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Mehr Wasserstoffautos auf die Straße!

Julia Elvers25. Februar 2005

Statt stinkendem Sprit soll an Tankstellen bald immer mehr Wasserstoff fließen. Die deutsche Linde AG will in einem Pilotprojekt ein flächendeckendes Netz von Wasserstoff-Tankstellen an Autobahnen aufbauen.

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Die größte Wasserstoff-Tankstelle Europas steht in BerlinBild: AP

An der Technik wird schon lange gebastelt. Anders als Benzin, Diesel, Heizöl oder Kohle ist Wasserstoff fast unbegrenzt vorhanden. Bei der Verbrennung fallen keine Schadstoffe an. Doch den Durchbruch hat die Technik noch nicht geschafft. Das liegt unter anderem daran, dass es zu wenig Tankstellen mit Wasserstoff gibt.

Das will die Linde AG jetzt ändern. "Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft", meint Wolfgang Reitzle, Vorstandschef des Anlagenbauers und Industriegas-Herstellers. "Die Produktion von Erdöl wird ihren Zenit schon in wenigen Jahrzehnten überschritten haben. Auch die Erdgasvorkommen sind endlich, und die Erschließung neuer Vorkommen wird tendenziell immer teurer," mahnt Reitzle.

International Hydrogen Day

Vorstandschef Wolfgang Reitzle
Wolfgang Reitzle, Vorstandschef von Linde AG,Bild: dpa

Am Donnerstag (24.2.) stellte Reitzle auf dem Internationalen Wasserstofftag in Berlin eine Machbarkeitsstudie für Wasserstoff-Tankstellen an deutschen Autobahnen vor. Rund alle 50 Kilometer soll demnach eine Zapfsäule mit Wasserstoff installiert werden.

"So eine Wasserstoff-Autobahn, die in einem ersten Schritt Investitionen von etwa 30 Millionen Euro erfordern würde, würde zunächst als Teststrecke dienen und könnte zu einem 'European Hydrogen Highway' ausgebaut werden," so Reitzle. Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur für den Autoverkehr in Europa würde 3,5 Milliarden Euro kosten. Linde will nun bei Autoherstellern und der Mineralöl-Industrie um Unterstützung werben.

Henne-Ei-Problem

Laut Ulrich Schmidtchen vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) arbeiten Autohersteller und Mineralölindustrie bereits an der Technik. Er begrüßt die Initiative, die das so genannte "Henne-Ei-Problem" lösen könnte. Das besteht darin, dass es ohne Wasserstoff-Autos keine Wasserstoff-Tankstellen gibt und ohne Tankstellen-Netz keine Wasserstoff-Autos. Schmidtchen zufolge gibt es in Deutschland bisher nur fünf bis zehn Wasserstoff-Tankstellen.

Kyoto durch die Hintertür

Auftrieb könnte das Projekt durch das Aktionsprgramm bekommen, das Bundeskanzler Schröder und US-Präsident Bush am Mittwoch (23.2.) in Mainz vereinbart haben. Die USA weigern sich zwar nach wie vor, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren. Doch in dem "Aktionsprogramm für umweltfreundliche und effiziente Energie, Entwicklung und Klimaschutz" verpflichtet sich Amerika, Umweltverschmutzung und Treibhausgase zu reduzieren.

Die USA und Deutschland sind Gründungsmitglieder der "Internationalen Partnerschaft für Wasserstoffwirtschaft", die 2003 von 15 Ländern und der Europäischen Kommission gegründet wurde, um moderne Forschung und Entwicklung im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie zu betreiben. In dem Aktionsprogramm vereinbarten beide Seiten, die Zusammenarbeit zu verstärken.