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Tödliches Schulessen in Indien

17. Juli 2013

Der Verzehr eines kostenlosen Schulmittagessens hat mindestens 22 indischen Kinder das Leben gekostet. Es wird vermutet, dass die Zutaten mit Pestiziden verunreinigt waren.

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Schulessen in Indien (Foto: picture alliance/AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Die Problematik ist bekannt. Immer wieder werden nach Mahlzeiten an indischen Schulen Lebensmittelvergiftungen gemeldet. Die Ursachen: mangelnde Hygiene, minderwertige Qualität der Lebensmittel und wie anscheinend auch bei dem jüngsten tragischen Fall, durch chemische Stoffe, die in der Nahrung nichts zu suchen haben, verunreinigte Lebensmittel. Betroffen ist diesmal eine staatliche Schulkantine im Distrikt Saran im Bundesstaat Bihar.

Gift im Schulessen tötet Kinder in Indien

Bislang seien insgesamt 22 Kinder zwischen acht und elf Jahren an den Folgen der "anscheinend giftigen" Mahlzeit aus Reis, Sojabohnen und Linsen gestorben, teilte das Bildungsministerium des nordindischen Bundesstaates mit. Es werde vermutet, dass die Zutaten mit Insektengift verunreinigt waren. Rund 30 weitere Kinder und die Schulköchin werden in einem Krankenhaus in der Bundeshauptstadt Patna behandelt. Viele der Betroffenen sind in einem kritischen Zusstand. Ein Sprecher dieses Krankenhauses sagte, die Patienten zeigten "klassische Symptome einer Vergiftung, nämlich Fieber, Erbrechen, Magenschmerzen und Schaum vor dem Mund".

Medizinische Hilfe für die vergifteten Kinder (Foto: picture alliance/AP)
Medizinische Hilfe für die vergifteten KinderBild: picture alliance/AP Photo

Noch während des Mittagessens am Dienstag hätten die ersten Kinder über heftige Übelkeit geklagt. Innerhalb weniger Minuten verloren die ersten Schüler das Bewusstsein. Die Mahlzeit wurde daraufhin abgebrochen.

Der Regierungschef von Bihar, Nitish Kumar, ordnete eine rasche Untersuchung zu den Ursachen der Tragödie an und versprach den Familien der Opfer Entschädigungszahlungen. Trotz des Versprechens protestierten mehrere hundert Menschen vor der Schule. Sie forderten "ernste Konsequenzen" für die Verantwortlichen.

Schulessen für 130 Millionen Kinder

In vielen Bundesstaaten erhalten Kinder aus armen Familien an staatlichen Schulen kostenlos Mittagessen. Die kostenfreie Schulspeisung ist Bestandteil des staatlichen indischen Armutsbekämpfungs-Programms. Doch die seit den 1960er Jahren bestehende Initiative wird immer wieder von Skandalen überschattet. Qualität und Quantität des Schul-Essens sind oft mangelhaft. Ein beträchtlicher Teil der für die Schulen vorgesehenen Nahrungsmittel verschwindet oder wird verkauft, weil Kontrollen fehlen. Nach Angaben des indischen TV-Senders CNN-IBN wird die Hälfte aller Lebensmittel für die Schulmahlzeiten in der Hauptstadt Neu-Delhi von den Hilfsorganisationen, die das Programm betreiben, abgezweigt. Das Essen enthalte zudem kaum Gemüse und sei oft unhygienisch, hieß es.

Hunger ist in Indien weit verbreitet. Über 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. Das staatliche Programm erreicht nach Angaben der Regierung in Neu Delhi um die 130 Millionen Kinder in Schulen Indiens und ist damit eines der größten Lebensmittelprogramme weltweit.

qu/gmf (afp, AP, epd)