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Mehr Kontrolle bei Organspenden?

21. Juli 2012

Nach dem Organspende-Skandal in Göttingen wird diskutiert, ob die Organisation sicher genug ist oder ob nachgebessert werden muss. Im Raum steht der Vorschlag einer zusätzlichen Kontrolle nach dem Vier-Augen-Prinzip.

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Mediziner mit Kühlbehälter mit darin enthaltenem menschlichen Organen (Foto: DW)
Bild: DW

Der Chef der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer Hans Lilie schlug eine zusätzliche Kontrollinstanz zur Überprüfung der Patientendaten vor. Danach sollten die Patienten-Akten, die an Eurotransplant geschickt werden, jeweils noch einmal von einem unabhängigen Laborarzt überprüft werden. Eurotransplant ist die in den Niederlanden ansässige Vermittlungsstelle für Organspenden und auch für Deutschland zuständig. Dieser Vorschlag wird von anderen Experten aber als unpraktisch und unnötig abgelehnt. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe meinte, man müsse nicht das ganze System revolutionieren. Einzelfallprüfungen nach dem Zufallsprinzip würden reichen.

Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn fordert harte Strafen: "Da müssen dann halt auch mal Approbationen entzogen werden", sagte er in der Tageszeitung "Ruhr Nachrichten". Er drohte auch der Deutschen Stiftung Organspende (DSO): "Ansonsten müsste man die Stiftung selbst ihrer Aufgaben entledigen." Intransparenz und die anhaltende Diskussion über Machenschaften wie jetzt in Göttingen brächten das Thema Organspende in Verruf.

Mindestens 25 Verdachtsfälle

Auslöser für die Debatten sind die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Oberarzt des Universitätsklinikums Göttingen. Er soll in großem Stil Krankenakten manipuliert haben, um bestimmte Patienten - gegen Bezahlung - bei der Zuteilung einer Spenderleber zu bevorzugen.

Dabei wurden möglicherweise Laborwerte manipuliert und Dialyseprotokolle gefälscht, um zum Beispiel neben der Lebererkrankung auch noch Nierenprobleme vorzutäuschen. Ein schwerer wiegender Krankheitsbefund verbessert die Position auf der Warteliste, die für die Zuteilung eines Spenderorgans relevant ist. Im Zuge erster Untersuchungen wurden 25 Verdachtsfälle entdeckt.

Bahr: Weiterhin Organe spenden

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) rief dazu auf, sich in Sachen Organspenden nicht von dem Skandal abschrecken zu lassen. "Ich appelliere an die Bürger, aus den Vorwürfen keine voreiligen Schlüsse zu ziehen", sagte er der "Welt am Sonntag". Bahr betonte: "Die Organspende rettet Leben."

rv/gmf/gri (dap, afp, dpa)