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Mein Kunst-Stück: Pflaumenblüten

Ulrike Sommer, (spe)12. Februar 2007

Ausgewählte Kunstwerke und ihre "Paten": Der amerikanische Komponist Maurice Weddington stellt sein Lieblingswerk im Berliner Museum für Ostasiatische Kunst vor, eine neun Meter lange chinesische Bildrolle.

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Maurice Weddington vor dem Ostasiatischen Museum in Berlin
Maurice Weddington, ostasiatisch fasziniertBild: DW

Dies ist nicht nur ein Abstecher in den Fernen Osten und in die Kunst der Ming-Zeit, sondern auch die Geschichte einer Verführung. Im Berliner Museum für ostasiatische Kunst verfiel der amerikanische Komponist Maurice Weddington dem Zauber eines chinesischen Rollbildes, das der Künstler Chen Lu vor fast 600 Jahren malte: "Pflaumenblüten im Mondlicht".

Eine verführerische Komposition...

Eine neun Meter lange Bildrolle: Chen Lus "Pflaumenblüten im Mondlicht"
Einer der "Vier Edlen" der chinesischen Malerei: Das Motiv PflaumenblüteBild: DW

"Mich faszinierte die Anmut und die Schönheit dieser Malerei", erzählt er. "Ich sah sofort, dass es darum ging, den Betrachter zu verführen. Der Mond geht auf, und dann zieht einen dieser wunderbare Zweig hinein in die Komposition. Je weiter man vordringt, desto zauberhafter wird das Ganze."

Maurice Weddington sah Parallelen zu seiner eigenen Art zu komponieren. Das inspirierte ihn, die Blütenpracht Zentimeter für Zentimeter abfotografieren und zu einem Film montieren zu lassen. Dazu komponierte er sein Stück "Lunaria".

...verführt zur Komposition

"Etwa in der Mitte des Bildes verliert der Betrachter die Orientierung - er weiß nicht mehr wo oben und wo unten ist. Chen Lu hat das genau geplant. Dieses Verwirrspiel ist absolut außergewöhnlich. Und dann beendet er die Komposition mit derselben eleganten Bewegung wie am Anfang - eine großartige Symmetrie!"

Anzusehen nur zu besonderen Gelegenheiten
Anzusehen nur zu besonderen GelegenheitenBild: DW

"Pflaumenblüten im Mondlicht" war das erste von mehreren Rollbildern, die Maurice Weddington in Film und Musik verwandelt hat. "Man zeigte diese Bilder immer nur abschnittsweise, zu besonderen Anlässen. Das war eine große Ehre, wenn man sie zu sehen bekam", erklärt der Komponist. Mit Obstbaumzweigen und ihren zarten Blüten demonstrierten die chinesischen Tusch-Maler ihr handwerkliches Können. Chen Lu war ein Meister dieser Kunst, hoch geachtet, aber bettelarm. Weddington vermutet, dass der Maler von seinem Gegenstand geradezu besessen gewesen sein musste: "Wer malt schon eine neun Meter langes Bild mit Abertausenden von Blüten, von denen eine jede individuell gestaltet ist?"

Malerei inspiriert Film inspiriert Musik

Fast zehn Jahre ist die erste Begegnung des Komponisten aus Chicago mit dem verführerischen Blütenzauber jetzt her. "Es war, als hätte ich nach sehr langer Zeit einen alten Freund wieder gesehen. Und jedes Mal bin ich aufs Neue beeindruckt, wie Chen Lu mit dem Thema umgegangen ist. Ich würde den Film und die Musik am liebsten nochmal machen, länger."