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Politik

42 Tote bei Angriff auf Flüchtlingsboot

17. März 2017

Viele Menschen flüchten vor dem Krieg im Jemen über das Rote Meer. Umgekehrt versuchen Afrikaner, auf die arabische Halbinsel zu gelangen. Alle müssen dabei mit dem Schlimmsten rechnen, wie die jüngste Attacke beweist.

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Helfer bringen Leichen der bei dem Angriff getöteten Flüchtlinge an Land (Foto: Getty Images/AFP/STR)
Helfer bringen Leichen der bei dem Angriff getöteten Flüchtlinge an LandBild: Getty Images/AFP/STR

Bei einem Angriff auf ein Flüchtlingsboot vor der Westküste des Jemen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 40 somalische Flüchtlinge getötet worden. Vertreter der Gesundheitsdienste der jemenitischen Stadt Hodeida sowie des dortigen Hafens hatten zuvor von mehr als 30 Toten und 35 Verletzten gesprochen. Wer genau für den Angriff verantwortlich ist, blieb zunächst unklar.

Rebellen: Luftangriff der arabischen Militärkoalition  

Nach IOM-Angaben wurden 42 Leichen geborgen. 80 Überlebende des Angriffs wurden ins Krankenhaus gebracht, 24 von ihnen mit schweren Verletzungen. Hodeida wird von schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Deren Agentur Saba warf der von Saudi-Arabien angeführten - und von den USA unterstützten - arabischen Militärkoalition vor, die Schutzsuchenden aus der Luft angegriffen zu haben. Ein Sprecher der sunnitischen Militärkoalition betonte dagegen, die Allianz sei an dem Vorfall nicht beteiligt gewesen. Sie habe in dem Gebiet keinen Angriff unternommen.

Ein Hafenvertreter erklärte, die Opfer seien mit leichten Waffen angegriffen worden, was gegen einen Luftangriff sprechen könnte. Seinen Angaben zufolge wurden zahlreiche Somalier, die den Angriff überlebten, sowie drei jemenitische Schlepper in das Gefängnis der Stadt gebracht. Ob die Flüchtlinge den Jemen verlassen oder dort Schutz suchen wollten, ist noch ungeklärt. Laut IOM war das Flüchtlingsboot wahrscheinlich in Richtung Sudan unterwegs.

Bergungsarbeiten im Hafen der Stadt Hodeida an der Westküste des Jemen (Foto: Reuters/A. Zeyad)
Bergungsarbeiten Im Hafen der Stadt Hodeida an der Westküste des Jemen Bild: Reuters/A. Zeyad

In den vergangenen Jahren flohen immer mehr Menschen vor dem Bürgerkrieg im Jemen. In kleinen Fischerbooten versuchen sie, die Meerenge zu überqueren, die das Rote Meer vom Indischen Ozean trennt. Während die meisten Flüchtlinge aus dem Jemen nach Süden in Richtung Dschibuti fliehen, versuchen Flüchtlinge aus Afrika das Rote Meer in Richtung Ägypten zu überqueren.

Hadi-treue Truppen wollen Rebellen Westküste entreißen  

Im Südjemen gibt es verschiedene Lager mit somalischen Flüchtlingen, allerdings nicht in der Gegend von Hodeida. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) benutzen Flüchtlinge angesichts des sich zuspitzenden Konflikts im Jemen weiter nördlich gelegene Regionen als Transitgebiet. Das UNHCR rief die Konfliktparteien im Jemen auf, Zivilisten zu schützen.

Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen schiitische Huthi-Rebellen und andere Milizen, die dem vorherigen Staatschef Ali Abdallah Saleh die Treue halten. Seit März 2015 fliegt ein von Riad angeführtes Militärbündnis Luftangriffe gegen die Rebellen und unterstützt damit die Hadi-Truppen. Seit Donnerstag gab es bei Kämpfen an der Küste südlich von Hodeida nach Angaben von Militärs und Ärzten 32 Tote - 14 Rebellen, acht Soldaten und zehn Zivilisten. Die Hadi-treuen Einheiten rücken derzeit von der Hafenstadt Mocha in nördlicher Richtung vor, um die von den Rebellen kontrollierte Westküste des Jemen einzunehmen. Die arabische Militärkoalition ist an der Offensive beteiligt.

26 Tote bei Rebellen-Attacke auf Militärlager  

Unterdessen hieß es seitens der Hadi-Truppen, bei einem Raketenangriff der Rebellen auf ein Militärlager östlich der Hauptstadt Sanaa seien mindestens 26 Soldaten getötet worden. Ziel des Angriffs aus dem von den Rebellen kontrollierten Sanaa war demnach die Moschee im Kofel-Lager in der Provinz Marib, in der das Freitagsgebet stattfand.

Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien hatte im Zusammenhang mit dem Jemen am vergangenen Wochenende von der "größten humanitären Krise in der Welt" gesprochen. 18,8 Millionen Menschen benötigen demnach Hilfe. Das sind zwei Drittel der Bevölkerung. Nach UN-Angaben sind in dem Konflikt im Jemen seit März 2015 bereits fast 7700 Menschen getötet und mehr als 42.500 verletzt worden.

sti/ww (afp, dpa)