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Maß in der Rache

19. März 2003

Maß in der Rache, Belohnung von Reue, Versöhnlichkeit und Verständigungsbereitschaft mit den Feinden – bedeutende Ideen, die Cicero vor mehr als 2000 Jahren niederschrieb. Können sie Maßstab internationaler Politik sein?

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Marcus Tullius Cicero

Der römische Staatsmann und Philosoph Cicero schrieb:

"Es sind aber einige Verpflichtungen auch gegen diejenigen zu beachten, von denen du Unrecht erlitten hast. Denn es gibt ein Maß im Rächen und Bestrafen. Und es genügt vielleicht, dass derjenige, der herausfordernd gehandelt hat, sein Unrecht bereut, so dass er selbst nichts Derartiges künftighin verübt und die übrigen weniger rasch mit Unrecht bei der Hand sind. In der Politik ist besonders das Kriegsrecht zu beachten. (...)

Denn wie es Leute gibt (...), die politischer Tätigkeit in der Stadt solche des Krieges vorziehen, so dürftest du viele finden, denen gefährliche und übereilte Pläne glänzender und bedeutender erscheinen als friedfertige und wohlbedachte. (...)

Gar nicht darf man hören auf die, die glauben, man müsse den Feinden ernstlich zürnen, und meinen, das sei Aufgabe eines großmütigen und entschlossenen Mannes. Denn nichts ist lobenswerter, nichts eines großen und hervorragenden Mannes würdiger als Versöhnlichkeit und Verständigungsbereitschaft. (...)

Auch muss man sich davor in acht nehmen, dass die Strafe größer sei als die Schuld und dass aus denselben Gründen die einen zur Verantwortung gezogen, die anderen nicht einmal zur Rede gestellt werden."

* * *

Auszüge aus: Marcus Tullius Cicero: De officiis – Vom pflichtgemäßen Handeln. Verlag Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1992.

Marcus Tullius Cicero, römischer Staatsmann und Philosoph, 106 - 43 v. Chr.