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Mehr Luft für die Griechen

29. September 2012

Athen kann offenbar die geplanten internationalen Finanzhilfen fest einplanen - trotz Milliardenlöchern und Reformmängeln. Die Angst von IWF, EZB und EU vor Staatspleite und Euro-Austritt ist einfach zu groß.

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Symbolbild Griechenland: weiße Hauswände vor blauem Meer (Foto: mefanti/Fotolia)
Bild: mefanti/Fotolia

Die griechische Regierung darf nach übereinstimmenden Medienberichten offenbar in jedem Fall auf weitere Finanzhilfen hoffen. So solle Athen trotz neuer Milliardenlöcher und Mängel bei der Umsetzung der Reformen die nächste Hilfstranche von 31 Milliarden Euro erhalten, berichten die "Wirtschaftswoche" und die "Welt am Sonntag" übereinstimmend unter Berufung auf namentlich nicht genannte EU-Kreise.

So gebe es Überlegungen, dass Griechenland - anders als vereinbart - seinen Schuldenstand nicht bis 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduzieren müsse, meldete die "Welt am Sonntag". Wichtiger seien die Jahre 2013 und 2014, heiße es in Regierungskreisen. Die Frage, was danach passiere, müsse dann später geklärt werden.

Verbereitungen der EU schon im Gange

Auch in Brüssel laufen laut "Wirtschaftswoche" bereits die Vorbereitungen für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche. Hintergrund sei die Angst vor den Folgen einer Staatspleite Griechenlands mit anschließendem Euro-Austritt. "Die Angst vor einem Dominoeffekt ist zu groß", zitiert das Magazin einen EU-Diplomaten. Die Griechen würden eine Liste von Reformen erhalten, die zu einem bestimmten Datum vom Parlament abgesegnet werden müssten. Das Geld werde dann freigegeben, sobald die Abgeordneten zugestimmt hätten.

Griechenland: Sparen unter Protest

Unklar ist offenbar noch, wann und mit welchem Ergebnis der nächste Prüfbericht der Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und EU vorliegen wird. So wird der Report laut "Wirtschaftswoche" die Auflagen für Griechenland nicht als komplett erfüllt sehen. Der "Focus" berichtet dagegen, der Troika-Bericht werde so ausfallen, dass die Politik das Geld freigeben könne.

Troika ist sich uneins

Seit Monaten wird damit gerechnet, dass der Bericht Defizite Athens bei der Umsetzung der Reformen und der Eindämmung des Haushaltsdefizits ans Licht bringt. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" sind sich EU, Währungsfonds und Zentralbank jedoch uneins über den besten Weg, Griechenland entgegenzukommen. "Es wird immer deutlicher, dass diese Troika eine schwierige Kombination ist", wird ein Notenbanker zitiert.

Die Vertreter von EU, EZB und IWF in Athen (Foto: Reuters)
Scheinbar weniger Troika-Harmonie als allgemein angenommen: die Vertreter von EU, EZB und IWF in AthenBild: Reuters

Finanzanalysten halten den langfristigen Finanzbedarf Athens ohnehin für schwer kalkulierbar, da sich die Entwicklung der griechischen Wirtschaft in den kommenden Jahren nicht präzise vorhersagen lässt. Hilfsmaßnahmen wie die Rettungspakete und der Athener Schuldenschnitt zulasten privater Gläubiger fußen jedoch auf sehr konkreten Erwartungen.

Deutsche Rentner und Pensionäre gesucht

Der IWF sucht derweil vor allem deutsche Rentner und Pensionäre für den Aufbau einer funktionierenden Finanzverwaltung in Griechenland. Gebraucht würden "Senior-Experten", die langjährige Erfahrung im Steuerwesen hätten und mit Leitungsaufgaben betraut gewesen seien, berichtet die "Wirtschaftswoche". Seit November stünden schon rund 170 Steuerexperten aus Landes- und Bundesfinanzbehörden bereit, um Griechenland beim Aufbau einer effizienten Finanzverwaltung zu unterstützen. Bislang seien aber erst sieben deutsche Beamte in Athen zu kleinen Einsätzen gekommen, heißt es weiter. Sie hätten griechische Finanzbeamte in zwei- bis dreitägigen Workshops in der Vollstreckung, Außenprüfung und im Umgang mit Großunternehmen und reichen Bürgern geschult.

sti/uh (afp, dapd, dpa, rtr)