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Medwedew gibt sich milde

13. September 2012

Der russische Ministerpräsident Medwedew hat sich dafür ausgesprochen, die drei verurteilten Musikerinnen der Punkband Pussy Riot wieder freizulassen. Beobachter bezweifeln jedoch seinen Einfluss auf das Verfahren.

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Dmitri Medwedew (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Am 17. August sind die drei Musikerinnen der russischen Punkband Pussy Riot wegen "Rowdytums aus religiös motiviertem Hass" zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Jetzt sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew, der auch Jurist ist, es erscheine ihm "unproduktiv", wenn die Frauen noch länger im Gefängnis blieben. Sie hätten ausreichend Zeit gehabt, das "Geschehene" zu überdenken. Eine Bewährungsstrafe sei ausreichend, so Medwedew bei einem Treffen mit Mitgliedern der Regierungspartei Einiges Russland. Zugleich distanzierte sich der Ministerpräsident von den drei Putin-Kritikerinnen.

Die Bandmitglieder waren im Februar in den für ihre Auftritte charakteristischen bunten Sturmhauben in den Altarraum der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau eingedrungen und hatten in einem "Punk-Gebet" lautstark ihre Wut über den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Wladimir Putin zum Ausdruck gebracht.

Hoffnung für die Berufung?

Die Verteidigung der verurteilten Frauen begrüßte Medwedews Äußerungen. Die Tatsache, dass der Regierungschef einen weiteren Gefängnisaufenthalt der Bandmitglieder für unproduktiv halte, sei korrekt und werde von der Verteidigung unterstützt, sagte der Anwalt Nikolai Polosow der Nachrichtenagentur Interfax. Die Anwälte der Band wollen am 1. Oktober gegen das Urteil in Berufung gehen.

Beobachter gehen davon aus, dass die Äußerungen Medwedews kaum Einfluss auf die bevorstehende Entscheidung haben werden. Der Politologe Evgheni Volk glaubt allerdings, dass Medwedews Worte "die Stimmung im liberalen Teil der Gesellschaft reflektieren ".

Eine nach dem Urteil gegen die Pussy-Riot-Mitglieder veröffentlichte Umfrage ergab, dass 53 Prozent der russischen Bevölkerung die Strafe für fair halten, 27 Prozent halten sie für ungerecht.

fab/haz (rtr,dapd,afp)