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Medien als Waffe

Christine Harjes8. Mai 2002

Kampf dem Terrorismus. Das haben sich nicht nur die Militärs der Anti-Terror-Allianz auf die Fahnen geschrieben. Spätestens seit dem 11. September ist klar: Auch die Medien kämpfen mit.

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Das brennende World Trade Center als Dauerprogramm auf allen FernsehsendernBild: AP

Nur eine Stunde dauerte es, bis 70 Prozent der Deutschen informiert waren: Die Nachricht von den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center verbreitete sich extrem schnell. Für fast die Hälfte der Deutschen waren die Fernsehbilder der brennenden Türme die erste Informationsquelle.

Info-Gier

In den folgenden Tagen und Wochen schnellten die Auflagen der Tageszeitungen in die Höhe und Sondersendungen zu den Anschlägen und möglichen Reaktionen der US-Regierung bestimmten das Fernsehprogramm. Bei Krisen, Kriegen und Katastrophen ist das Bedürfnis - manchmal sogar die Gier - nach Informationen groß. Die Medien stillen sie schnell und effizient. Doch jeder Konflikt und jeder Krieg hat mindestens zwei Seiten. Für die Berichterstatter bedeutet das: Sie haben eine große Verantwortung.

Keith Spicer, Direktor des Pariser Instituts für Medien, Frieden und Sicherheit der UN-Friedensuniversität in Costa Rica, betont die Macht der Presse: "Im Nahen Osten oder in Tschetschenien werden immer zwei Kriege geführt: Der bewaffnete Krieg und der Medienkrieg." Häufig ließen sich die Medien dabei zum Werkzeug der Kriegsführung machen, mahnt Spicer auf einer internationalen Konferenz zum Thema "Medien, Konflikte und Terrorismus" in Bonn. Veranstalter der Konferenz ist unter anderen die Deutsche Welle.

Angriff auf die Pressefreiheit

Grigori Yavlinsky, Vorsitzender der russischen "Jabloko"-Fraktion, nennt die Politik unter Wladimir Putin eine "geleitete Demokratie" (managed democracy). Die Medien würden missbraucht, um den Tschetschenien-Krieg als Kampf gegen den Terrorismus zu rechtfertigen.

Die Wahrheit ist immer das erste Kriegsopfer, glaubt auch Lyse Doucet, die während der US-Angriffe für die BBC aus Afghanistan berichtete. Es sei aber arrogant zu denken, dass dies nur in nicht-westlichen Gesellschaften passiert. "Das Pentagon und andere westliche Staaten hatten ihre eigene Form der Zensur," erklärt die Journalistin auf der Konferenz.

Sicherheit wichtiger?

Eine "weltweite Krise der Pressefreiheit" als Folge des "Anti-Terror-Krieges" sieht das Komitee zum Schutz der Journalisten (CPJ). Viele Regierungen würden jetzt die nationale Sicherheit vorschieben, um unangenehme Presseberichte zu unterdrücken.

Meldungen über ein US-amerikanisches "Büro für strategische Einflussnahme", das militärische Propaganda in der Presse unterbringen sollte, schürten weitere Zweifel an einer objektiven Berichterstattung. Nikolaus Brender, ZDF-Chefredakteur, gestand in einem Interview mit dem "Spiegel" die Schwierigkeit ein, Wahrheit von Propaganda zu unterscheiden. "Deswegen muss hinter alles, was wir machen, ein Fragezeichen gesetzt werden."