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Krebs

26. Februar 2012

Die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, sind heute erheblich besser als vor einer Generation. Starben in den 70er Jahren noch rund zwei Drittel aller Krebspatienten, sind es derzeit weniger als die Hälfte.

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MR-Mammographie am Universitätsklinikum Jena.jpg Prof. Dr. Werner A. Kaiser, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und die medizinisch-technische Assistentin Christin Nyffenegger bereiten am Mittwoch (04.07.2007) im Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena eine Patientin für eine Magnetresonanz-(MR)-Mammographie vor. Foto: dpa
Bild: picture-alliance/ dpa

Die Ursachen für diese erfreuliche Entwicklung sind vielfältig: Da gibt es zum einen den demografischen Faktor. Krebs ist in der Regel immer noch eine Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Und die dann zwar oft chronisch, aber nicht mehr tödlich verläuft. Sprich: die Menschen sterben mit, aber nicht an dem Krebs.

Doch auch für Jüngere sind die Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Grund ist zum einen der medizinische Fortschritt, in Form von besseren Untersuchungsgeräten, wirksameren Medikamenten und onkologischen Zentren. Ein anderer ist das verbesserte Angebot von Früherkennungsmaßnahmen.

Post von der Krankenkasse

Er plane den weiteren Ausbau von Früherkennungsangeboten, erklärte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) auf dem 30. Deutschen Krebskongress in Berlin, der am Samstag (25.02.2012) zu Ende ging. Durch personalisierte Einladungen der Krankenkassen sollten noch mehr Menschen als bisher motiviert werden, zu den zumeist kostenlosen Untersuchungen zu gehen.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) Foto: Adam Berry/dapd
Bundesgesundheitsminister Daniel BahrBild: dapd

Aus den Reihen der CDU waren im Umfeld des Kongresses noch weitergehende Vorschläge zu hören. Wenn jemand die Früherkennungsuntersuchungen nicht wahrnehme, solle man ihn im Falle einer Erkrankung stärker an den Kosten der Behandlung beteiligen, forderte etwa der CDU-Politiker Jens Spahn.

Man brauche keine Bestrafung von kranken Menschen, sondern eine gute Patienteninformation, wehrt Birgit Bender, Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitikerin von Bündnis 90/Grüne, ab. "Ich würde mir eine Kampagne wünschen, die den Menschen erst mal klar macht, was Früherkennung im Einzelfall leisten kann und was auch nicht."

Früherkennung kann Leben retten

Durch die 2005 eingeführten Reihenuntersuchung an allen über 50-jährigen Frauen im sogenannten Mammografie-Screening-Programm werden heute viel mehr Brust-Tumore im Frühstadium entdeckt. Dadurch sind die Heilungschancen oft erheblich verbessert. Auch bei Darmkrebs können regelmäßige Kontrollen Wucherungen entdecken, bevor diese zu bösartigen Tumoren werden.

Eine Ärztin mit einer Patientin im Krankenhaus bei einer Mammografie
Die Früherkennung von Tumoren verbessert oft die HeilungschancenBild: picture alliance/CHROMORANGE

Abwägung von Risiken

Grünen-Politikerin Birgit Bender hält Früherkennungsprogramme allerdings nicht immer für sinnvoll. "Es ist immer ein Tausch von Risiken. Ich verringere vielleicht dass Risiko, an einem Tumor, den ich habe, vorzeitig zu sterben. Gleichzeitig gehe ich aber das Risiko ein, das man etwas entdeckt, was mich nie belastet hätte."

Gerade bei älteren Männern, bei denen Prostatakrebs diagnostiziert werde, laufe die ganze beschwerliche Behandlungsmaschinerie an, obwohl viele Ältere sehr langsam wachsende Tumore hätten, die ihnen auch ohne Behandlung niemals Beschwerden machen würden.

Männer ticken anders

Eine persönliche Einladung zu einer Früherkennungsuntersuchung hält die Heidelberger Psychologieprofessorin Monika Sieverding für eine sinnvolle Maßnahme. Sie hat sich in einer umfassenden Studie mit Krebsfrüherkennungsuntersuchungen auseinandergesetzt - und damit, warum Männer diese Möglichkeit viel weniger häufig in Anspruch nehmen als Frauen.

"Ein Grund ist, dass Männer nicht in einem so regelmäßigen Kontakt zu Ärzten sind wie Frauen. Bei denen wird die Krebsuntersuchung beim Besuch ihrer Frauenärztin einfach nebenher mitgemacht". Ein weiterer Grund liegt in dem anscheinend immer noch aktuellen traditionellen Männerbild. "Viele Männer wollen nicht wehleidig erscheinen, sie wollen sich auch keine Gedanken machen über potenzielle Krankheiten."

Ein Arzt betrachtet ein Röntgenbild © Kurhan #27410462
Männer tun sich schwer mit dem Besuch beim ArztBild: Fotolia/Kurhan

Bei Kampagnen zur Krebsfrüherkennung müsse man besonders auf die Formulierung achten, rät die Psychologin. Werde zum Beispiel kommuniziert, dass nur etwa jeder fünfte Mann zu einer Prophylaxe gehe, sei der Effekt eher demotivierend. Der männliche Leser denkt sich: wenn die Mehrzahl nicht geht, muss ich auch nicht gehen.

Persönlicher Kontakt rüttelt auf

Den Ausschlag, sich doch zu einer Früherkennungsuntersuchung aufzuraffen, gibt dann letztlich oft das persönliche Umfeld. Wenn ein Freund oder ein Verwandter an Krebs erkrankt, versagt das Prinzip Verdrängung. Und angesichts von 1,4 Millionen Tumorpatienten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, jemanden zu kennen, der betroffen ist oder war.

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Andrea Lueg