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Tanz im Bode-Museum

Ulrike Sommer, Andrea Horvath, (spe)30. März 2007

Die japanische Tänzerin Yui Kawaguchi entführt uns in die griechische Götterwelt von Apoll, Daphne und Hyacinth.

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Das Bode-Museum nach der Widereröffnung: kaiserlicher Prunk in neuem Glanz
Kaiserlicher Prunk in neuem GlanzBild: AP

Das frisch renovierte Bode-Museum mit der Skulpturensammlung, dem Museum für Byzantinische Kunst, dem Münzkabinett und Werken der Gemäldegalerie ist erst seit Oktober 2006 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – und ein großer Publikumserfolg. Wer sich für ältere Plastik interessiert, findet hier eine der größten Sammlungen in Deutschland. Skulpturen vom frühen Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert aus den deutschsprachigen Ländern, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien erzählen ihre Geschichten.

Die Tänzerin Yui Kawaguchi aus Tokio verliebte sich bei einem nächtlichen Auftritt im Bode-Museum in den Ort und seine Bewohner. In ihrem Stück "Apollo und Hyacinth" geht es um das Schicksal des griechischen Gottes Apoll - ein Schwerenöter, der Frauen und Männer gleichermaßen in seinen Bann zieht. "Apollo hat so viele Liebschaften", erklärt die Choreographin, "auch mit Melia, die ich tanze, und ihrem Bruder Hyacinthus, und auch mit anderen Frauen. Das finde ich ein bisschen treulos."

Yui Kawaguchi mit barocken Skulpturen im Bode-Museum
Yui Kawaguchi mit ihren barocken TanzpartnernBild: DW-TV

Von einer der vielen Amouren Apolls erzählen die Barockfiguren im Bode-Museum. Eines Tages trifft Amors Pfeil den göttlichen Filou, und er verliebt sich in die Nymphe Daphne. Yui Kawaguchi gefällt diese 'menschliche' Seite des jungen Gottes: "Dass er so 'ungöttlich' ist, finde ich sehr sympathisch." Daphne verschmäht Apoll. Um seinen Nachstellungen zu entgehen, bleibt ihr nur ein einziger Ausweg: "Sie hat sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, damit sie nicht mehr von Apollo verfolgt wird."

Yui Kawaguchi kam aus Japan nach Berlin, verliebte sich - und blieb. Inzwischen ist die Tänzerin und Choregraphin - anders als Apoll - glücklich verheiratet. "Ich habe noch keine wirklich unglückliche Liebe erlebt, um so faszinierender ist es für mich, tragische Liebschaften als lebendige Bewegung darzustellen - oder sie in Stein gehauen vorzufinden."

In die Museumsgötter hat sich die Zeit eingeschrieben - wie in den Körper einer Tänzerin, empfindet Yui Kawaguchi: "Ich als Tänzerin versuche immer sehr aufmerksam zu sein, was mein Leben für Spuren auf meinem Körper hinterlässt und was mein Körper erzählt."

Vor steinernen Zuschauern zu tanzen, war eine besondere Herausforderung. "Vor der Vorstellung habe ich den Raum und die Skulpturen angeschaut, gefühlt, wie sie atmen, der Raum und alle Steine. Ich versuchte, damit zu verschmelzen."

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Bild: DW

Apoll und Daphne: Einst bekrönten die beiden mythologischen Figuren das Dach einer Villa. Geschaffen hat sie der Baumeister und Bildhauer Andreas Schlüter. Von ihm stammt auch die Reiterstatue des großen Kurfürsten im Kuppelsaal des Bode-Museums. Schlüter brachte das Barock nach Berlin; er prägte an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert das Gesicht der Stadt.

Seine letzte Arbeit in Berlin war die Villa Kamecke - dort standen ursprünglich Apoll und Daphne, Yui Kawaguchis steinerne Vorbilder. "Ich glaube, die Menschen haben auch eine 'skulpturliche' Seite. Spannung und Entspannung sind beide genauso wichtig." Eine Aufforderung zum Tanz - in der Skulpturensammlung des Bode-Museums.