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Mehr Geld für die Kultur?

Catherine Donegan/Petra Tabeling 22. Oktober 2002

In der Europäischen Union wird oft hart über Zuwendungen für die Landwirtschaft oder Entwicklungshilfe debattiert. Doch wie verteilt die EU ihr Geld für die Kultur?

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Den europäischen Gedanken auch mit Geldern für die Kultur fördernBild: AP

Der Europäer zahlt mit seinen Steuern im Durchschnitt 240 Euro im Jahr an Brüssel. Einen Teil davon fließt in den Kulturfonds der Europäischen Union. Seit dem Maastricht-Vertrag von 1993 gibt es eine Organisation, die sich mit übergreifenden Kulturprogrammen innerhalb der EU-Mitgliedsländer befasst. Dieses Kulturkomitee hat sich mit seinem Fonds zur Aufgabe gemacht, das Wissen über die europäische Geschichte und Kultur zu erweitern, wichtige Kulturstätten zu pflegen und den Kulturaustausch untereinander und Künstler zu fördern.

Vorzeigeprojekt Kulturhauptstadt

Eines der bekanntesten und wichtigsten Projekte innerhalb der Mitgliedsstaaten ist die Ernennung der europäischen Kulturhauptstadt. So genoss Weimar bereits als europäische Kulturhauptstadt finanzielle Zuwendungen und Brüssel bekommt sie in diesem Jahr. Aber auch Theater, Touristenverbände, Ausstellungen und Musik-Veranstaltungen werden mit Geldern der EU gefördert. Auch das "Europäische Jahr der Sprachen" wurde im letzten Jahr gesponsert.

Doch es gibt auch Kritik an dem EU-Kultur-Sponsoring. Timothy Kirkhope, Abgeordneter des Europäischen Parlaments und ehemaliges Mitglied des Kulturkomitees ist skeptisch. Der Begriff Kultur würde zunehmend politisch gebraucht. Wenn jemand definieren könne, was Kultur sei und was nicht, dann müsse das auf einer nicht-politischen Basis geschehen. Das wäre oft nicht der Fall, sagte Kirkhope im Gespräch mit DW-WORLD.

Dresden zu wenig gefördert

Als Beispiel für die Problematik nennt Kirkhope Dresden. Eigentlich hätte die Stadt aufgrund ihrer schweren Beschädigung im Zweiten Weltkrieg und ihrer Vernachlässung in DDR-Zeiten durch die EU gefördert werden müssen. Doch stattdessen sei das Geld woanders hingeflossen, kritisiert Kirkhope, der auch Mitglied im Förderverein für die Kultur der Stadt ist.

Und auch die EU-Osterweiterung gibt Anlass zur Sorge bezüglich der Verteilung des Geldes. Kritiker befürchten, dass weniger Geld zur Verfügung stehe, wenn zehn neue Mitglieder bis 2004 in die EU eintreten. William Newton Dunn, Vize-Präsident für Außenbeziehungen im Europäischen Parlament befürchtet das Geld reiche nicht für alle. Die neuen Beitrittskandidaten seien arm und würden daher ebenfalls Subventionen aus dem Kulturfonds erwarten. Die Folge sei, dass noch weniger Geld für den Westen zur Verfügung stehe, sagt der EU-Politiker. Denn die Kulturförderung der EU macht ohnehin nur fünf Prozent des jährlichen Budgets von 93 Milliarden Euro aus.