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Mehr Krebs-Fälle rund um Asse

26. November 2010

Rund um das Atommüllager Asse nimmt die Zahl der Krebs-Erkrankungen zu. Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht aber keinen Zusammenhang mit dem radioaktivem Müll. Die Landesregierung verspricht, die Fälle zu untersuchen.

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Gelbe Fässer mit dem Radioaktivitätszeichen neben Asse-Schild (Foto: AP)
Bild: AP

Neue Zahlen nähren den Verdacht, dass die Bevölkerung im Umfeld von Atomanlagen einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt ist: Rund um das marode Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel häufen sich die Fälle von Blut- und Schilddrüsenkrebs. Wie aus dem aktuellen Krebsregister von Niedersachsen hervorgeht, sind zwischen 2002 und 2009 18 Fälle von Leukämie festgestellt worden. Das sind doppelt so viele wie gemäß dem Landestrend zu erwarten gewesen wäre. Außerdem wurde bei Frauen eine Verdreifachung der Fälle von Schilddrüsenkrebs registriert.

Untersuchungskommission eingerichtet

Atommüll-Zwischenlager Asse (Foto: dpa)
So sicher wie gedacht ist Asse doch nichtBild: picture-alliance/ dpa

In dem alten Salzbergwerk Asse wurden zwischen 1967 und 1978 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll eingelagert. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das das Atomlager betreibt, sieht allerdings bisher keinen Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen und dem Atommülllager. Die Überwachungsmessungen hätten ergeben, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefahr für Beschäftigte und Bevölkerung bestehe, teilte die Behörde mit.

Das Gesundheitsministerium in Hannover hat dennoch zusammen mit dem Landkreis, dem Landesgesundheitsamt und dem Bundesamt für Strahlenschutz eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Fälle zu untersuchen. Nun gehe es darum, möglichst detaillierte Angaben zu den Krebsfällen zu bekommen, erklärte das Ministerium, da die Angaben im Krebsregister anonymisiert seien. "Wir müssen davon ausgehen, dass es mehrere Monate dauern wird, bis wir nähere Erkenntnisse zu den Menschen haben", sagte die zuständige Mitarbeiterin, Elke Bruns-Philipps. Der Wolfenbütteler Landrat Jörg Röhmann (SPD) warnte allerdings vor voreiligen Schlussfolgerungen. "Ein Zusammenhang zwischen den gehäuften Krebserkrankungen und der Asse-Thematik kann derzeit nicht hergeleitet werden", sagte er.

Schließung geplant

Atommüll-Fässer (Foto: AP)
Asse wurde zum Symbol für fahrlässigen Umgang mit AtommüllBild: picture-alliance/ dpa

Die neuen Zahlen aus Niedersachsen sind nicht die ersten ihrer Art. 2007 zum Beispiel ergab eine vom BfS in Auftrag gegebene Studie, dass Kleinkinder im Umkreis von Atomkraftwerken ein höheres Krebs- und Leukämierisiko haben. Die Ursache dafür ist aber umstritten: "Nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand" sei auszuschließen, dass Atomkraftwerke im Normalbetrieb eine krankmachende Menge Strahlung freisetzten, erklärte das BfS seinerzeit.

Das Atommülllager Asse ist vor allem bekannt geworden für einen schlampigen Umgang mit Atommüll. Inzwischen ist bekannt, dass mehrfach Wasser in den angeblich sicheren Salzstock eingedrungen ist. Das BfS plant daher, den Atommüll wieder herauszuholen.

Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Martin Schrader

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