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Mehr als 80 Tote nach Anschlägen in Ägypten

23. Juli 2005

In Scharm el Scheich gab es in der Nacht zu Samstag (23.7.) eine Anschlagsserie, bei der nach Behördenangaben mindestens 80 Menschen getötet und über 130 verletzt wurden. Eine Bombe in Beirut verletzte mehrere Menschen.

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Am Alten Markt in Scharm el ScheichBild: dpa

Im Abstand von wenigen Minuten gingen in der Stadt laut Agenturangaben drei Autobomben hoch. Ziel der Anschläge waren zwei Touristenhotels und der Alte Markt, wo ein Café getroffen wurde. Innenminister Habib al Adli machte militante Islamisten für die Tat verantwortlich. Es war der verheerendste Anschlag in Ägypten seit fast zehn Jahren. Nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums liegt die Zahl der Toten bei über 80, es soll mindestens 130 Verletzte gegeben haben. Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak informierte sich vor Ort über das Geschehen.

Einheimische und Ausländer unter den Opfern

Deutsche sind nach Angaben von Reiseveranstaltern offenbar nicht unter den Toten. Beim Auswärtigen Amt sind bisher ebenfalls nur verletzte Deutsche bekannt, die Aufklärung laufe aber noch.

In Berlin wurde das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts personell verstärkt. Es koordiniert seine Arbeit mit deutschen Reiseveranstaltern (Telefon 030-5000 2000). Die deutsche Botschaft in Ägypten hat ein Team in den Badeort geschickt, das Betroffenen hilft. Ägyptens Innenminister Al Adli zufolge handelt es sich bei den weitaus meisten Opfern um Ägypter, es sollen aber auch mehrere Ausländer darunter sein.

Explosion in der Nacht

Anschlagserie in Scharm el Scheich - Ghazala Gardens Hotel
In den Trümmern des Ghazala Gardens HotelsBild: dpa

Die erste Explosion ereignete sich gegen 1.15 Uhr Ortszeit (0.15 Uhr MESZ) im Touristenzentrum Naama Bay, wo sich zahlreiche Hotels befinden. Die Detonation ließ offenbar die Empfangshalle des Hotels Ghazala Gardens einstürzen. Eines der mit Sprengstoff beladenen Fahrzeuge durchbrach die Absperrung des Hotels und explodierte anschließend, wie der Provinzgouverneur von Südsinai, Mustafa Afifi, einem Radiosender sagte. Dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe, bestätigte er allerdings bislang nicht.

Auch die zweite Autobombe soll in der Nähe eines Hotels explodiert sein. Der dritte Sprengsatz detonierte in einem Minibus auf dem Alten Markt von Scharm el Scheich, der etwa vier Kilometer von Naama Bay entfernt ist. Dabei seien mindestens 17 Menschen - vermutlich alle Ägypter - ums Leben gekommen. Sie hatten vor einem Café gesessen.

Anschläge im Sinai

Scharm el Scheich auf der Sinai-Halbinsel am Roten Meer ist bei israelischen und europäischen Touristen sehr beliebt. Die Anschläge vom Samstag waren die verheerendsten seit 1997. Damals hatten islamistische Attentäter bei den antiken Stätten von Luxor 58 Touristen und vier Ägypter getötet. Vor neun Monaten hatte es in den Ferienorten Taba und Ras Schitan auf der Sinai-Halbinsel eine Reihe von Sprengstoffanschlägen gegeben, bei denen 34 Menschen ums Leben kamen.

"Heilige Krieger" bekennen sich zum Anschlag

Wie auch bei anderen Anschläge zuvor gab es bald ein Bekennerschreiben im Internet. Eine islamische Gruppierung, die nach eigenen Angaben mit dem Terrornetzwerk El Kaida in Verbindung steht, hat sich dazu bekannt. In einer am Samstag auf einer islamistischen Website veröffentlichten Erklärung schrieb die Gruppierung namens Abdullah-Assam-Brigaden, ihre "heiligen Krieger" hätten das Hotel Ghazala Gardens und den Alten Markt in Scharm el Scheich angegriffen. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht überprüft werden.

Bombe in Beirut nach Rice-Besuch

Im Zentrum der libanesischen Hauptstadt Beirut ist bereits am Freitagabend (23.7.2005) eine Bombe explodiert. Dabei wurden mindestens sechs Menschen verletzt, teilten libanesischen Sicherheitsbeamte mit. Der arabische Nachrichtensender Al Dschasira berichtete von zwölf Verletzten. Die Explosion in einem belebten Christenviertel ereignete sich nur Stunden nach der Abreise von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die am Freitag überraschend aus Israel kommend zu Gesprächen in Libanon eingetroffen war, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. (kap)