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Erdbeben

16. August 2007

Als "unendliche Folter" haben Überlebende in Peru das etwa zweiminütige Beben bezeichnet. Die Auswirkungen der Katastrophe werden erst langsam sichtbar, weil der Zugang zu den betroffenen Regionen unterbrochen ist.

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Zerstörtes Haus in Ica, Foto: AP
Das Beben hat mindestens 337 Menschen das Leben gekostetBild: AP

Das Erdbeben hat mindestens 337 Menschen das Leben gekostet. 827 weitere erlitten Verletzungen, wie der Zivilschutz am Donnerstag (16.8.2007) mitteilte. Am stärksten betroffen von dem Beben der Stärke 7,9 am Mittwochabend (Ortszeit) war die Region in der Umgebung der Städte Ica, Chincha und Cañete an der südlichen Pazifikküste.

Brennendes Einkaufszentrum in Lima, Foto: AP
Das Beben löste auch einen Brand in einem Einkaufszentrum ausBild: AP


Präsident Alan Garcia rief in der Region um Ica den Notstand aus. Dort seien die meisten Todesopfer zu beklagen, erklärte der Zivilschutz. Der stellvertretende Gesundheitsminister José Calderon bezeichnete die Lage in Ica als dramatisch und rief die Menschen zu Blutspenden auf. Ein Konvoi aus Ärzten und Schwestern war auf dem Weg in die 160.000-Einwohner-Stadt 120 Kilometer südlich von Lima. Da mehrere Brücken zusammengebrochen und die Straßen unpassierbar waren, konnte die Stadt auf dem Landweg nicht sofort erreicht werden. Die Luftwaffe errichtete eine Luftbrücke, um die Stadt mit Hilfsgütern zu versorgen. Zahllose Verletzte strömten in die Krankenhäuser, obwohl diese durch die Erschütterungen stark beschädigt waren.

Kliniken überlaufen


Die Ärzte in den staatlichen Krankenhäusern brachen ihren am Mittwoch begonnenen Streik ab, um den Opfern zu helfen. Medienberichten zufolge drängten sich in Ica zahlreiche Menschen in Krankenhäusern und warteten auf Hilfe, obwohl auch die Klinikgebäude bei dem Beben beschädigt wurden.

In der gesamten Stadt fiel der Strom aus, telefonischer Kontakt in die Region war nicht möglich. Nach Informationen des Fernsehsenders Canal N stürzte eine Kirche ein, 17 Menschen kamen dabei ums Leben.

Eine Familie campiert in einem Park in Lima, Foto: AP
Tausende Menschen mussten die Nacht auf der Straße verbringenBild: AP

Bürgermeister: Leichen auf den Straßen


Der Bürgermeister der nahegelegenen Stadt Pisco berichtete, Dutzende Leichen lägen auf den Straßen und mindestens 200 Menschen seien unter den Trümmern einer eingestürzten Kirche begraben worden. "Wir haben kein Licht, kein Wasser, keine Kommunikationsmöglichkeiten", sagte Juan Mendoza dem Radiosender CPN. Aus Chincha berichtete ein APTN-Kameramann von zahlreichen Leichen im örtlichen Krankenhaus.


In der Hauptstadt Lima war das Beben ebenfalls zu spüren, mehr als zwei Minuten lang schwankte der Boden. "Ich dachte, dass es nie zu Ende gehen würde", sagte die Straßenverkäuferin Maria Pilar Mena. Der 27 Jahre alte Antony Falconi sagte, das Beben habe regelrecht Wellen geschlagen. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP sagte, im Stadtzentrum seien einige Häuser eingestürzt. Fensterscheiben und Straßenlaternen gingen zu Bruch. Hunderte Bewohner liefen in Panik aus den Häusern. Auch das Telefon- und Mobilfunknetz brach zusammen.

Präsident Garcia wies alle Polizisten an, auf den Straßen von Lima Dienst zu tun. In einem Einkaufszentrum brach ein Brand aus. Östlich der Hauptstadt blockierten Erdrutsche die Straßen.

Schwere Nachbeben

Der Erdstoß vom Mittwochabend um 18.40 Uhr Ortszeit (Donnerstag 01.40 Uhr MESZ) hatte nach Messungen der US-Erdbebenwarte (USGS) eine Stärke von 7,9. Das Zentrum lag etwa 145 Kilometer südöstlich von Lima in einer Tiefe von rund 40 Kilometern. Dem ersten Erdstoß folgten vier Nachbeben mit Stärken von 5,4 bis 5,9 und eine Vielzahl von kleineren Erschütterungen.

Für die Pazifikküste von Peru, Chile, Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Panama wurde eine Tsunami-Warnung ausgelöst, die nach zwei Stunden wieder aufgehoben wurde. Es sei eine Flutwelle von 20 bis 30 Zentimetern entstanden, die aber keine Bedrohung darstelle, erklärte das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii. (rri)

Zerstörtes Haus in Ica, Foto: AP
Am stärksten betroffen ist die Region IcaBild: AP