blick auf die spärlichen DVD-Veröffentlichungen im Geburtsland des Regisseurs zeigen: der Saarbrücker Ophüls ist hierzulande immer noch zu entdecken.

DVD-Cover Brief einer Unbekannten (Foto: Kinowelt)
DVD-Cover "Brief einer Unbekannten"

Arbeiten in Frankreich

Das Büchlein mit Vorwort und sechs Aufsätzen, Bio- und Filmografie ist zumindest nicht die erste Veröffentlichung über den Regisseur. Darauf weisen die Herausgeber auch hin. Eine dickleibige 1998 erschienene Biografie und ein Band in der legendären blauen Hanser-Regie-Reihe liegen immerhin vor. Ein Unbekannter ist Max Ophüls also nicht. Das nun vorliegende Buch ist aber eine schöne Ergänzung und ein weiterer Hinweis dafür, welch großer Regisseur hier einst Filme drehte bevor ihn die Nationalsozialisten zur Emigration drängten, sich das Filmwesen in Deutschland in eine riesige Propagandamaschinerie verwandelte.

Verschiedene Kulturkreise

Michael Beckert arbeitet in seinem Essay stilistische Eigenarten in den Filmen Max Ophüls auf, Ulrike Jacobs blickt auf die Wiener Jahre des Regisseurs, Georg Bense beschäftigt sich mit dem Moment der Bewegung im Oeuvre von Ophüls. Zwei Nachdrucke bereits anderswo erschienener Artikel ergänzen das: Der Regisseur Dominik Graf würdigt die (englische)DVD-Veröffentlichung von Ophüls letztem Film "Lola Montez" (1955), der frühere Filmkritiker Hans C. Blumenberg setzt den US-Emigranten Max Ophüls in Beziehung zum Franzosen Jean Renoir, der ebenfalls einige Jahre in Amerika arbeitete. Ein Blick auf das Saarbrücker Nachwuchsfestival zum deutschsprachigen Film, das den Namen des Regisseurs trägt, rundet den Band ab.

Szene mit Martine Carol in Lola Montez (Foto: picture alliance kpa)
Frankreichs Filmstar der 50er Jahre: Martine Carol in "Lola Montez"Bild: picture-alliance/KPA Copyright

"'Leben, das ist für mich Bewegung', sagt Lola Montez, die Abenteurerin und Kurtisane, Heldin und Opfer eines unsteten Lebens, getrieben von der Gier nach Liebe, im letzten Film von Max Ophüls. Ein Leitmotiv, das auch für ihn und seine Filme gilt, zu denen er sein Leben lang unterwegs war", schreibt Georg Bense in seinem Beitrag. Bewegung, Kamerafahrten, schwebende Leichtigkeit, aber auch immer wieder der Reigen der Liebe charakterisieren das Werk von Max Ophüls.

Schwebende Leichtigkeit auf der Leinwand

Ob im frühen Film "Liebelei" nach Arthur Schnitzler mit Magda Schneider, im meisterlichen Melodrama "Letter from an unknown Woman" nach Stefan Zweig oder im "Reigen", wiederum nach Schnitzler - immer verstand es Ophüls seine literarischen Vorlagen zu inszenieren, als ob diese geradezu fürs Kino geschrieben worden wären. Gerade diese Eleganz der Inszenierung und Führung der Schauspieler machten es ihm leicht in Frankreich Fuß zu fassen - das deutsche Publikum tat sich dagegen lange schwer mit Ophüls. Sein letzter großer und immens teurer Film "Lola Montez" wurde an den Kassen zum Desaster.

Nachholbedarf auf DVD

Und so ist den Herausgebern des Bandes natürlich ohne jede Einschränkung beizupflichten: dieser Regisseur harrt trotz aller Kränze, die ihm in Cineastenkreisen geflochten werden, einer breiten Rezeption. Und sei es nur die einer umfassenden Aufarbeitung seines Werkes auf DVD. In Zeiten, in denen immer weniger Kinos Filmgeschichte zeigen und Klassiker zur Wiederaufführung bringen, wäre das schon viel Wert.

Kurt Bohr/Michael Beckert (Hrsg.): "Max Ophüls. Das Leben - Ein Reigen", Verlag Saarkultur 2011, 120 Seiten, ISBN: 978-3-9813041-3-8.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Conny Paul