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Gemüse und viel Fleisch

Marcus Lütticke16. Dezember 2012

Viele Deutsche ernähren sich nicht ausgewogen. Das besagt der Ernährungsbericht 2012. Obwohl inzwischen mehr Gemüse gegessen werde, sei der Fleischkonsum zu hoch. Häufige Folgen sind Übergewicht und Krankheit.

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Wienerschnitzel (foto: fotolia)
Bild: ARC/Fotolia

Ob Schweinshaxe, Schnitzel, Bratwurst oder Kartoffelsalat: die traditionelle deutsche Küche ist vor allem eines: reich an Fleisch, Fett und Kalorien. Doch die tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten sehen heute etwas anders aus. Der im Auftrag der Bundesregierung erstellte Ernährungsbericht 2012 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt welche Entwicklungen es beim Essverhalten der Deutschen gibt.

Viele Deutsche sind zu dick

60 Prozent der Männer und rund 43 Prozent der Frauen haben Übergewicht. Diese Zahlen haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. Ein Grund ist laut dem Bericht, dass zu viel Fleisch gegessen wird.

Ein übergewichtiger Mann sitzt am auf einer Bank in Dresden (Foto: dpa)
Viele Deutsche leiden an ÜbergewichtBild: picture alliance/dpa

"Der Fleischkonsum stagniert auf einem hohen Niveau", so Helmut Heseker, Präsident der DGE und Professor am Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn im Gespräch mit der Deutschen Welle. Die Empfehlung der Wissenschaftler: Der Fleischkonsum sollte 300 bis 600 Gramm nicht überschreiten - pro Woche. Viele Menschen, vor allem Männer, würden diese Menge aber pro Tag zu sich nehmen. Auch mit fettarmem Fleisch gehe häufig immer noch eine erhöhte Fettaufnahme einher, da durch Soßen oder eine Panade zusätzliches Fett gegessen werde.

Doch nicht nur beim Gewicht mache sich ein hoher Fleischkonsum negativ bemerkbar. Auch das Krebsrisiko steige an: "Durch den Verzehr von rotem Fleisch, also Schwein, Rind, Schaf und Ziege, steigt das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken." Beim Verzehr von Geflügel und Fisch sei diese Wirkung weitaus geringer, so Heseker.

Kohl und Erbsen sind kein Renner

Positiv stellt der Bericht fest, dass der Konsum von Gemüse in den letzen Jahren zugenommen habe - seit dem Jahr 2000 um über ein Kilogramm pro Kopf und Jahr. Er liege aktuell bei 25 Kilogramm jährlich. Dadurch werden mehr Vitamine, sowie Mineral- und Ballaststoffe aufgenommen, die sich positiv auf den menschlichen Organismus auswirken.

Während besonders der Konsum von Tomaten, Gurken, Möhren und Salaten zugenommen habe, sei der Verzehr von Kohlsorten und Hülsenfrüchten wie Erbsen und Linsen rückläufig. Für diese Gemüsesorten wünscht sich Heseker eine bessere Werbung: "Es wäre schön, wenn die Sterne- und Fernsehköche diese Produkte vermehrt in ihre Gerichte einbauen könnten." Etwas seltener als zuletzt greifen die Deutschen zum Obst.

Helmut Heseker (Foto: privat)
Helmut Heseker untersuchte die Essgewohnheiten der DeutschenBild: privat

Bier, Limonade und Wasser

Auch das Trinkverhalten der Deutschen wurde von den Ernährungswissenschaftlern untersucht. Hier entwickelt sich Mineralwasser mehr und mehr zum beliebtesten Getränk. Trotzdem werden auch die meist zuckerhaltigen Softdrinks häufiger getrunken. Diese sind besonders kritisch zu betrachten, weil sie trotz hoher Kalorienaufnahme nur vergleichsweise wenig sättigen.

Wein und Bier konsumieren die Deutschen weniger. Allerdings trinken noch immer 31 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen mehr Alkohol als aus medizinischer Sicht akzeptabel ist. Der Grenzwert liegt für gesunde Männer bei 20 und für gesunde Frauen bei zehn Gramm pro Tag. Damit dürfte sie etwa ein Glas Wein pro Tag genießen.

Gewicht und Alter

Ein Schwerpunkt des Berichtes lag diesmal auf der Ernährung von Senioren. Bei den 70- bis 74-Jährigen ist der Anteil der Übergewichtigen mit 74 Prozent bei den Männern und 63 Prozent bei den Frauen besonders hoch. Die älteren Menschen ernährten sich nicht nur häufig falsch, sondern bewegten sich auch zu wenig.

Die Anzahl der übergewichtigen Kindern ist zurückgegangen. Bei Kindern im Vorschulalter sei, so die Studie, der Anteil der Übergewichtigen um bis zu drei Prozent gesunken und der Anteil der Fettleibigen (Adipositas) um bis zu 1,8 Prozent.

Der Ernährungsbericht wird seit 1969 alle vier Jahre im Auftrag der Bundesregierung erstellt. Er soll eine wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme und Bewertung der Ernährungssituation in Deutschland liefern und langfristige Ernährungstrends aufzeigen.