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Politik

Wohl deutsche IS-Frauen in Syrien festgenommen

10. Februar 2018

In den Kurdengebieten in Nordsyrien werden einem Bericht zufolge mindestens 15 deutsche Frauen gefangen gehalten, die sich der Dschihadistenmiliz IS angeschlossen haben sollen - für die deutschen Behörden ein Problem.

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Kurdische Einheiten, hier eine Versammlung Ende Januar, sollen hunderte IS-Anhängerinnen gefangen genommen haben
Kurdische Einheiten, hier eine Versammlung Ende Januar, sollen hunderte IS-Anhängerinnen gefangen genommen habenBild: Reuters/R. Said

Weil sie der Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verdächtigt werden, sind in den nordsyrischen Kurdengebieten derzeit mindestens 15 Frauen aus Deutschland in Gefangenenlagern. Das berichtet die Tageszeitung "Die Welt" unter Berufung auf Nadim Houry, Terrorismus-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).

Der Jurist habe die inhaftierten IS-Anhängerinnen im Januar besucht und mit ihnen gesprochen. Seinen Schilderungen zufolge seien in Nordsyrien insgesamt 800 IS-Frauen mit Kindern in vier verschiedenen Lagern, meldet die Zeitung. Die Frauen stammen demnach aus 40 Ländern - unter anderem auch aus Kanada, Frankreich, Großbritannien, der Türkei und Australien. 

"Diese Frauen sind in einer sehr schwierigen Situation. Insbesondere für die kleinen Kinder sind die Umstände keineswegs gut", berichtete Houry laut "Welt". Es gebe zwar keine Hinweise auf systematische Folter in den kurdischen Auffanglagern. Einige Frauen hätten jedoch berichtet, dass sie bei Verhören "geschlagen und erniedrigt" worden seien. 

Die Frauen wollten nach Hause, "selbst wenn ihnen dort strafrechtliche Konsequenzen drohen". Houry forderte die europäischen Regierungen dazu auf, zumindest die Kinder heimzuholen. "Die Kinder haben keine Straftaten begangen, sie sind selbst Opfer des Krieges und oftmals auch ihrer radikalisierten Eltern." 

Die Behörden aus Russland und Indonesien haben demnach in Nordsyrien gefangene Staatsbürgerinnen abgeholt. Andere Regierungen weigern sich bislang, die IS-Anhängerinnen aus der kurdischen Gefangenschaft zu holen, so der Bericht. Zuletzt hatte das Auswärtige Amt bestätigt, dass ein Kind einer im Irak inhaftierten deutschen Staatsangehörigen in die Bundesrepublik gebracht worden ist.

Streit um Umgang mit IS-Kindern

Am Freitag hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) vor potenziell gefährlichen Kindern zurückkehrender Dschihadisten gewarnt und deren Registrierung gefordert. Er verwies in der "Rheinischen Post" auf Videos von Tötungen durch Minderjährige und sagte, die Grundannahme des Strafrechtes sei widerlegt, dass Kinder unter 14 Jahren nicht gefährlich sein könnten. "Wir müssen einen Weg finden, auch die Personen unter 14 Jahren zu erfassen - da darf es keine Denkverbote geben."

Die bisherige große Koalition von Union und SPD im Bund hatte das Mindestalter für eine Überwachung von 16 auf 14 Jahre gesenkt. Die CSU sprach sich im vergangenen Sommer im Bundestagswahlkampf dafür aus, in bestimmten Fällen auch Jüngere vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Sie erntete dabei heftige Kritik unter anderem von der SPD. 

Bundesverfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sprach im Dezember darüber, wie die Terrormiliz IS auch Kinder einer Gehirnwäsche unterziehe, und dass die Rückkehr der Familien mancher Kämpfer beobachtet werde. 

stu/jj (dpa, kna)